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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Männer fand.“
    „Indianer?“
    „Weiße.“
    „Zu Fuß?“
    „Zu Pferd.“
    „Wieso erkanntest du an den Spuren der Pferde, daß die Reiter weiß seien?“
    „Sie waren nicht hintereinander geritten, sondern nebeneinander. Das tun nur die dummen Bleichgesichter, wir Indianer aber niemals.“
    „Du rittest den Spuren nach?“
    „Ja. Ich ritt über eine Stunde und fand, daß die Weißen abgestiegen waren und sich niedergelassen hatten. Sie hatten den Pferden die Sättel abgenommen und wollten also eine lange Ruhe halten. Ich schlich mich heran, um sie zu belauschen. Der eine konnte die Sprache des Landes reden, er war ein Mexikaner und machte den Dolmetscher: die beiden anderen sprachen nur die Sprache der Franzosen.“
    „Ah! Was hatten sie für Kleider?“
    „Sie hatten sich gekleidet wie Jäger, waren aber keine.“
    „Woran erkanntest du dies?“
    „Ihre Messer waren neu und schön und ihre Hände weiß wie der Schnee des Gebirges; sie hatten noch nie eine schwere, rauhe Rifle (Büchse) ergriffen.“
    „Wahrscheinlich Offiziere!“
    „Mein weißer Bruder hat recht. Sie sprachen zu dem dritten, wie nur der Offizier zu den Soldaten redet. Auch hatte der eine eine Schnur am Hals, an welcher zwei runde Gläser hingen. Er setzte sie auf die Nase und blickte hindurch wie einer, der vier Augen hat anstatt zweier.“
    „Ah, ein Nasenklemmer! Es sind verkleidete Offiziere. Hat mein roter Bruder etwas von ihrem Gespräch verstanden?“
    „Nein. Ich lag hart hinter ihnen und konnte alles hören, aber nichts verstehen, denn sie redeten in der schnellen Sprache, welcher sich die Franzosen bedienen. Ich wartete lange, ob einmal ein spanisches Wort fallen werde, aber vergebens; daher ritt ich schnell zu dir, um dir diese Sache mitzuteilen.“
    „Wie weit ist es von hier?“
    „Wir reiten den vierten Teil der Zeit, den Ihr eine Stunde nennt.“
    „So laß uns aufbrechen, denn ich muß hin!“
    Sie bestiegen eiligst ihre Pferde und flogen im schnellsten Galopp der Gegend zu, aus welcher ‚Bärenauge‘ gekommen. Dieser ritt voran und Gerard so aufmerksam hinter ihm, daß sein Pferd stets genau in die Spuren des indianischen Rosses trat.
    Nach Verlauf von zehn Minuten erhöhte sich die Prärie zusehends. Es entstanden Hügel und Berge, welche ziemlich dicht bewaldet waren und von tiefen Schluchten getrennt wurden. In eine derselben ritt der Indianer hinein. Dort sprang er ab und band sein Pferd an einen Baumstamm. Gerard tat dasselbe.
    „Folge mir!“ sagte ‚Bärenauge‘ dann leise.
    Er klimmte an der einen Seite der Schlucht empor, schritt zwischen den Bäumen über den Kamm hinüber; dann ging es drüben in eine zweite Schlucht hinab. Dabei aber gingen sie nicht auf den Füßen, sondern sie legten sich auf den Boden nieder und glitten, jedes Geräusch vermeidend, den Abhang hinunter.
    Fast unten angekommen, blickten sie durch das Laub der Zweige in eine runde Öffnung des Gesträuchs, in welcher drei Männer saßen, unbesorgt ihre Zigaretten rauchend. Nicht weit davon sah man ihre Pferde grasen. Sie sprachen französisch und zwar so laut, als ob sie sich auf einem Jahrmarkt und nicht mitten in der mexikanischen Wildnis befänden.
    „Ja, mit dem Juarez ist es aus“, sagte der eine. „Er hat seine letzte Pfeife verblasen und mag nun sehen, ob die roten Halunken ihn zu ihrem Kaiser machen.“
    „Pah, was liegt überhaupt an ihm!“ meinte der zweite. „Der ganze Feldzug war ja nur ein Kinderspiel. Es war gerade, als ob man Fliegen mit dem Taschentuch zerstreute. Mehr Mühe hätte ich mir für diesen Erzherzog auch nicht geben mögen.“
    „Für den? Was denkst du denn! Für ihn ist nicht das mindeste geschehen. Er wurde als Strohmann mitgenommen, damit die Invasion bei den Mächten nicht als eine französische Eroberung betrachtet werden möchte. Der Strohmann wird der Sache bald müde sein und herzlich gern abdanken. Ja, er wird jedenfalls noch gute Worte geben, nach Hause gehen zu dürfen. Dann wird Bazaine Präsident von Mexiko und seine Sache ist es, derartige Konflikte herbeizuführen, daß der Kaiser gezwungen ist, einzuschreiten und das Land für eine französische Provinz zu erklären.“
    „Und die Mächte?“
    „Pah! Die Sache ist dann bereits fertig; niemand kann es ändern.“
    „Wann brechen wir auf?“ unterbrach der Leutnant.
    „Wir können es sogleich tun, du hast einen weiten Weg.“
    „Ja, du bist besser daran. Du kannst in anderthalb Stunden an deinem Ziel sein, ich aber habe

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