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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erwarte.“
    „Vielleicht irren Sie sich doch. Darf ich fragen, welcher Natur die Botschaft ist, welche Sie erwarten?“
    „Sie ist diplomatischer Natur.“
    „Das lassen Sie um Gotteswillen den alten Pirnero nicht hören, sonst hält er Ihnen eine Rede von der diplomatischen Abstammung vom Vater auf die Tochter hinüber. Übrigens muß ich Ihnen sagen, daß ich Ihnen allerdings einen privaten Gruß von Sir Henry zu bringen habe. Ich soll Ihnen sagen, daß er Ihnen von Herzen ergeben und zu jedem Dienst bereit sei. Daß dies aber nicht eine leere Redensart sei, beweist er durch die Tat, indem er im Begriff steht, Ihnen seinen Besuch abzustatten.“
    „Seinen Besuch? Das wäre überraschend. Wo befindet er sich?“
    „In El Refugio an der Mündung des Rio Grande del Norte!“
    Da erhob sich der Präsident schnell von dem Stuhl, auf welchem er saß, und sagte:
    „In El Refugio? O, von dort her soll ja die erwartete Botschaft kommen!“
    „Richtig! Und ich bin es, der sie bringt.“
    „Ihr? Von Sir David?“
    „Ja.“
    „So ist er – – –?“
    „Ja er ist der geheime Bevollmächtigte Englands, den Sie erwarten.“
    „Ah, wer hätte das gedacht! Sir David der Gesandte Altenglands! Er soll willkommen sein! Aber sagt, was bringt Ihr? Glück oder Unglück!“
    In dem sonst so ruhigen Gesicht des Präsidenten drückte sich die größte Spannung aus.
    „Glück“, antwortete der Mexikaner.
    „Gott sei Dank!“ rief, wie von einer großen Sorge befreit, Juarez.
    „Ja, danken Sie Gott, aber auch dem wackeren Sir Henry!“ sagte ‚Geierschnabel‘.
    „Ihm auch?“
    „Ja. Ich habe eine Unterhaltung belauscht, aus welcher ich hörte, daß er sich in London die größte Mühe gegeben hat, für Sie zu wirken. Er ist auch in Paris, Berlin und Wien gewesen, um in Ihrem Interesse tätig zu sein. Er hat viel dazu beigetragen, daß England seine Drohung mit derjenigen der Vereinigten Staaten gegen Frankreich vereint. Jetzt ist er des Erfolges so gewiß, daß er behauptet, die Zeit sei nahe, in welcher Frankreich gezwungen werde, seine Truppen aus Mexiko zu entfernen.“
    Da schlug Juarez die Hände zusammen und sagte, tief aufatmend:
    „Wenn dies der Fall wäre!“
    „Tragen Sie keine Sorge!“ sagte der Jäger in bestimmtem Ton. „Sir Henry gab mir den Auftrag, Ihnen, da er jetzt selbst noch nicht zugegen ist, an seiner Stelle die tröstliche Versicherung zu geben, daß England und Amerika sich, falls die Franzosen nicht freiwillig gehen, vereinigen werden, sie mit Gewalt fortzutreiben und dem Präsidenten Juarez Gerechtigkeit und Anerkennung zu verschaffen.“
    Da streckte der Präsident dem Boten die Hand entgegen und sagte:
    „Hier nehmt meine Hand, Señor! Diese Botschaft ist mir lieber als viele Millionen in klingender Münze, obgleich mir das Geld sehr notwendig ist.“
    ‚Geierschnabel‘ drückte die dargebotene Hand und sagte:
    „Keine Sorge, Sir! Für Geld wird auch gesorgt!“
    „Ja. Ich habe vor kurzer Zeit von den Vereinigten Staaten eine beträchtliche Summe erhalten, welche zu rechter Zeit in meine Hände kam.“
    Da lächelte der Jäger verheißungsvoll und meinte:
    „So? Denken Sie etwa, daß England zurückbleiben werde?“
    „Was könnte ich billigerweise von ihm erwarten, außer dem, was Ihr mir soeben sagtet, Señor?“
    „O, haben die Vereinigten Staaten Geld, so hat England gewiß auch welches!“
    „Ihr wollt doch nicht etwa sagen, daß – – –?“
    „Daß England Geld schickt?“
    „Ja, das meine ich.“
    „Wie nun, wenn ich gerade das sagen wollte?“
    „Dann wären meine Erwartungen allerdings auf das glänzendste übertroffen.“
    „Nun, so will ich Ihnen sagen, daß Sir Henry einige Fässer von goldener Sovereigns für Sie mitgebracht hat, lauter schöne Goldstücke, Sir.“
    „Ist es möglich?“ rief Juarez.
    „Möglich? Wirklich ist es. Ich habe die Fässer selbst gesehen, und da rechne ich, daß es wahr sein muß. Das Geld kommt direkt aus der englischen Münze.“
    „Welch ein großes Glück! Nun kann ich zahlen und neue Kräfte werben!“
    „Ja, das können Sie. Übrigens weiß ich ganz genau, daß der Präsident der Union Ihnen von Kalifornien aus eine ganze Schar tüchtiger Kerls sendet, welche sich nicht vor dem Teufel, noch viel weniger aber vor den Franzosen fürchten.“
    „Sie kommen mir gelegen. Es soll ihnen an nichts fehlen. Ich werde sie gut rüsten, denn nun habe ich Geld, um Waffen und Munition kaufen zu können.“
    „Was das betrifft,

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