44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
daneben einige Hilferufe, denen ein schmerzliches Ächzen und Stöhnen folgte. Die Kugeln hatten getroffen.
„Zurück!“ hörte man Garbo kommandieren.
Dann vernahm man, daß die noch Unverwundeten davonrannten. Sie ließen die anderen im Stich, sie wagten nicht, sich mit Fortschaffen der Niedergeschossenen aufzuhalten, da die Pistolensalve sie auf die Vermutung gebracht hatte, daß die Verteidiger zahlreich seien. Diese wiederum standen von einer Verfolgung ab, die bei dem Dunkel der Nacht keinen Erfolg haben konnte.
Es wurde Licht angebrannt, und nun sahen sie, daß drei Zigeuner im Haus lagen, zwei tot und einer schwer verwundet. Otto eilte schleunigst in die Stadt, wo er die Polizei bereits in Aufregung fand. Der Gefängnisinspektor hatte bei seiner Heimkehr die Abwesenheit des Schließers und die Flucht der Gefangenen entdeckt und sofort Anzeige erstattet. Infolgedessen fand der Maler den Maire wach und teilte ihm das Geschehene mit.
Der Beamte begab sich nun sofort in Begleitung seiner Gendarmen nach der Wohnung des Herzogs, um dort den Tatbestand aufzunehmen.
Der verwundete Zigeuner wurde verhört. Seine Verletzung war tödlich, aber selbst die Nähe des Todes bewog ihn nicht, ein offenes Geständnis abzulegen. Er hing an Zarba so sehr, daß er kein Wort sprach, das ihr den geringsten Schaden hätte bereiten können. Nur das sagte er aus, daß der Wahnsinnige wirklich Graf Emanuel Rodriganda sei, den man vom Leuchtturm habe entfernen wollen. Aber wie der Graf dorthin gekommen sei und wohin er hatte gebracht werden sollen, das sagte er nicht. Er behauptete, es nicht zu wissen.
Er wurde mit den beiden Leichen fortgeschafft und starb noch während der Nacht im Gefängnis. Von den entflohenen Zigeunern war keine Spur mehr zu finden. Die Polizei vigilierte vergebens nach ihnen, sie wurden nicht entdeckt. Freilich schienen die Nachforschungen nicht sonderlich angestrengt betrieben zu werden. Es handelte sich ja um Ausländer, und dem Maire nebst seinen Vorgesetzten lag nichts daran, von der ganzen Angelegenheit viel Geschrei zu machen, sie konnten nichts dabei gewinnen. Im übrigen gaben sich auch der Herzog und Otto zufrieden, den Grafen Emanuel als solchen amtlich festgestellt und anerkannt zu sehen. Alles Weitere konnte nur Unbequemlichkeiten für sie mit sich bringen, oder gar ihre Abreise verzögern.
Sie machten vor Gericht ihre Aussagen betreffs der Abwehr der Zigeuner, und da sie in berechtigter Selbstverteidigung gehandelt hatten, erwuchsen ihnen aus der Tötung der drei Männer keinerlei Unannehmlichkeiten. Indessen besserte sich die Gesundheit des Herzogs dermaßen, daß er nach der von Sternau angegebenen Zeit seine Reise antreten konnte. Einige Tage Aufenthalt zuerst in Paris und dann in Straßburg übten einen wohltätigen Einfluß auf ihn, und als er Mainz erreichte, hatte er zwar noch ein leidendes Aussehen, aber seine Kräfte waren gestärkt, und er bot einen ganz anderen Anblick als bei Beginn der letzten Woche, die eine so Verhängnis- und ereignisvolle gewesen war. –
VIERTES KAPITEL
Auf Piratenjagd
„Ich jage durch die wilde Flut,
Die Wogen sind meine Meute;
Ich sehne mich nach des Feindes Blut,
Vergossen um goldene Beute.
Im Kampf wird doppelt stark die Faust,
Zu Helden werden die Feigen,
Drum, wer meine Flagge erkennt, dem graust,
Er weiß ja, er kann nicht entweichen.
Selbst im Orkan, wenn's anderen graut,
Erhebe ich Steuern und Zölle:
Der Sturm ist mein Kumpan, die See meine Braut.
So segle ich kühn in die Hölle.“
Sternau war, nachdem er die Bucht verlassen hatte, nach Süden gedampft. Er kam glücklich über den der Seefahrt so gefährlichen Meeresbusen von Biskaya, der von den Schiffern der Matrosenkirchhof genannt wird, und legte, um Nachforschungen anzustellen, bei den Kapverdischen Inseln, bei den Kanarien und den Azoren an, konnte aber nichts erfahren.
Nun ging er direkt nach Sankt Helena, wo er seinen Kohlenvorrat ergänzen wollte, und fand hier endlich die erste Spur. Auch Kapitän Landola hatte mit seiner ‚Péndola‘ hier angelegt, um Wasser einzunehmen, und war nach Süden gegangen. Nun stand zu erwarten, daß man in der Kapstadt weiteres von ihm hören werde, und darum hielt Sternau nach dem Kap der guten Hoffnung zu.
Die Jacht ‚Rosa‘ befand sich einige Grade nördlich vom Kap, und es war früher Morgen, als Helmers, der jetzt nicht mehr Steuermann, sondern Kapitän genannt wurde, in die Kajüte kam, wo Sternau sich befand, und ihm meldete, daß in
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