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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fremde mehr zu sich selbst als zu dem Wärter.
    „Ja“, meinte dieser. „Man sollte ihnen den Strick geben, anstatt der Galeere.“
    „Und was ist mit dem Grafen geworden?“
    „Er befindet sich bei dem Herzog von Olsunna, der derjenige ist, durch den die Sache an den Tag kam.“
    „Ah, der Herzog befindet sich hier?“
    „Ja, er ist todkrank und wohnt mit seiner Tochter in dem Haus des Schiffers Jean Foretier. Es ist das erste Haus, wenn man von hier nach der Stadt geht. Wie ich Ihnen sagte: Streichen Sie die Schuld aus, Sie erhalten nichts.“
    „Und wo ist die alte Frau, die bei Gabrillon war?“
    „Niemand weiß es. Sie ist in der Stadt gewesen, als er verhaftet wurde, und seit dieser Zeit nicht weiter gesehen worden. Sie wird von der Verhaftung gehört und sich da gleich aus dem Staub gemacht haben. Aber ich muß nach dem Leuchtapparat sehen und habe keine Zeit mehr. Gute Nacht.“
    Der Fremde ging und kehrte nach dem Boot zurück. Als man ihn dort allein kommen sah, fragte der, der am Steuer saß:
    „Nun, Garbo, wie steht es? Es ist hoffentlich alles in Ordnung.“
    Der Gefragte war also Garbo, der vertraute Zigeuner Zarbas, der damals die Ausgrabung der Leiche und die Entfernung Don Emanuels geleitet hatte. Er antwortete:
    „Es ist vielmehr alles in der verfluchtesten Unordnung. Haltet euch ruhig! Dieser Gabrillon ist ein großer Esel, er ist arretiert worden, und da Zarba bei ihm war, hat man sie mit eingesteckt.“
    Alle Männer in dem Boot waren Zigeuner. Sie erschraken bei der Nachricht, die sie erhielten, vermieden aber jeden Ausruf, der ihre Anwesenheit hätte verraten können. Der Steurer erkundigte sich leise:
    „Weshalb hat man sie denn arretiert?“
    „Man hat entdeckt, daß der Wahnsinnige der Graf ist“, antwortete Garbo und erzählte alles, was er erfahren hatte.
    Die Gitanos hielten nun eine kurze Beratung, deren Ergebnis war, daß man die Königin befreien müsse. Sie zerstreuten sich, um zu rekognoszieren, und nur einer blieb bei dem Boot zurück, um dasselbe zu bewahren.
    Als sie sich nach einiger Zeit wieder zusammenfanden, war das Ergebnis ihrer Nachforschung ein nicht ganz unbefriedigendes. Diese Leute waren im Nachspüren alle außerordentlich erfahren, und so wußten sie nach kurzer Zeit, daß der Inspektor des Gefängnisses alle Abende in das Weinhaus gehe und spät nach Mitternacht heimkehre. Seine Familie legte sich zeitig schlafen, und der Schließer, der der einzige war, dem die Bewachung des Gefängnisses oblag, pflegte dann eine gegenüberliegende Absynthkneipe zu besuchen, anstatt seinen Pflichten nachzukommen. Garbo hatte sich sogar nach dem Gefängnis gewagt und sowohl den Inspektor, als auch den Schließer gesehen.
    Es wurde nun beschlossen, den Ausgang des Gefangenenhauses heimlich zu bewachen. Den Inspektor wollte man passieren lassen, den Schließer aber einfach niederschlagen oder erwürgen, ihm die Schlüssel abnehmen und dann die Gefangenen befreien.
    Dies wurde ausgeführt. Bei der herrschenden Dunkelheit hatte kein Mensch eine Ahnung, daß fünf bewaffnete und entschlossene Männer sich in der Nähe des Gefängnisses befanden. Garbo stand dem Ausgang am nächsten. Er sah den Inspektor gehen. Später verlöschten die Lichter in der Wohnung desselben, dies war das Zeichen, daß die Seinen schlafen gingen.
    Nun verging eine halbe Stunde, dann wurde die Tür leise auf- und zugeschlossen, der Schließer trat seinen heimlichen Kneipweg an. Er hatte kaum einige Schritte getan, da legten sich zwei kraftvolle Hände von hinten um seine Kehle, die so zusammengepreßt wurde, daß er keinen Atem holen und keinen Laut ausstoßen konnte. Die Todesangst riß ihm den Mund weit auf, und sofort wurde ihm ein Knebel zwischen die Zähne geschoben.
    „So ist's gut“, hörte er eine leise Stimme sagen. „Nun brauchen wir ihn wenigstens nicht zu töten. Schafft ihn beiseite!“
    Er wurde nach einem abgelegenen, abends nicht besuchten Ort getragen, wo sein leises Röcheln nicht gehört und zum Verräter werden konnte. Die Schlüssel hatte Garbo ihm abgenommen.
    Nun drangen die Zigeuner leise in das Gefängnis ein. Sie hatten ein Fenster erleuchtet gesehen, dies war jedenfalls dasjenige des Raumes, in dem der Schließer eigentlich zu wachen gehabt hatte. Sie begaben sich dorthin und fanden da auf dem Tisch ein Zellenverzeichnis, aus dem sie ganz leicht ersahen, in welcher der Zellen sich die Gesuchten befanden.
    Sie wurden herbeigebracht, ohne daß man das geringste Geräusch

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