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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden Frauen auf das Maliziöseste beschämt.“
    „So! Hm! Und woher wissen Sie, daß diese Frauen Sternau heißen, he?“
    „Sie nannten dem Schutzmann, der dabei stand, ihren Namen.“
    „Und wie kommen Sie nun sogleich hierher und fragen mich nach ihnen?“
    „Der reine Zufall!“
    „Zufall, schön! Da nehmen Sie sich ja in acht, daß hier diese meine Hand nicht vielleicht an Ihre Backen klatscht, natürlich auch bloß aus reinem Zufall!“
    „Oho, was soll das heißen?“
    „Das soll heißen, daß sich der Ludewig Straubenberger nicht für einen Narren halten läßt. Sie hätten mir ganz das Aussehen eines Unteroffiziers dahier! Sie sind jedenfalls der Leutnant selber, der Luftikus, dem die ‚Fuhrmannsweiber‘ so hübsch heimgeleuchtet haben. Nun kommen Sie hierher, um zu spionieren und die Gelegenheit weiter zu verfolgen. Aber davon lassen Sie ab, denn Sie tragen doch weiter nichts davon, als einen tüchtigen Buckel voll Prügel dahier. In Beziehung auf Keile bin ich gleich bei der Hand, das merken Sie sich! Jetzt gehe ich fort, in fünf Minuten komme ich wieder, ich bringe den Kutscher mit und noch einige andere, welche sich gern ein Gaudium machen. Werden Sie von dem Kutscher erkannt, so gerben wir Ihnen Ihr Leutnantsleder, bis es Löcher kriegt. Damit Punktum und adieu dahier!“
    Nach dieser kräftigen Rede erhob er sich, bezahlte sein Bier und ging. Er war kaum drüben im Torweg verschwunden, so verließ auch Ravenow das Lokal. Er hatte nicht die mindeste Lust, sich mit dieser Art von Leuten in einen Faustkampf einzulassen, und fluchte ingrimmig in sich hinein, daß sich heute alles gegen ihn verschworen zu haben schien. Daß Ludewig ihm in Beziehung auf die beiden Frauen ganz und gar falsch berichtet hatte, ahnte er nicht.
    Mittlerweile war die Zeit gekommen, in welcher die unverheirateten Offiziere sich im Kasino zu versammeln pflegten, um zu dinieren. Ravenow stellte sich auch ein. Unter den Anwesenden war bereits von seiner Wette gesprochen worden, und so wurde er mit hundert Fragen begrüßt. Er suchte die Beantwortung derselben zu umgehen; als man ihm aber keine Ruhe ließ und ihn aufforderte, sein Abenteuer zu erzählen, meinte er:
    „Was soll ich weiter darüber sagen. Ich habe zwar volle fünf Tage Zeit, aber die Wette ist bereits gewonnen.“
    „Beweise es, so bezahle ich sie bereits heute!“ erklärte Golzen, der auch mit zugegen war.
    „Beweisen?“ lachte Ravenow zynisch. „Was gibt es hier zu beweisen? Man wird mir doch wohl zutrauen, die Tochter eines Kutschers zu besiegen!“
    „Eines Kutschers?“ fragte Golzen erstaunt. „Unmöglich!“
    „Pah! Ihr Vater heißt Sternau und ist der Kutscher des Herzogs von Olsunna.“
    „Das kann ich nicht glauben. Diese Dame kann unmöglich die Tochter eines Kutschers sein!“
    „So gehe und überzeuge dich!“
    „Das werde ich allerdings tun. Eine solche Schönheit ist es wert, daß man sich nach ihr erkundigt. Übrigens hast du Beweise zu bringen, daß du bei ihr reüssiert hast. Ich werde den Fuchs natürlich nicht ohne Beweise von mir geben.“
    „Pah, so schenke ich ihn dir! Man kann nicht von mir verlangen, daß ich mich mit einem Kutschermädchen öffentlich zeige, nur um zu beweisen, daß sie mich mit ihrer hohen Zuneigung beglückt.“
    „Es handelt sich um eine Wette, also um einen Gewinn oder Verlust, nicht aber um ein Geschenk. Ich muß dich wirklich bitten, den Beweis zu liefern, in welcher Weise du das tust, ist lediglich deine Sache. Eine bloße Versicherung kann keine Wette endgültig entscheiden. Was meinen Sie, Kapitän? Sie sind hier fremd und also über den Parteien.“
    Diese Frage war an einen langen, hageren Mann gerichtet, welcher mit am Tisch saß. Er trug zwar Zivil, war aber als Kapitän Parkert von der Vereinigten-Staaten-Marine in die Räume des Kasinos eingeführt worden. Er mochte bereits über sechzig zählen, hatte ein echtes Yankeegesicht und ließ verlauten, daß er vom Kongreß gesandt sei, um Einsicht in die Marineverhältnisse Deutschlands zu nehmen. Er war dem Gespräch erst mit Gleichgültigkeit gefolgt, hatte aber gelauscht, als er die Namen Olsunna und Sternau hörte. Eben wollte er antworten, als sich die Tür öffnete und ein Oberleutnant der Gardehusaren eintrat, welcher das Abzeichen des Adjutanten trug. Er hatte ein etwas echauffiertes Aussehen und warf seine Kopfbedeckung mit einer Miene auf den Stuhl, welche deutlich zeigte, daß er sich in einer höchst verdrießlichen Stimmung

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