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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auseinander, aber dies soll nichts an unserer Freundschaft ändern. Willst du nicht mit mir nach Zeyla fahren?“
    „Warum?“
    „Du sollst selbst mit dem Sultan von Härrär sprechen!“
    Dies war eigentlich ein sehr annehmbarer Vorschlag, er konnte sich dabei den Somali ansehen und ihm ein Zeichen geben. Aber wie stand es mit der persönlichen Sicherheit?
    „Werde ich unbeschädigt zurückkehren können?“ fragte er darum.
    „Ich schwöre dir bei Allah, bei dem Bart des Propheten und bei allen heiligen Kalifen, daß du als freier Mann gehen und kommen darfst, und daß ich jeden töten lassen werde, der dich beleidigt. Du darfst deine Waren ohne Furcht nach der Stadt schaffen lassen und dort verkaufen.“
    „Nein, das tue ich nicht, denn es könnten nicht alle Käufer so ehrlich sein wie du. Ich lasse die Kisten und Pakete auf das Deck schaffen und öffnen, und nur immer zehn Männer dürfen das Schiff besteigen und sich die Waren ansehen, die ich nicht im Einzelnen, sondern im Ganzen verkaufen werde. Ich werde dir Papier senden und mich vorbereiten, mit dir an das Land zu gehen, während du schreibst.“
    Er gab dem Steuermann die nötigen Befehle und trat dann in seine Kajüte. Er hatte da zweierlei zu tun. Erstens kleidete er sich um und behing sich mit einer ganzen Menge von Waffen, denn er wollte den Eindruck eines vornehmen Mannes machen. Und sodann besaß er ein arabisches Wörterbuch. Er hatte es sich angeschafft, um den Dolmetscher einigermaßen kontrollieren zu können. In diesem blätterte er jetzt, indem er halblaut vor sich hinmurmelte:
    „Wer doch diese Sprache verstände! Jetzt muß ich die Wörter mühsam zusammensuchen. Was heißt denn eigentlich ‚ich‘? Ah, da steht es! Ich heißt ana. Was heißt nun ‚bin‘? Das finde ich nicht, aber hier steht eida, das heißt ‚auch‘. Und ‚Christ‘, das heißt nasrani. Wenn ich also sage: ‚Ana eida nasrani‘, so heißt das: ‚Ich auch ein Christ‘ und der Somali wird sofort bedenken, daß ich ihn und die anderen retten will. Er wird dann Hoffnung haben – ah, was heißt ‚Hoffnung‘? Hier steht es: amel. Wenn es mir möglich ist, befreie ich ihn, das kann nur des Nachts geschehen. Hm! Hier steht nossf el leel ist Mitternacht. Gut, das schreibe ich nieder, obgleich es mir schwer fallen wird, diese arabischen Buchstaben nachzumalen.“
    Er nahm einen kleinen Zettel und schrieb darauf von rechts nach links: ‚Ana eida nasrani – amel – nossf el leel.‘
    „So“, brummte er dann vergnügt. „Das heißt zu Deutsch und frei übersetzt: ‚Ich bin auch ein Christ, habe Hoffnung, ich komme um Mitternacht!‘ Wenn es mir gelingt, dies dem Kerl zuzustecken, so wird er mich verstehen. Wagner, Wagner, wenn das deine Alte daheim wüßte, daß du dich in einen so gefährlichen Roman verstrickst, um so eine wunderschöne Sklavin zu befreien! Na, man hat ein gutes Herz, man hat einen passablen Kopf, und man hat ein paar tüchtige Fäuste, das ist die Hauptsache!“
    Er rollte den Zettel ganz klein zusammen, steckte ihn ein und kehrte dann auf das Deck zurück, wo der Gouverneur bereits seiner wartete.
    Er ließ sich das angefertigte Schriftstück vorlesen und übersetzen; es erhielt seinen Beifall und so gab er es dem Steuermann zur einstweiligen Aufbewahrung. Dieser, welcher ihm mehr Freund als Untergebener war und sich darum auch du mit ihm nannte, sagte im besorgten Ton zu ihm:
    „Du begibst dich in die größte Gefahr. Wie nun, wenn man dich gefangennimmt!“
    „Das tut man sicher nicht. Der Gouverneur hat geschworen, und ein Mohammedaner bricht seinen Schwur niemals.“
    „Wann kommst du wieder?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Nun, ich denke, daß der Besuch in anderthalb Stunden gemacht sein kann.“
    „Ich auch.“
    „Nun wohl! Bist du in zwei Stunden nicht zurück, so bombardiere ich die Stadt.“
    „Dasselbe wollte ich dir sagen. Und bin ich heute abend noch nicht zurück, so hängst du unsere Gefangenen auf, einen neben den anderen.“
    „Willst du keine Begleitung mitnehmen?“
    „Nein. Es heißt zwar im Orient: Je größer die Begleitung, desto vornehmer der Herr; aber die Kerle könnten wahrhaftig denken, daß ich mich fürchte. Und übrigens brauchst du die Leute hier nötiger als ich. Verkaufen kannst du allerdings erst nach meiner Rückkehr, denn ich muß den Dolmetscher mitnehmen.“
    Nachdem er noch einiges andere angeordnet hatte, stieg er mit dem Gouverneur und dem Dolmetscher in das Boot.
    Die Krieger des

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