Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Vergnügen.
    Arbellez bewegte sich nicht. Da hielt der eine Mexikaner inne und sagte:
    „Der Alte tut ja nicht dergleichen. Ich glaube, er ist tot.“
    „Oder wenigstens ohne Besinnung“, fügte der andere hinzu.
    „Seht nach!“ gebot Josefa.
    Die beiden Buben drehten den Alten mit dem Gesicht nach oben. Seine Augen waren geschlossen, vor seinem Mund stand dicker, blutiger Schaum.
    „Er hat genug!“ sagte der eine.
    „Ist er tot?“ fragte Josefa.
    „Wollen einmal sehen.“
    Er bückte sich nieder und untersuchte den Haziendero.
    „Tot ist er noch nicht“, sagte er dann. „Es ist noch Atem in ihm.“
    „So können wir später die Hiebe wiederholen, wenn er bei seinem Schweigen verharrt. Ihr habt eure Sache gut gemacht. Hier ist euer Lohn.“
    Sie zog eine seidene Börse und nahm zwei Goldstücke daraus.
    „Danke, Señorita!“ sagte der Sprecher. „Was tun wir mit ihm?“
    „Wir schließen ihn ein.“
    „Wo?“
    „Es wird wohl im Keller einen Platz geben, wo man ihn sicher halten kann.“
    „Und diese alte Frau hier?“
    „O, die schließen wir zu ihm. Sie mögen beide hungern, bis ihnen der Atem ausgeht.“
    „So wartet ein wenig, Señorita. Ich werde gehen und einmal im Keller nachsehen, ob dort ein geeigneter Ort vorhanden ist.“
    Er ging und kehrte bereits nach kurzer Zeit zurück.
    „Es ist da unten ein Verschluß, in welchem zur Not drei Menschen stecken könnten“, meldete er. „Wollen wir sie hinunterschaffen?“
    „Ist der Ort sicher?“
    „Ja.“
    „Die Tür gut und fest?“
    „Mit Eisenblech beschlagen und zwei große Riegel davor.“
    „Ein Fenster?“
    „Nein. Es gibt nur ein kleines Luftloch, nicht größer als eine Kinderhand. Flucht ist absolute Unmöglichkeit.“
    „So faßt an, ich werde mitgehen.“
    Der eine nahm Arbellez und der andere Marie Hermoyes auf die Arme, und Josefa folgte. So begaben sie sich mitten durch das plündernde Gesindel nach dem Keller. Das unmenschliche Mädchen untersuchte das bezeichnete Loch und erklärte es wie geschaffen für den vorhandenen Zweck.
    „Werft sie hinein!“ gebot sie. „Den Schlüssel nehme ich zu mir.“
    „Lassen wir ihnen die Fesseln?“ fragte der eine Mexikaner.
    „Ja. Das ist sicherer für mich und doppelte Qual für sie.“
    Jetzt raffte Marie sich auf. Das, was sie hatte ansehen müssen, hob sie über jede Furcht hinweg. Sie trat vor Josefa hin und sagte:
    „Señorita, Ihr seid ein Ungeheuer. Tut mit uns, was Ihr wollt; aber es gibt einen Gott im Himmel, der alles sieht und hört; er wird uns an Euch rächen und alles vergelten, was Ihr verbrochen habt!“
    „Schweig!“ rief Josefa. „Oder willst du, daß ich dir die Lippen abschneiden lasse, damit du nicht mehr reden, sondern nur krächzen kannst?“
    „Versündigt Euch nicht! Was Ihr mir androht, kann sehr leicht Euch geschehen. Gott kann geben, daß meine Augen Euch in derselben Lage sehen, in welcher sie vorhin den guten Arbellez erblicken mußten.“
    „Ich kann dafür sorgen, daß dies nicht geschieht. Selbst wenn es mir einfallen sollte, dich wieder freizugeben, werde ich dich vorher blenden lassen, daß du nichts mehr sehen kannst.“
    „Scheusal!“
    „Immer schimpfe! Du bist mir ungefährlich. Du konntest es gut bei mir haben; aber du hast die Spionin und Verräterin gemacht. Du glaubtest, uns entwischen zu können; nun aber wirst du unter unseren Händen sterben und verderben wie ein Wurm, den man in den Kot tritt, sodaß er sich nicht wieder loszuwinden vermag! Steckt sie hinein!“
    Der eine, welcher immer gesprochen hatte, schob Marie in das Loch, warf die Tür zu und zog die beiden Riegel vor. Außerdem gab es ein Hängeschloß, welches vorgelegt wurde. Den Schlüssel nahm Josefa.
    „Ihr werdet noch heute eure Entschädigung erhalten“, sagte sie. „Es ist nicht notwendig, daß jedermann erfährt, was gesprochen worden und überhaupt geschehen ist. Seid ihr verschwiegen, so belohne ich doppelt gut.“
    Sie stieg die dunklen Stufen empor, und die Männer folgten ihr langsam. Als sie verschwunden war, blieb der Sprecher stehen und sagte:
    „Ich bin begierig, was sie uns bezahlen wird.“
    Der andere schwieg, darum fuhr der erstere fort:
    „Warum antwortest du nicht, he?“
    Da holte der Gefragte tief Atem und sagte:
    „Der Teufel hole die ganze Geschichte!“
    „Warum? War dir das Goldstück zuwenig? Es war rasch verdient.“
    „Ich wollte, ich hätte es nicht verdient!“
    „Kerl, ich glaube gar, du wirst sentimental und fängst

Weitere Kostenlose Bücher