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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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West ein Dreimaster in Sicht sei.
    Man hatte einen Neger an Bord, namens Quimbo, einen ehemaligen Matrosen Landolas, den Helmers zufällig in einer Hafenstadt getroffen und für die ‚Rosa‘ angeheuert hatte. Dieser Neger besaß ein sehr scharfes Auge und hatte das Schiff vom Mast aus mit bloßem Auge eher entdeckt, als es von Helmers mit dem Fernrohr bemerkt worden war.
    „Ist es die ‚Péndola‘?“ fragte Sternau.
    „Das ist noch nicht zu entscheiden“, antwortete Helmers. „Aber nach der Stellung der Segel scheint es ein Kauffahrer zu sein. Ich werde auf ihn zuhalten lassen.“
    Sie gingen miteinander an Deck und nahmen das Fernglas zur Hand. Nach der Zeit von einigen Minuten bemerkten sie, daß der Dreimaster ebenso südlichen Kurs hatte wie sie, doch kamen sie schneller vorwärts als er, denn sie hatten sehr günstigen Wind und konnten das Segelwerk benutzen und damit die Dampfkraft unterstützen.
    Während sie so mit erhöhter Geschwindigkeit dahinschossen, stieß der Neger, der immer noch oben im Top des Mastes hing, einen lauten, scharfen Ruf aus, der halb wie Schreck und halb wie Überraschung klang.
    „Was gibt's?“ fragte Sternau hinauf.
    „Noch ein Schiff, Massa!“ antwortete der Gefragte.
    „Wo?“
    „Da in West. Aber man kann es nicht gut sehen; es hat schwarze Segel.“
    „Schwarze Segel?“ fragte Helmers schnell. „Die hat kein anderes Fahrzeug, das ist der schwarze Kapitän!“
    Er richtete das Fernrohr nach der Gegend, die der Neger mit dem ausgestreckten Arm angedeutet hatte, und sah nun allerdings ein zweites Schiff, das mit vollem Wind auf das erste zuhielt. Die dunkle Farbe seiner Segel machte, daß man es nur schwer erkennen konnte.
    „Es ist wirklich der Schwarze!“ sagte endlich Helmers mit erregter Stimme.
    „Täuschen Sie sich nicht?“ meinte Sternau.
    „Nein. Dieser Landola ist ein schlauer Schurke. Er hat zweierlei Segeltuch. Wenn er einen Hafen anläuft, so hängt er das weiße an, befindet er sich aber auf hoher See, so braucht er das schwarze. Das Umtauschen verursacht eine riesige Arbeit, aber er scheut sie nicht, da sie zu seiner Sicherheit beiträgt. Wie es scheint, hat er es auf den Kauffahrer abgesehen, er hält gerade auf ihn los.“
    „So kommen wir dem Angegriffenen zu Hilfe!“ sagte Sternau. „Endlich, endlich habe ich diesen Landola, und ich hoffe, daß er mir nicht entkommen soll!“
    Der Kapitän schüttelte mit sehr ernster Miene den Kopf und erwiderte:
    „Wir dürfen nicht vergessen, daß unsere kleine Jacht dem Seeräuber nicht gewachsen ist. Unsere Aufgabe kann nur sein, ihn an Bord zu treffen, bei einem Kampf auf hoher See können wir ihm zwar großen Schaden machen, aber in die Hand bekommen wir ihn nicht. Doch hoffe ich, daß der Kauffahrer sich wehren wird, dann sind wir zwei gegen einen. Ich werde die Segel beschlagen lassen und den Dampf benutzen, damit er uns so spät wie möglich bemerkt.“
    Es wurden nun alle nötigen Vorbereitungen getroffen. Die Segel, die man sehr weit sehen konnte, wurden eingezogen, und die Geschütze geladen. So schoß das kleine Fahrzeug jetzt unbemerkt dem voraussichtlichen Kampf entgegen.
    Nach einiger Zeit hatte der Seeräuber sich dem Kauffahrer genügend weit genähert. Er zog die rote Piratenflagge auf und gab durch einen Kanonenschuß das Zeichen beizudrehen. Der Kauffahrer schien sein Schicksal bereits erkannt zu haben. Er hatte alle seine Segel beigesetzt und gab sich Mühe, zu entkommen. Eine rasche Schwenkung brachte ihn aus dem Kugelbereich des Piraten; dieser aber führte sogleich dasselbe Manöver aus und schoß hinter ihm her. Er war ein besserer Segler und holte den anderen bald wieder ein.
    Ein zweiter Schuß erdröhnte über die See herüber. Dieses Mal hatte der Pirat scharf geladen; man sah, daß seine Kugel in das Holzwerk des Kauffahrers eindrang und mächtige Splitter aus demselben riß. Ein lauter Jubelschrei erscholl auf dem Seeräuber, und Wut- und Schreckensrufe antworteten vom Kauffahrer her. Dann ließ letzterer plötzlich einige Segel fallen und drehte bei, so daß der Pirat an ihm vorüberflog. In diesem Augenblick kräuselten zwei Wölkchen vom Verdeck des Kauffahrers empor, zwei Schüsse krachten, und sogleich sah man, daß eine augenblickliche Verwirrung an Bord des Piraten entstand; die beiden Schüsse hatten getroffen.
    „Ach, sehr gut!“ rief Helmers. „Der Kauffahrer ist ein Engländer; er hat einige Kanonen an Bord und ist entschlossen, sich seiner Haut zu wehren.

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