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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und die Hoffnung fest, ermuntern wir uns, damit unsere Gesundheit nicht zu sehr leide, so wird uns ganz sicher eine Stunde der Freiheit und der Vergeltung schlagen. Das hoffe ich zu Gott!“
    Diese festen Worte richteten die anderen auf. Es entstand eine lautlose Stille. Man hörte nur zuweilen das Rascheln einer Kette im Sand und wahrhaftig, bald bewiesen die geregelten Atemzüge, daß die Männer schliefen, trotzdem sie heute eine der größten Enttäuschungen ihres Lebens erfahren hatten und sich in einer Lage befanden, in der ein anderer verzweifelt wäre. Sie erwachten erst, als die Wasser des Meeres an die Planken rauschten, zum Beweise dafür, daß das Schiff unter Segel gegangen sei. Wohin, davon hatten sie keine Ahnung.
    Warum die Stunden, die Tage und Wochen zu beschreiben, welche da unten im dunklen Raum vergingen? Warum die Gefühle schildern, welche während fast dreier Monate die Herzen der Gefangenen bewegten? Obgleich die beiden Damen Luft und Licht genießen durften, litten sie doch am meisten. Es fehlte ihnen jenes zähe Selbstbewußtsein, welches die Männer besaßen, welche selbst in Ketten sich ihres Wertes vollständig bewußt waren und keinen einzigen Augenblick die Überzeugung verloren, daß der Tag der Rache einst ganz sicher kommen werde.
    Man hatte längeres ruhiges Wetter gehabt, man hatte einige Stürme erlebt, doch nie war das Schiff angehalten worden. Da endlich, endlich schlugen die Wogen leiser und langsamer gegen die Planken, man hörte den Anker rasseln – eine tiefe Stille trat ein, und dann hörte man den Schritt mehrerer Männer zur Lukentreppe herabkommen.
    „Jetzt naht die Entscheidung“, sagte Sternau. „Das schlimmste Los wird besser sein, als diese tödliche Ungewißheit!“
    Die Luke wurde entriegelt und geöffnet. Landola trat herunter mit mehreren von seinen Leuten.
    „Macht ihnen die Ketten los!“ gebot er. „Aber bindet sie vorher so, daß sie nicht stehen oder die Arme bewegen können.“
    Dies geschah. Und nun wurden die Gefangenen auf das Deck geschafft, wo man sie wie Holzklötze niederlegte.
    Jetzt sahen sie nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder freie, reine Luft. Wie aber sahen diese Männer aus! Gehungert und gedürstet hatten sie nicht, aber seit Monaten nicht gepflegt, gewaschen, gekämmt, lagen sie da mit halb verfaulten Kleidern, welche von den Ratten zerfetzt worden waren.
    In der Nähe standen die beiden Mädchen. Sie waren heute auch gefesselt, sonst hätten sie sich sicher vor Schmerz auf die Geliebten geworfen.
    Zur Rechten lag die weite See, zur Linken erblickten sie eine Insel, welche von einem Korallenkreis umgeben war, an welchem die Brandung haushoch emporschäumte. In diesem Brandungsring gab es nur eine Öffnung, aber auch diese war jedenfalls nur von einem stark gebauten Boot zu passieren.
    Die Gefangenen hatten zunächst nur einen kurzen Blick für die Insel. Ihre Aufmerksamkeit galt jetzt der Bemannung des Schiffes, welche sich, den Kapitän an der Spitze, um sie geschart hatte. Dieser sagte zu den Gefesselten:
    „Señores, wir sind am Ziel, denn diese Insel soll Ihre Wohnung sein. Sie werden nie erfahren, wie sie heißt und wo sie liegt, denn es kann Ihnen kein Mensch Auskunft geben, da das Eiland ganz außerhalb jedes Kurses liegt und niemals besucht wird. Sie werden nicht verhungern und verdursten, denn es gibt hier zwei frische Quellen und Früchte, Fische, Vögel und anderes Wild genug. Die Waffen, welche ich Ihnen abgenommen habe, erhalten Sie nicht wieder, doch können Sie ja Schlingen legen oder Bogen und Pfeile fertigen, um sich Nahrung und Häute zu Ihren Kleidern zu verschaffen. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir uns unter Umständen wiedersehen werden. Wenn sich Ihnen ein Schiff naht, so ist es ganz sicher das meinige, glauben Sie nicht, daß es ein anderes sein werde. Ich lasse Sie jetzt durch die Brandung an das Land fahren. Wenn sich meine Leute dann entfernt haben, können Sie sich mit Hilfe spitziger und scharfer Steine sehr leicht von Ihren Fesseln befreien. Adieu, Señores! Adieu, Señoritas!“
    Die Matrosen griffen zu und legten die Gefangenen in die beiden Boote, welche dann vom Schiff abstießen. Es gelang ihnen, durch die Brandung zu kommen. Am stilleren Ufer wurden die Gefesselten ausgeladen und hingelegt, dann kehrten die Matrosen zurück.
    Sternau wälzte sich an eine scharfe Kante des Korallenufers und rieb den Strick, welcher seine Hände verband, so lange gegen dieselbe, bis er zerriß. Nun schlug er ein

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