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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seine Jungens können brav zielen. Vorwärts! Wir nehmen den Räuber von der anderen Seite!“
    Die beiden Schiffe lagen jetzt einander gegenüber und wechselten Schüsse. Es war klar, daß der Pirat dem Engländer überlegen war, aber eine langweilige Kanonade schien ihm nicht zu behagen. Er setzte nämlich plötzlich die vorher eingezogenen Marssegel wieder bei, um den Wind zu fangen und sich mit dem Kauffahrer Bord an Bord zu legen.
    „Er will ihn entern!“ rief Sternau.
    „Ja“, antwortete Helmers. „Aber sehen Sie, daß der Engländer auch ein ganz geschickter Junge ist! Auch er fängt den Wind und dreht sich auf dem Kiel! Er zeigt dem Piraten nur den Bug, gerade wie ein Fuchs, der dem Hund nur die Zähne zeigt. Jetzt gebe ich vollen Dampf; in fünf Minuten sind wir bei ihnen und werden ein gewichtiges Wort mitreden.“
    Die Jacht hatte bisher vermieden, Rauch zu machen, und war also von den beiden Schiffen gar nicht bemerkt worden. Jetzt aber zog ein dunkler, langer Streifen aus ihrem Schornstein empor, und sofort erscholl auf dem Engländer ein lauter Ruf der Freude. Auch der Pirat sah den neuen Gegner wohl, hielt es aber gar nicht für nötig, den Zwerg zu beachten, sondern ließ sich in seinem Angriff nicht im mindesten stören.
    Da schoß die ‚Rosa‘ bei dem Engländer vorüber. Der Kapitän stand auf dem Quarterdeck und rief herunter:
    „Holla, Jacht! Ist's Hilfe oder nicht?“
    „Es ist Hilfe!“ antwortete Sternau. „Ergebt euch nicht!“
    „Fällt uns nicht ein!“
    Der Kapitän machte diese Worte auch sofort wahr, indem er dem Räuber eine neue Salve gab, die, nach den Flüchen zu urteilen, die an Deck derselben erschollen, gut gezielt sein mußte. Da hörte man eine laute, zornige Stimme rufen:
    „Ruder in See! Kommt an ihn! Fertig zum entern!“
    „Ah, das ist Landola“, sagte Helmers. „Diese Stimme kenne ich. Aber wir werden ihm das Entern sofort verleiden.“
    Die Jacht steuerte nun einen Bogen und hielt dann gerade vor Backbord des Piraten, an dem sie so nahe beidrehte, daß sie von den Kanonen desselben gar nicht getroffen werden konnte.
    „Feuer!“ kommandierte jetzt Helmers.
    Da krachten seine Geschütze, und der Räuber erbebte. Die sämtlichen Kugeln hatten ihn in den Rumpf getroffen.
    „So ist's recht!“ rief Helmers. „Gebt ihm Kartätschen auf das Deck!“
    Während die zwei Mittelgeschütze der Jacht sich bemühten, dem Feind unter der Wasserlinie ein Leck beizubringen, bestrichen die Drehbassen sein Verdeck mit Kartätschen. Der Pirat sah erst jetzt ein, daß der kleine David ein ganz respektabler Gegner sei, und schenkte ihm seine Aufmerksamkeit. Aber seine Geschütze konnten nicht treffen, und gegen die Büchsenkugeln hatte Helmers sein Verdeck durch Matten geschützt, die längst des Bordes aufgehängt waren.
    So lag der Pirat zwischen dem Engländer und der Jacht. Beide hielten sich wacker, und er mußte erkennen, daß er sich in keiner angenehmen Lage befand. Es war klar, daß er dem Kauffahrer nicht eher beikommen konnte, als bis er die Jacht von sich abgeschüttelt hatte.
    „Entert die verdammte Nußschale!“ rief er.
    In Zeit von einigen Minuten waren zwei seiner Boote herabgelassen und bemannt, die Jacht anzugreifen.
    „Das ist mir recht!“ lachte Helmers. „Sie sollen sogleich Wasser trinken.“
    Er ließ sofort Rückdampf geben, um freies Ziel zu erhalten, und stellte sich selbst an eines der Geschütze. Soeben kam das größere der Boote auf ihn zu. Helmers zielte selbst höchst sorgfältig und gab Feuer. Die Kugel fuhr in den Bug des Bootes, ging durch die ganze Länge desselben und hinten wieder hinaus. Mehrere der Ruderer wurden zerrissen und das Steuer zerschmettert. Das Fahrzeug faßte Wasser und sank. Die Leute sprangen in die See, und das zweite Boot eilte herbei, sie aufzunehmen; da aber wurde dieses von einer Kugel getroffen, erhielt ein großes Leck und schöpfte Wasser.
    „So!“ rief Helmers. „Gebt ihnen nun Kartätschen. Sie sollen nicht wieder an Bord kommen!“
    Dies geschah, und nun erst sah Landola ein, daß die kleine Jacht ein gefährlicherer Gegner sei als das englische Vollschiff. Er bebte vor Wut. Man sah ihn droben am Ruder stehen und hörte seine Stimme deutlich.
    „Werft Handgranaten herab!“ befahl er. „Wir wollen diesen Zwerg zerreißen.“
    Jetzt trat Sternau hinter der schützenden Matte hervor und rief hinauf:
    „Henrico Landola, ich grüße dich von Cortejo in Rodriganda!“
    Da erbleichte der Räuber. Er sah

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