45 - Die Banditen von Antares
entsetzt aus, und das war auch kein Wunder. Schließlich waren plötzlich zwei Kämpfer scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht und verhinderten, daß er seinen einfachen Auftrag ausführen konnte. Fweygo griff an, das Licht der Flurlampen verwandelte seine Klinge in ein funkelndes Stück Stahl.
Somit blieben die beiden Brokelsh mir überlassen. Ich war fest davon überzeugt, daß Fweygo, dieser prächtige goldene Kildoi, den Rapa in außerordentlich kurzer Zeit besiegt haben würde; außerdem war das der wichtigere Gegner.
Nandisha kreischte unablässig weiter. »Helft mir! Zu Hilfe!«
Ich hörte gerade noch, wie Fweygo brüllte: »Rofi! Rolan! Aus dem Weg – sofort!« Dann versetzte ich dem ersten Brokelsh mit dem stählernen Griff des linkshändigen Dolches einen Schlag auf den Kopf. Er taumelte beiseite, fiel aber nicht. Der andere Brokelsh ließ die Prinzessin los, die hilflos zu Boden sank. Sie krümmte sich auf dem gemusterten Marmor zusammen, und ihre Schreie verwandelten sich in ein leises Schluchzen.
Der Brokelsh kämpfte mit einem geraden Schwert, dem Braxter von Balintol, und unsere plötzliche Ankunft hatte ihn so sehr überrascht, daß seine Reaktion verlangsamt war. Ich hätte ihn dort an Ort und Stelle durchbohren können, aber Nandisha, die noch immer »Helft mir! Oh, helft mir doch!« stöhnte, schlang die Arme um meine Beine. Beinahe hätte sie mich zu Fall gebracht. Der Brokelsh übernahm wieder die Initiative. Er griff mich mit dem Schwert an und schlug nach meinem Kopf. Ich duckte mich und schwankte wie ein fest verwurzelter Baum, der von einem Sturmwind geschüttelt wird.
»Prinzessin, laß los!«
»Hilf mir!«
»Das tue ich, wenn du losläßt!«
Der Brokelsh stieß ein hämisches Lachen aus, und ich sah, daß er mir über die Schulter blickte, also duckte ich mich erneut. Ich konnte nicht nach hinten treten, hieb aber blindlings mit der Main-Gauche zu. Die Klinge beschrieb einen Halbkreis und traf etwas mit einem recht befriedigenden, dumpfen Laut. Der erste Brokelsh stieß einen Schrei aus. Das in meiner rechten Faust befindliche Rapier schlug dem blöde grinsenden Brokelsh vor mir die Klinge aus der Hand, doch der Ausfallschritt, der erforderlich gewesen wäre, um ihn zu durchbohren, blieb mir verwehrt.
Die beiden üblen Schurken trugen messingbeschlagene Lederrüstungen. Genau über dem Kragenrand, direkt durch die Kehle – das war das Ziel.
Nandisha kreischte wieder los und klammerte sich noch fester an mich. Ich konnte nur mit Mühe einen Sturz verhindern und mußte Verrenkungen machen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Welch ein Anblick! Daß ein harter, alter, rauher Krieger gezwungen war, auf diese Art zu kämpfen!
Ein gurgelnder Schrei ertönte hinter mir, dem das dumpfe Geräusch eines fallenden Körpers folgte.
Der Schurke in meinem Rücken war ausgeschaltet worden. Guter alter Fweygo!
Ein silberner Lichtblitz raste an meiner Schulter vorbei. Der Dolch grub sich tief in das linke Auge des Brokelsh, der gerade im Begriff gewesen war, einen Sprung nach vorn zu tun, um mich ein für allemal zu erledigen.
Er sah ziemlich überrascht aus – wieder einmal. Er krümmte sich zusammen und sank auf die Knie. Dann sackte er langsam nach vorn, bis der Dolchgriff auf dem Marmorboden ruhte. Die Klinge bohrte sich noch tiefer hinein. Er rollte auf die Seite und stieß einen schrecklichen Laut aus, als die Luft aus seinen Lungen getrieben wurde.
»Ich war der Meinung, Drajak ...«, sagte Fweygo betont freundlich. »Ich war wirklich allmählich der Meinung, Drajak, daß du endlich wüßtest, wie man zu kämpfen hat.« Seine Stimme war leise und bedauernd – und verletzender als das schärfste Schwert, das jemals die Schmieden Zenicces verlassen hat, bei Krun!
Er trat um das lächerliche, statuengleiche Paar herum, das wir abgaben. Ich war ja noch immer in der krakengleichen Umarmung Prinzessin Nandishas gefangen. Fweygo schüttelte traurig den Kopf, als er seine beträchtliche Kraft einsetzte, um den Dolch wieder an sich zu nehmen. Er wischte die Klinge ab und schüttelte dabei noch immer gedankenverloren den goldenen Kopf.
»Weißt du, Drajak, ich kann einfach nicht verstehen, warum du kein vernünftiges Schwert benutzt. Diese Rapier-und-Dolch-Geschichte, die ist kompliziert, wie ich nur zu gut aus meiner Jugend weiß.«
Ich schluckte hart. »Bätest du freundlicherweise die Prinzessin, ihren Gefangenen freizugeben?« fragte ich dann.
Er gab ein leises, amüsiertes Lachen
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