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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Land“, antwortete der Häuptling.
    „Nun, so mag mein Bruder unter Hilfe der andern Häuptlinge die schnellsten Krieger bis vor Mitternacht an die Stadt bringen, wo ich sie am Wasser treffen werde. Die anderen, welche nicht so schnelle Pferde haben, werden unter der Anführung von Señor Juarez nachkommen.“
    „Nein!“ rief Juarez. „Das kann ich nicht zugeben.“
    „Warum?“ fragte Sternau.
    „Sie wollen, ich soll mich schonen, ich soll nicht mitkämpfen?“
    „Allerdings. Ihr Leben ist zu kostbar, als daß es einer Kugel ausgesetzt werden darf.“
    „Und dennoch reite ich mit dem ersten Trupp. Vielleicht wirkt mein bloßes Erscheinen mehr als alle Kugeln.“
    „Das ist möglich, und darum mag es sein. Übrigens bleibt uns vor der Stadt noch immer Zeit, uns zu besprechen. Wer den letzten Trupp anführen soll, mag noch bestimmt werden. Ich habe keine Zeit dazu, ich muß fort. Hier, Señor André, nehmt mein Handpferd. Es ist noch frisch und wird den Ritt gut aushalten.“
    André hatte seinem toten Pferd bereits Sattel und Zügel abgenommen und begann sogleich, dies dem angebotenen Pferd anzulegen.
    Da drängte Juarez sein Pferd an dasjenige Sternaus heran.
    „Señor“, sagte er halblaut, „könnten Sie mir eine Bitte erfüllen?“
    „Reden Sie, Señor.“
    „Ich möchte nicht so unerwartet über die Franzosen herfallen –“
    „Ah, Sie sind edler als sie selbst!“
    „Ich achte das Völkerrecht. Sie kommen eher als ich nach Chihuahua. Wollen Sie dies mit übernehmen?“
    „Sie meinen, ich soll den Kommandanten aufsuchen?“
    „Ja.“
    „Als Ihr Abgesandter?“
    „Natürlich.“
    „Wird man mich als solchen respektieren?“
    „Ich hoffe es.“
    „Was soll ich sagen?“
    „Ich schlage ihnen freien Abzug vor. Alles andere überlasse ich Ihnen.“
    „Gut. Aber soll ich verraten, daß wir von der Exekution wissen, welche stattfinden soll?“
    „Nein, kein Wort.“
    „Und wie nahe wir sind?“
    „Noch viel weniger.“
    „So begreife ich meine Instruktionen vollständig, und ich hoffe, daß Sie mit mir zufrieden sein werden.“
    „Ich bin überzeugt davon. Aber, Señor Sternau, gesetzt den Fall, den Sie erwähnten, daß man Sie nicht respektiert. Was dann?“
    „Bah, das wird sich finden.“
    „Wenn man Sie festnimmt, gefangenhält?“
    „Das macht mir keine Sorge. Sollte mir aber dennoch so etwas passieren, so kann ich mich auf meine Freunde verlassen. Adieu, Señores.“
    Er gab seinem Roß die Sporen und sprengte davon, an der Seite von André.
    Diese beiden boten einen eigentümlichen Anblick dar, Sternau, der hohe, breite, riesenhafte Mann, neben dem kleinen Jäger, aber es war sich ein jeder seines Wertes bewußt und achtete den anderen.
    Da sie beide Deutsche waren, so redeten sie in der heimatlichen Sprache miteinander, doch wurde nur das Nötigste besprochen. Als sie bereits einige Minuten geritten waren, drehte Sternau sich um und bemerkte den Trupp der Besserberittenen, welcher ihnen bereits folgte.
    „Jetzt ist es vormittags zehn Uhr“, sagte er. „Elf Stunden reiten wir, also werden wir abends neun Uhr in Chihuahua sein. Das genügt. Wissen Sie den Platz genau, auf welchem die Exekution vorgenommen werden soll?“
    „Nein“, antwortete Andre.
    „Aber man wird ihn erfahren können?“
    „Die Señorita wird es wissen.“
    „Ich gehe mit zu ihr. Ich hätte Sie manches in Beziehung auf die Heimat zu fragen, aber es ist nicht die Zeit dazu. Bei der ungeheuren Schnelligkeit unseres Rittes ist es geraten zu schweigen, reiten wir hintereinander.“
    So ging es fort, genau denselben Weg zurück, welchen André herwärts gekommen war. Der Vormittag verging, die Sonne erreichte den Zenit, sie senkte sich wieder, ohne daß die beiden Reiter ihren Pferden Ruhe gönnten. Es war gewiß, daß die beiden Tiere vollständig unbrauchbar wurden, aber darauf durfte man heute nicht sehen.
    Es wurde Abend, und erst als die beiden den Rio Conchas erreichten, hielten sie an, um die Pferde verschnaufen zu lassen und sie nicht so heiß in die Flut zu treiben. Dann aber ging es im Galopp weiter.
    Als sie sich in der Nähe der Stadt befanden, fragte Sternau:
    „Gibt es hier ein sicheres Versteck für die Pferde?“
    „Ja. Aber wollen wir zu Fuß die Stadt erreichen?“
    „Ja. Es ist besser, wir kommen möglichst unbemerkt.“
    „So ist dort rechts ein Wald, in dem wir die Tiere anbinden können.“
    Dies wurde getan. Dann ergriffen die beiden Männer ihre Waffen und schritten der Stadt

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