Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
junge Apachenhäuptling, der seinen Bruder ‚Bärenherz‘ sucht und den Schwur getan hat, wenn er ihn nicht findet, jede Woche, so lange er lebt, einen Weißen zu töten?“
    „Ja, derselbe. Er ist mein Freund und hat mir fünfhundert seiner Krieger versprochen.“
    „Das ist sehr gut, denn diese fünfhundert wiegen fünftausend Franzosen auf. Aber was hast du auf deinem Lauscherposten vom Kapitän erfahren?“
    „Er war bei den Comanchen, die ihm sechshundert Krieger zugesagt haben.“
    „O weh; das ist schlimm!“
    „Pah! Ich werde sie aufreiben. Ferner kam er nach Fort Guadeloupe, als Goldsucher verkleidet, um eine Kompanie Franzosen zu erwarten, welche sich im Fort festsetzen sollte. Daß der Kommandant es wagt, einen solchen Truppenteil so weit vorzuschieben, läßt mich fast vermuten, daß er den Präsidenten Juarez in Paso del Norte aufheben will, und daß er von der Geldsendung gehört hat, die aus den Vereinigten Staaten für uns unterwegs ist.“
    „Eine Geldsendung? Ah, käme sie doch an! Ich wünsche es dringend.“
    „Warum?“
    „Du mußt wissen, daß mir der Präsident seit drei Monaten mein Gehalt schuldig geblieben ist. Ich gelte hier für reich und muß ein großes Haus führen, um eurer Sache dienen zu können. Und doch ist meine Kasse vollständig erschöpft. Ich weiß, daß Juarez jetzt darben muß, aber ich bin bereits gezwungen gewesen, Anleihen zu machen. Der Nimbus, mit welchem ich verstanden habe, mich zu umgeben, wird da nicht mehr lange vorhalten.“
    „Ja, der Präsident ist allerdings jetzt fast von allen Mitteln entblößt; wenn er dir trotzdem Geld sendet, so magst du daraus ersehen, daß er die Vorteile, welche uns deine Schönheit bringt, zu schätzen weiß.“
    „Er schickt Geld?“ fragte sie freudig.
    „Ja.“
    „Wann? Durch wen?“
    „Jetzt, heute, durch mich. Ich habe das Geld zwei Wochen lang mit mir herumgetragen. Du mußt entschuldigen, ich konnte wahrhaftig nicht eher kommen.“
    „Du bist entschuldigt, lieber Gerard, denn ich kenne deine Sorgfalt für mich. Aber sage mir, wieviel ist es?“
    „Ein Halbjahresgehalt; drei Monate leider post-, aber dafür nun auch drei Monate pränumerando. Bist zu zufrieden, Kind?“
    „Sehr, sehr! Ist's in Papieren?“
    „Ja. Wie könnte ich so viel in Münze bei mir führen?“
    „In welchen Papieren? Die nordamerikanischen könnten mich bloßstellen.“
    „Es sind gute Scheine der englischen Bank.“
    „Ah, das ist prächtig; das ist sehr vorsichtig!“
    „Hier hast du sie.“
    Er fuhr in den Schaft seines elenledernen Jagdstiefels und zog ein Paket hervor, welches er ihr überreichte. Sie öffnete es, zählte nach und sagte: „Richtig; es stimmt! Nun bin ich wieder reich! Aber, lieber Gerard, du mußt mir den Gefallen tun, eines dieser Papiere von mir anzunehmen.“
    Sie hielt ihm mit aufrichtig bittender Miene eine Hundertpfundnote entgegen. Er schüttelte mit dem Kopf, schob ihre Hand zurück und sagte: „Ich danke dir, Emilia! Du meinst es herzlich gut mit mir, aber ich darf deine Güte nicht mißbrauchen. Ich hätte keine Verwendung dafür.“
    „Aber Gerard, keine Verwendung!“ schmollte sie. „Sieh dich nur an!“
    Er warf einen belustigten Blick auf sich herab, sah dann im Boudoir umher und fragte: „Du meinst, daß ich nicht ganz zu dir passe?“
    „Ganz und gar nicht!“
    „Ja, du hast recht! Aber wenn du zu mir in den Wald kämst, würdest auch du nicht zu mir passen. Ich gehe so, wie ich es nötig habe.“
    „Aber ein paar andere Hosen, eine neue Bluse möchtest –“
    Er unterbrach ihre Worte, die sie mit einem sorgenden, altmütterlichen Blick begleitet hatte, der ihr sehr gut stand, und fiel ihr in die Rede: „Meine Kleidung ist sehr gut für meine Zwecke. Und glaubst du, daß ich mit dieser Hundertpfundnote bezahlen könnte? Übrigens brauchst du dich nicht um mich zu sorgen, ich bin nicht so arm, wie du denkst.“
    „Ah, du bist reich?“
    „Beinahe. Ich habe nämlich oben in den Bergen ganz zufällig eine Goldader entdeckt. Brauche ich Geld, so gehe ich hinauf und breche mir ein Stück heraus. Sei also bedankt für dein Geschenk! Willst du mich mit etwas erfreuen, so gib mir etwas zu essen; ich habe gewaltigen Hunger.“
    Sie stieß ein wohltönendes Lachen aus. Er stimmte ein und fragte:
    „Du lachst über meinen Hunger?“
    „Ja, soll ich denn nicht?“
    „Immerhin! Die Herren, die dich besuchen, schwärmen von Schönheit, Glück, Entzücken und Liebe, sie möchten aus den Spitzen

Weitere Kostenlose Bücher