46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Reiter?“
„Ja.“
„Hatten Sie Kanonen mit?“
„Sie hatten keine Schießwagen bei sich.“
„So wollen wir sehen, was sich tun läßt. Wann werden Sie das Fort erreichen?“
„Es wird mehr als eine Stunde vergehen.“
Da winkte Sternau Gerard herbei.
„Ich habe mich Ihnen zur Verfügung gestellt“, sagte er zu ihm. „Jetzt werde ich Ihnen sagen, welche Señores mit Ihnen kämpfen werden. ‚Büffelstirn‘, den Häuptling der Mixtekas haben Sie schon nennen hören?“
„Ja.“*
„Nun, dieser Indianer ist ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen, und der nächste Herr ist ‚Donnerpfeil‘, von dem Sie wohl auch gehört haben. Auch die anderen Señores beteiligen sich am Kampf. Nur Don Ferdinande werde ich ersuchen, zum Schutz der Damen zurückzubleiben.“
Trotz seines hohen Alters wollte der Graf nicht darauf eingehen, aber endlich mußte er sich den allgemeinen Bitten fügen.
„Wer aber soll kommandieren?“ fragte Gerard Sternau.
„Natürlich Sie“, antwortete dieser. „Juarez hat Sie dazu bestimmt.“
„O nein, Monsieur“, sagte Gerard. „Tun Sie mir dies nicht an!“
„Warum sollte ich nicht?“
„Was bin ich, wenn der ‚Fürst des Felsens‘ da ist und ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘ und ‚Donnerpfeil‘. Ich bitte Sie, die Führung zu übernehmen.“
„Dann hätte ich auch die Verantwortung.“
„Ich bin überzeugt, daß Sie diese nicht scheuen werden.“
„Nun, wir wollen die kostbare Zeit nicht auf diesen Streit verwenden. Ich will Ihren Wunsch erfüllen, muß aber vorher das Fort besichtigen.“
„Ich werde Sie führen.“
Die beiden begaben sich hinweg, um die Verteidigungsmittel in Augenschein zu nehmen. Das Fort war klein und stand am Ufer des Flusses auf einer schmalen, steil abfallenden, felsigen Anhöhe, zu welcher nur der gewöhnliche Reitweg emporführte. Es besaß nur einen Palisadengürtel, war aber seiner Lage wegen leicht zu verteidigen, sobald es nicht mit Kanonen oder einer gar zu großen Übermacht angegriffen ward.
Versammelt hatten sich kaum zwanzig bewaffnete Männer, doch war dies genug, diese dreihundert Franzosen für einige Zeit im Zaum zu halten.
Während Sternau mit Gerard sich wegbegeben hatte, war auch ‚Bärenherz‘ aus dem Schankzimmer gegangen. Er fand sehr bald den, den er suchte, nämlich Pirnero, welcher sich in den Laden zurückgezogen hatte, um in der Stille seine Rührung zu bemeistern.
„Der weiße Mann hat viele Sachen hier“, sagte der Apache zu ihm.
„Ich habe alles, was gebraucht wird“, antwortete Pirnero.
„Und alles kann man kaufen?“
„Ja.“
„Welches Geld nimmt der weiße Mann am liebsten?“
„Alles was hier gilt.“
„Hat mein Bruder auch Farben?“
„Ja, von allen Sorten.“
„Hat er Raben- und auch Adlerfedern?“
„Sie sind da.“
„Hat er Anzüge für die roten Männer?“
„Ich habe schöne, indianische Anzüge, gefertigt von fleißigen Squaws.“
„Hat er auch einen Mantel, aus Fellen gemacht?“
„Nein; aber ich habe das Fell eines grauen Bären hier.“
„Hat mein Bruder auch Feuerwerk zu verkaufen?“
„Ich habe Frösche, Schwärmer und Kanonenschläge.“
„So mag er mir erlauben, auszusuchen, was ich brauche; ich werde sogleich bezahlen.“
Er schloß sehr sorgfältig die Tür von innen zu und begann dann, sich verschiedenes auszuwählen, was er auch sofort bezahlte.
Indessen hatte sich die Aufregung des Wiedersehens einigermaßen gelegt. Emma stand in der Küche bei dem Vaquero, welcher ihr nicht genug von dem Vater und der Hacienda erzählen konnte. Resedilla brachte ihr den Brief.
„So fest also hat er an meinen Tod geglaubt!“ seufzte sie.
Die Tränen begannen von neuem ihr aus den Augen zu brechen. Um sie zu zerstreuen, meinte Resedilla:
„Und ihr alle bleibt heute bei uns?“
„Ja.“
„So muß ich für Trank und Speise sorgen. Willst du mir ein wenig helfen?“
„Gern.“
„Ich danke dir! Aber vorher will ich dir die Zimmer zeigen, ob sie euch genügen.“
Auf diese Weise lenkte sie die Gedanken der Freundin auf wenig ergreifende Gegenstände, welche nicht beweint zu werden brauchten.
Als Sternau das Fort besichtigt hatte, wollte er zurückkehren; aber Gerard hielt ihn noch draußen fest.
„Warten Sie noch einige Augenblicke“, bat er, „bis ich Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung gemacht habe! So viel Zeit erübrigen wir noch.“
„So sprechen Sie!“
„Der alte Herr ist Graf Ferdinande de
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