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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anzuknüpfen, welche ihn vor der Bewußtlosigkeit beschäftigte. Der Name Amilla und die Person, welcher er gehört, sind keine Traumgebilde, sondern Wirklichkeiten.“
    „Ob es sich um irgendein Geheimnis handelt?“
    „Wenigstens handelt es sich um eine uns noch unbekannte Person, welche der Graf gekannt hat; das ist meine feste Überzeugung.“
    „Jetzt ist er wieder bewußtlos?“
    „Ich möchte eher annehmen, daß seine Seele nicht ohne Tätigkeit ist. Sieh her. Die Züge bewegen sich leise und haben einen beinahe bestimmten Ausdruck genommen. Das kommt bei voller Bewußtlosigkeit niemals vor.“
    Die Wahrheit dieser Ansicht sollte sich sofort bestätigen, denn der Graf öffnete abermals die Lippen und flüsterte langsam und genügend vernehmlich:
    „Frederico, o Frederico!“
    Die drei Männer lauschten gespannt. Als sich jedoch nichts weiter hören ließ, sagte Mariano:
    „Frederico? Wen mag er meinen?“
    „Ich habe keine Ahnung davon. Er hat diesen Namen nie genannt, so lange ich ihn kenne. Warten wir also das weitere ab.“
    Es verging eine kleine Weile; dann breitete es sich wie ein Zug tiefer Betrübnis über das Gesicht des Grafen. Seine Lippen zuckten und lispelten:
    „Ich verzeihe. Deine Mutter war schuld.“
    Er legte sich jetzt auf die Seite und begann in tiefen, regelmäßigen Zügen zu atmen.
    „Jetzt schläft er; er wird nicht wieder sprechen“, sagte Sternau.
    „Was hältst du von seinem Befinden?“ fragte Mariano.
    „Ich bin mit demselben zufrieden. Der Hieb, den er erhielt, hat ihn schwer betäubt, wird aber hoffentlich keine bleibende Wirkung zurücklassen.“
    „Ich befürchtete schon ein Gehirnfieber oder gar eine geistige Störung.“
    „Ein kleines Fieber, noch wahrscheinlicher, eine momentane Geistesschwäche ist allerdings zu erwarten, wird aber bei aufmerksamer Pflege nicht schwer zu überwinden sein. Sein Schlaf ist jetzt tief; er wird ihn stärken. Er hört nicht, was wir sprechen; wir können also in unserer Unterredung fortfahren.“
    Sie setzten das vorhin unterbrochene Gespräch fort, in dessen Verlauf Juarez jedes, selbst das kleinste Ereignis erfuhr, welches sich auf die Familie Rodriganda bezog.
    „Man sollte das alles, alles für geradezu unmöglich halten“, sagte er. „Man fragt sich mit Abscheu, ob es denn wirklich so entsetzliche Menschen geben kann, wie diesen Landola und die beiden Cortejos. Señor Mariano, Sie sind also überzeugt, der Neffe des Grafen Ferdinande zu sein?“
    „Ich kann nicht gut daran zweifeln“, antwortete der Gefragte.
    „Ist Don Ferdinande auch dieser Ansicht?“
    „Ganz und gar.“
    „So gilt es, Licht in diejenigen Punkte zu bringen, welche jetzt noch im Dunkeln liegen. Was ich dazu beitragen kann, das wird gern und sicher geschehen.“
    „Es ist uns vom allergrößten Vorteil, auf Ihren Beistand rechnen zu dürfen“, sagte Sternau.
    „O“, sagte Juarez bescheiden, „mein Beistand ist jetzt noch gleich Null zu rechnen; aber ich hoffe, daß ich Ihnen recht bald besser beweisen kann, welche Teilnahme ich für Sie hege. Die Herrschaft der Franzosen kann nicht ewig dauern; allem Anschein nach ist ihr nur noch eine kurze Frist bemessen. Mit ihr wird der schwanke Thron des Erzherzogs zusammenbrechen. Dann bin ich wieder Herr des Landes, und sobald ich in die Hauptstadt gelange, wird mein erster Befehl der sein, die Gruft der Rodrigandas zu öffnen. Hoffentlich fällt mir dann dieser Pablo Cortejo in die Hände, mit welchem auch ich eine bedeutende Rechnung abzuschließen habe.“
    „Es kann nicht schwerfallen, ihn zu arretieren“, meinte Sternau.
    „Es wird doch vielleicht seine Schwierigkeiten haben“, antwortete Juarez. „Man wird ihn vielleicht erst lange suchen müssen.“
    „Ah, er ist versteckt?“
    „Er ist bereits jetzt nicht mehr in der Hauptstadt.“
    „Darf ich fragen, warum?“
    „Ah, Sie wissen das noch nicht, Señor Sternau?“
    „Ich habe allerdings eine Bemerkung gehört, an deren Wahrheit ich aber fast nicht glauben konnte. Es wurde der Name Cortejo in Verbindung mit politischen Ereignissen genannt.“
    „So haben Sie dennoch die Wahrheit gehört.“
    „Sie erwecken mein größtes Erstaunen!“
    „Ja, dieser Cortejo ist als Prätendent aufgetreten.“
    „Wirklich? Das ist ja geradezu lächerlich; das ist eine Komödie!“
    „Allerdings ist es ganz und gar lächerlich. Sie kennen seine Tochter?“
    „Diese Señorita Josefa Cortejo? Ja.“
    „Eine Schönheit ersten Ranges

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