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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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etwa das Piratenschiff?“ fragte der Kapitän.
    „Allerdings, Sir“, antwortete Sternau. „Ich habe nicht viel Zeit; ich darf es nicht aus den Augen lassen. O, Sir, wenn Sie mir helfen wollten, diesen Kapitän Grandeprise zu fangen!“
    „Sofort, Sir, sofort!“ rief der Engländer ganz erregt. „Es ist das ja ein Glück, das ich sogleich festhalten muß. Wo ist er?“
    „Er ist hinter der Pedro-Bank. Wenn Sie Steuerbord fahren und ich Backbord, bekommen wir ihn in die Mitte.“
    „Aber um Gotteswillen, wie kommen Sie mit Ihrer Nußschale dazu, diesen Grandeprise zu verfolgen?“
    „Ich habe jetzt keine Zeit, dies zu erklären, Sir. Hier steht Miß Amy, die Ihnen indessen alles erzählen soll. Nur das will ich noch sagen, daß ich ihm an der Küste von Südafrika bereits ein Schiff in den Grund gebohrt habe. Wir müssen uns beeilen, ihn hinter der Pedro-Bank zu treffen.“
    Sternau machte Miene, das Fallreep wieder hinabzusteigen, doch der Kapitän hielt ihn noch einen Augenblick zurück.
    „Sir“, sagte er, „sollte der Pirat den Kampf vermeiden wollen, so treiben wir ihn einfach entweder auf die Serranilla- oder auf die Rosalind-Bank, wo er zwischen den Felsen stecken bleiben wird. Jetzt gehen Sie.“
    Sternau kehrte nach der Jacht zurück und lief mit derselben mit vollem Dampf um die Pedro-Bank herum. Nach einer halben Stunde sah er die ‚Péndola‘ vor sich. Der Kapitän des kleinen Schiffes lächelte vor sich hin, blickte auf die Seekarte und sagte zu Sternau:
    „In zehn Minuten hat er die Bank umsegelt. Er wird uns nicht kennen und uns also heranlassen. Wir schießen ihm das Steuer weg, dann ist er vollständig hilflos.“
    „Gut. Aber schießt nicht unter die Wasserlinie; dort steckt jedenfalls der Gefangene. Das Schiff darf um keinen Preis sinken.“
    „Dasselbe müssen wir auch dem Engländer sagen.“
    Die Jacht tat nun, als ob sie sich um den Piraten gar nicht kümmere, und da das Fahrwasser sehr eng war, so fiel es nicht weiter auf, daß sie sich nahe zu ihm hielt. Als er wieder in freieres Meer gekommen war, lenkte sie plötzlich auf ihn zu, strich hart hinter seinem Stern vorüber und feuerte erst die eine, dann die andere Breitseite so wohlgezielt ab, daß das Steuer getroffen wurde und augenblicklich brach.
    Dieses ebenso kühne wie unerwartete Manöver erregte auf der ‚Péndola‘ natürlich den größten Schrecken. Alles eilte auf das Verdeck; auch Landola kam herauf.
    „Ah, das ist derselbe Schurke!“ rief er. „Gebt es ihm!“
    Aber die ‚Péndola‘ war nicht klar zum Gefecht. Hier in der Nähe so vieler Häfen hatte man die Luken maskiert und die Geschütze versteckt. Die wenigen Büchsen, die schnell herbeigeschafft und zur Hand genommen wurden, reichten nicht mehr zur Jacht hinüber. Dort stand Sternau auf dem Deck.
    „Ein Gruß von Rodriganda!“ rief er, dann hob er im Nu seine Büchse und zielte. Das weittragende Gewehr krachte, und sofort brach Kapitän Landola zusammen.
    „Ich habe ihn nicht getötet, sondern nur tödlich verwundet.“
    „Der Schuß ist durch die Achsel gegangen und hat die Knochen zerschmettert. Der Mann muß ja noch reden“, gab Helmers zur Antwort, dann krachte auch bereits sein Schuß, und der erste Offizier, der an seiner Standarte kenntlich war, fiel tot um.
    Sternau ließ nun die Maschine stoppen, sodaß die Jacht sich ruhig wiegte, und lud die beiden Läufe wieder. Sein nächster Schuß traf den Steuermann, und der vierte nahm dem zweiten Offizier das Leben.
    „So ist's richtig, jetzt sind sie ohne Offiziere!“ rief Helmers. „Und sehen Sie, da kommt auch bereits der Engländer.“
    Das Panzerschiff kam in der Tat um das Riff herum und legte sich vor den Piraten.
    „Hallo!“ rief der Kapitän zu Sternau herab. „Sie haben ihn lahm gemacht? Bravo!“
    „Und ihm die vier Offiziere getötet“, fügte Sternau hinzu. „Schonen Sie den Gefangenen, der im Kielraum steckt.“
    „Soll geschehen!“
    Dann gab der Engländer einen Schuß ab, dessen Kugel über das Deck der Piraten hinflog, zum Zeichen, daß er die Flagge zeigen solle. Er zog die spanische.
    „Welches Schiff?“ fragte der Engländer.
    „‚La Péndola‘, Kapitän Landola.“
    „Wieviel Mann an Bord?“
    „Vierundzwanzig!“ lautete die Antwort.
    „Verdammter Lügner! Herüber mit den Leuten auf mein Schiff!“
    Die ‚Péndola‘ war verloren; sie konnte nicht gesteuert werden. Für ihre Bemannung gab es keine andere Rettung als die Flucht. Man tat, als ob man den

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