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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über die Herren schweifen und sagte höflich, aber ernst:
    „Ich bemerke hier die Abzeichen meiner Schwadron, Herr Major, und bitte Sie um die Güte, mich den Herren vorzustellen. Dann werde ich Ihrem Befehl ‚abzutreten‘ sofort Folge leisten.“
    „Die Herren haben Ihren Namen ja bereits gehört; er ist ja kurz genug, um nicht so schnell vergessen zu werden“, antwortete der Major geringschätzig. „Rittmeister von Codmer und Leutnant von Platen.“
    „Danke!“ sagte Kurt gleichmütig. „Jetzt kann ich ‚abtreten‘, obgleich man sich dieses Ausdruckes nur bei Rekruten, nicht aber bei Offizieren zu bedienen pflegt.“
    Im nächsten Augenblick hatte er das Zimmer verlassen. Der Rittmeister sah den Major an und sagte:
    „Ein frecher Mensch, auf Ehre!“
    „Mir das zu bieten!“ rief der Angeredete zornig.
    „Pack, bürgerliches Pack! Ohne Anstand und Bildung, wie es ja auch nicht anders zu erwarten war!“ beklagte sich eine der Damen.
    „Hm, der Herr Kamerad scheint Schneid zu haben“, wagte der Leutnant zu bemerken. „Man muß vorsichtig mit ihm sein. Ich finde ihn gar nicht übel – elegant, schöne Haltung, famoses Gesicht. Wenn er mit dem Säbel ebenso schlagfertig ist, wie mit der Zunge, so wird er bald von sich reden machen.“
    „Das soll ihm wohl nicht einfallen!“ rief der Major. „Man wird ihn darauf aufmerksam machen, daß Duellanten auf die Festung geschickt werden. Ich hoffe, Ihr gutes Herz wird Ihnen keinen Streich spielen, bester Platen.“
    „Mein gutes Herz wird nie etwas von mir fordern, was sich nicht mit meiner Ehre verträgt“, antwortete der Leutnant etwas zweideutig. Die Erscheinung und das ganze Auftreten Kurts hatte ihn sympathisch berührt, und er fühlte, daß er diesem neuen Kameraden nicht in ungerechter Feindseligkeit gegenübertreten könne.
    Kurt kehrte nach Hause zurück, wo er dem Herzog erzählen mußte, wie er von den Herren empfangen worden war. Als er seinen Bericht beendet hatte, zuckte Olsunna die Achsel und meinte lächelnd:
    „Ich habe dies so ziemlich erwartet. Die Garde ist in jedem Land das stolzeste Korps, und hier im Norden soll es ja ein Junkertum geben, welches seine alten Traditionen mit außerordentlichster Versessenheit verteidigt. Dich darf dies nicht beunruhigen, mein lieber Kurt. Während deiner Abwesenheit erhielt ich einige Zeilen vom Großherzog von Hessen, welcher sich in Berlin befindet und –“
    „Der Großherzog in Berlin?“ unterbrach ihn Kurt schnell. „Wie kommt er nach hier? Ich habe ihn ja erst vorgestern in Darmstadt gesprochen!“
    „Er ist per Telegraph zum König von Preußen gebeten worden. Ich ersehe aus den Zeilen, daß es sich um irgendeine diplomatische und sehr dringende Angelegenheit handelt. Vielleicht bezieht sie sich auf die Neustellung Hessens zu Preußen, dem es ja im beendeten Krieg feindlich gegenübergestanden hat; vielleicht aber handelt es sich auch um noch weitaussehendere Dinge. Dieser Herr von Bismarck ist ein außerordentlicher Kopf und rechnet mit ungewöhnlichen, kühnen Zahlen. Daß die Gegenwart des Großherzogs so verzugslos gewünscht wird, läßt auf wichtige Dinge schließen. Man gibt ihm dadurch den Charakter eines bedeutenden Mannes, und darum wird sein Einfluß eine größere Tiefe erhalten. Dies freut mich auch um deinetwillen. Der Großherzog bittet mich, zu ihm zu kommen, und ich werde diese Gelegenheit benutzen, ihm zu erzählen, wie man dich, seinen Schützling, den er so warm empfohlen hat, hier empfängt. Ich bin überzeugt, daß er dir zu einer glänzenden Genugtuung verhelfen wird.“
    Er hielt in seiner Rede inne, horchte und trat an das Fenster. Es hatte unten am Tor ein Wagen angehalten, doch waren die Insassen desselben bereits ausgestiegen, so daß man sie nicht mehr sehen konnte. Dann ließen sich draußen im Vorzimmer laute, muntere Stimmen vernehmen, und ohne eine Anmeldung durch den Diener wurde die Tür geöffnet. In derselben erschien Rosa Sternau, die einstige Gräfin Rosa de Rodriganda. Hinter ihr erblickte man eine sehr schöne, obgleich nicht mehr ganz junge Dame und einen alten Herrn von sehr distinguiertem Aussehen.
    „Ah, gefunden, obgleich ich noch nie in Berlin gewesen bin!“ rief Rosa, indem sie näher trat.
    „Meine liebe Tochter!“ jubelte der Herzog voll freudiger Überraschung. „Wie ist es möglich, Sie hier zu sehen, so sehr bald nach unserer Trennung?“
    Sie eilte auf ihn zu, umarmte und küßte ihn und antwortete:
    „Ich komme, Ihnen zwei

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