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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie mir zwei und nehmen Sie die anderen. Können wir den Herzog benachrichtigen, ohne daß man Geräusch von außen bemerkt?“
    „Ja. Den Schlüssel zum Wohnzimmer habe ja ich, denn ich muß stets dort sein, ehe Durchlaucht sich erhebt.“
    „So wecken Sie ihn. Es ist besser, die Herrschaften sind wach und vorbereitet, als daß sie durch unsere Schüsse erschreckt werden. Auch Doña Flora und die Zofe müssen geweckt werden.“
    „Ich werde das besorgen“, sagte der Diener. „Treten Sie einstweilen in den Flur, um alles zu hören, was geschieht. Hier sind Ihre Pistolen und hier haben Sie auch einige Patronen.“
    Sie verließen das Stübchen leise und trennten sich.
    Otto lauschte. Er vernahm ein leises Schleichen, und dann probierte man zunächst an der vorderen, dann auch an der hinteren Tür. Da der Diener die Tür zum Wohnzimmer des Herzogs, in welches er jetzt getreten war, offen gelassen hatte, so konnte Otto deutlich hören, daß man dort die Läden untersuchte, ob sie fest verschlossen seien.
    Unterdessen gelang es, die Schlafenden zu wecken. Die Zofe wurde zu dem Grafen gewiesen, um diesen zu bewachen; Flora war heruntergeschlichen und traf da auch ihren Vater, der eine der Pistolen forderte, um an der Verteidigung teilzunehmen, obgleich er Patient war. Er erhielt von dem Diener eine der Waffen.
    Auch Flora verlangte eine Pistole, ließ sich aber von Otto überzeugen, daß diese in der Hand eines geübten Schützen von größerem Wert sei, als in der ihrigen. Da trat sie zu dem offenen Herd und nahm von dort ein großes Messer zu sich. Man konnte nicht wissen, was geschah.
    Man schien mit der Untersuchung zu Ende zu sein. Vor der hinteren Tür hörten die Wartenden flüsternde Stimmen. Otto schlich sich hin und horchte.
    „Ohne Lärm kommen wir nicht hinein“, sagte einer. „Es ist alles zu fest verschlossen.“
    „So müssen wir durch eins der oberen Fenster steigen.“
    „Pah! Durch die Fenster eines normannischen Fischerhauses? Die sind ja viel zu klein. Nein, wir müssen etwas anderes finden.“
    „Wenn man nur wüßte, wieviel Menschen das Haus bewohnen.“
    Da ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen, es war diejenige Zarbas, Otto hörte dies sofort.
    „Wer soll denn da wohnen?“ fragte sie. „Kein Mensch, den wir zu fürchten hätten. Da ist Gabrillon, der wird es euch sagen.“
    Gabrillon mußte eben erst hinzugetreten sein, denn es dauerte einen Augenblick, ehe man ihm erklärt hatte, um was es sich handelte.
    „Ich habe dieses Haus vom Turm aus beobachtet“, flüsterte er. „Jean Foretier, dem es gehört, hat es dem Herzog ganz überlassen und wohnt bei seinem Nachbar; ihn haben wir also nicht zu fürchten. Hier gibt es nur den Herzog, der ist bereits eine halbe Leiche, er tut uns nichts; ferner seine Tochter und eine Zofe, die werden sich unter die Bettdecken verkriechen und wimmern; endlich gibt es einen Diener, der der einzige ist, mit dem wir zu rechnen haben. Aber wir sind ihm sechsfach überlegen.“
    „Da wißt ihr's“, sagte Zarba. „Hört, was ich euch sage: Diese hintere Tür ist nicht so fest wie die vordere; wenn zwei sich dagegen stemmen, so drücken wir sie ein. Wir dringen in das Haus und suchen zunächst Licht. Finden wir dieses, so ist es nicht schwer, auch den Grafen zu finden. Ehe sich die anderen besonnen haben, sind wir fort und wieder auf unserem Boot. Ich freilich darf nicht in das Haus. Euch kennt man nicht, mich aber mehr als genau, und wenn man auch ahnen wird, daß der Plan von mir ausgeht, so soll man mir es doch nicht beweisen können. Also vorwärts! Macht los, ich warte hier!“
    Es vergingen einige Augenblicke, dann stemmten sich von draußen mehrere kräftige Schultern gegen die Tür. Diese krachte, erst leise, dann stärker und immer stärker. Otto hatte sich von ihr zurück und zu den anderen hingeschlichen.
    „Sie kommen“, sagte er. „Wir haben acht Kugeln, das genügt vollständig. Doch wollen wir nicht sofort schießen, sondern sie erst anrufen.“
    Die Tür wurde vom Riegel gehalten, aber endlich schien er doch nachzugeben. Es prasselte abermals, dann folgte ein lauter Krach, und die Tür flog auf. Die Zigeuner schickten sich an, einzutreten.
    „Halt!“ rief ihnen der Maler entgegen. „Was wollt ihr? Wir schießen!“
    „Drauf!“ gebot als Antwort Garbo, der Anführer der Zigeuner. „Das ist der arme Wicht, der Diener.“
    Sie drangen ein, wurden aber von krachenden Schüssen empfangen. Laute Schreie und Flüche erschollen,

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