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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Befehl des Engländers befolgen wolle, und ließ die Boote in See, doch anstatt herüber zu steuern, ruderten die Piraten mit aller Macht gegen das Land von Jamaika zu. Die Leute hatten keine Zeit gehabt, etwas mitzunehmen; sie retteten nichts als das nackte Leben. Aber auch dies sollte ihnen nicht gegönnt werden, denn Sternau war im Nu mit seiner Jacht hinter ihnen her. Als er sah, daß sie keinen Gefangenen bei sich hatten, segelte er zwei von den Booten einfach in den Grund, während er das dritte und vierte zusammenschoß.
    Jetzt kehrte er zu dem Schiff zurück.
    Auch der Engländer hatte seine Boote herabgelassen und steuerte nun auf den Piraten zu. Auf dem Deck desselben fand man drei Leichen; es war der Steuermann mit den beiden Offizieren. Der verwundete Kapitän fehlte. Man hatte ihn mit in eins der Boote genommen, die Sternau zusammengeschossen hatte. Nun war von ihm allerdings keine Auskunft mehr zu erlangen.
    Jetzt begann die Durchsuchung des Schiffes. Man fand die deutlichsten Beweise, daß es ein Seeräuberschiff gewesen war. Um diese Sachen aber bekümmerte Sternau sich nicht, sondern brannte sich eine der vorgefundenen Laternen an und stieg hinab in den Kielraum.
    Damit ein Schiff tief im Wasser gehe, wird der unterste Teil seines Raumes mit Steinen oder Sand beladen. Dies nennt man den Ballast. Hier bei der ‚Péndola’ bestand er aus lauter Sand. Und da ein jedes Schiff Wasser schöpft, so war dieser Sand vollständig durchfeuchtet. In diesen nassen Sand hinein nun hatte man eine Grube gegraben und mit starken Bohlen ausgelegt, sodaß sie einem niedrigen Schweinestall glich, und in diesem verpesteten Raum stak, mit Ketten belastet, das lebendige Skelett eines Menschen, der ganz genau einer der bekannten Abbildungen des Todes glich.
    Als er die beiden Männer kommen hörte, klirrte er mit den Ketten.
    „Wer ist da?“ fragte er.
    Der Grabeston dieser Stimme war erschütternd. Sternau trat näher und sagte: „Herr Leutnant, es kommen Freunde.“
    „Welch eine Stimme! Ist's wahr, oder irre ich mich?“
    Der Gefangene richtete sich mühsam im Sand empor und starrte die Männer an.
    Sternau hob die Laterne so, daß sein Gesicht in den Schein derselben kam. „O mein Gott“, rief da der Gefangene. „Señor Sternau!“
    Er konnte nicht weiterreden; er fiel vor Freude ohnmächtig in das Loch zurück.
    Sternau untersuchte seine Fesseln und fand, daß sie mit einer Zange zu lösen seien. Quimbo aber, ein Neger, der früher auf dem Piratenschiff gedient hatte, war nach oben geeilt und kehrte mit dem Schlüssel zurück. Er hatte gewußt, daß derselbe in der Kajüte des Kapitäns hing. Jetzt wurde der Leutnant frei gemacht und in noch bewußtlosem Zustand nach oben getragen. Da seine Augen nicht mehr an das Licht gewöhnt waren, so schaffte man ihn nicht auf das Verdeck, sondern in die Kajüte, worauf Sternau sofort ein Boot nach dem Kriegsschiff sandte, um Amy Lindsay holen zu lassen.
    Mittlerweile kam der Leutnant, oder Mariano, wie er bei den Räubern des Gebirges genannt worden war, wieder zu sich.
    „Señor Sternau, Engel des Himmels, ist es wahr, ist es kein Traum?“ fragte er.
    „Es ist Wirklichkeit“, antwortete dieser. „Aber fragen Sie nicht. Man wird Ihnen alles sagen und erzählen. Bitte, Ihre Kleidung ist verfault. Es ist vollständig unmöglich, daß Sie noch länger in diesem Zustand bleiben. Dieser Kapitän Landola wird in seinem Koffer einen Anzug haben. Lassen Sie uns suchen, denn Sie werden in einigen Minuten Besuch erhalten.“
    „Aber, wie ist das gekommen, Señor? Ich hörte schießen!“
    „Das erfahren Sie später. Ich bin Ihrer Spur von Europa nach Afrika und von da wieder hierher gefolgt. Wir befinden uns bei Jamaika. Doch davon später. Hier ist eine Hose, eine Jacke, ein Hemd, Schuhe, Taschentuch, Hut, alles, was Sie brauchen. Hier ist auch Wasser, zum Waschen. Beeilen Sie sich!“
    „Wer ist der Besuch, der kommen will?“
    „Eine Dame. Weiter sage ich nichts. Klopfen Sie, wenn Sie fertig sind!“
    Sternau verließ die Kajüte, und Mariano begann sich um- und anzukleiden. Während er damit beschäftigt war, hörte er draußen ein leises Flüstern. Er war sehr schwach, aber es gelang ihm doch, in die Kleider zu kommen, und als er sich im Spiegel besehen und bemerkt hatte, daß er nun wenigstens ein sauberes Aussehen habe, öffnete er den Riegel und klopfte.
    „Treten Sie ein, Miß. Er wird vor Freude nicht sterben.“
    So hörte er draußen die Stimme Sternaus

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