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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugehört; jetzt meinte er:
    „Wie, Ihr versteht das Deutsche?“
    „Ja.“
    „So seid Ihr doch kein so unebener Kerl, wie ich dachte. Aber, was bringst du da?“ Diese Worte galten seiner Tochter, die aus der Küche getreten war und jedem der drei Männer eine Tasse Schokolade vorsetzte. Schokolade ist der gewöhnliche Morgentrank in Mexiko und den angrenzenden Ländern.
    Resedilla sah ihren Vater an, und er erklärte ihr in strengem Ton:
    „Hat Señor Mason die Schokolade bestellt?“
    „Warum fragst du, Vater?“
    „Ehe er sie trinkt, muß er sie bezahlen. Du weißt, daß ich ihm keinen Kredit gebe.“
    Sie errötete bis hinter die Ohren. Mason aber fragte gleichmütig:
    „Was kostet sie?“
    „Einen Quartillo. Ich will es billig mit Euch machen.“
    „Hier!“
    Er griff in die Tasche, nahm die Kupfermünze heraus und schob sie dem Alten hin. Der ‚Kleine André‘ hatte diese Szene mit großem Erstaunen beobachtet. Er schüttelte den Kopf und sagte zu dem Franzosen:
    „Nichts für ungut, Señor! Seid Ihr wirklich ein Jäger?“
    „Ja.“
    „Ein wirklicher Westmann?“
    „Ich denke es.“
    „Ah, das glaube ich nicht.“
    „Warum?“
    „So kommt nach dem Norden und seht, was ein Trapper in Eurer Lage getan hätte.“
    „Ich weiß es.“
    „Nun?“
    „Er hätte Señor Pirnero die Kugel durch den Kopf gejagt oder das Messer in das Herz gestoßen.“
    „Ah, Ihr wißt das so gut und tut es nicht?“
    „Fällt mir nicht ein.“
    „So seid Ihr kein richtiger Westmann!“
    „Das ist möglich. Adieu, Señores!“
    Er sagte dies im gleichgültigsten Ton und erhob sich.
    „Adieu!“ antworteten die beiden anderen.
    Er hatte mit einemmal den Anspruch auf Achtung bei dem ‚Kleinen André‘ verscherzt, trotzdem dieser gestern in ähnlicher Weise von Pirnero behandelt worden war. Als er in den Hausflur trat, stand Resedilla dort. Sie hatte alles gehört und befand sich in der größten Verlegenheit.
    „Mein Gott, wie hat der Vater Euch abermals beleidigt!“ sagte sie. „Er ist sonst so gut, aber gegen Euch scheint er ein Vorurteil zu haben.“
    „Habt keine Sorge, Señorita“, sagte er. „Ich hoffe, daß dieses Vorurteil nicht lange Bestand haben wird.“
    „Ihr werdet ihm verzeihen?“
    „Gern.“
    „O, Señor, wie danke ich Euch! Werdet Ihr wiederkommen?“
    „Erlaubt Ihr es mir denn, Señorita Resedilla?“
    „Gern.“
    „So werde ich ebenso gern wiederkommen.“
    „Wann?“
    „Heute noch, wie ich denke. Gott behüte Euch!“
    Er drückte ihr die Hand und ging. Sie blickte ihm nach. Warum sprach er diesen ernsten Gruß? Lag etwas so Ernstes vor ihm oder vor ihr? Auch sein Gesicht hatte einen so ernsten Ausdruck gehabt, nicht wie Zorn über die widerfahrene Beleidigung, sondern wie die Erwartung eines Ereignisses, welchem man mit Sammlung entgegen gehen muß.
    Er blickte sich nicht nach ihr um, sondern ging nach dem Stall und zog sein Pferd heraus, welches sich sicher ebenso ausgeruht hatte wie er. Dann stieg er auf und ritt davon.
    Es war hohe Zeit dazu, denn er hatte ja mit ‚Bärenauge‘ die Verabredung getroffen, heute punkt Mittag an der großen Eiche bei den Teufelsbergen zu sein.
    Die Sierra del Diablo, zu deutsche das Teufelsgebirge, liegt im Nordwesten von dem Fort Guadeloupe und fällt in steilen, zerklüfteten Wänden nach dem Rio Puercos ab, an welchem das Fort liegt, und von dem es dann noch durch einen breiten Präriestreifen getrennt ist. Diesen Streifen hatte Gerard in Zeit von zwei Stunden durchritten und gelangte nun an den Fuß des Gebirges.
    Einer der Vorberge war nicht so sehr steil wie die anderen. An seiner Lehne ritt der Jäger hinauf. Oben angekommen, erblickte er vor sich eine zweite gewaltige Bergesmasse, von ihm nur durch ein tiefes Tal getrennt, und auf der Spitze dieses Berges erhob sich, weithin sichtbar, eine riesige Eiche, deren Zweige einen Umkreis beschatteten, welcher ganz sicher mehrere hundert Schritte im Durchmesser hatte. Das war die Eiche, unter welcher die Apachen ihn jetzt erwarteten.
    Er ritt zunächst in das Tal hinab und dann drüben wieder empor. Er rechnete, daß er noch über eine Stunde zubringen werde, um das Stelldichein zu erreichen, aber da plötzlich knackte es neben ihm in den Büschen. Er hatte in demselben Augenblick auch bereits seine Büchse im Anschlag, ließ sie jedoch sogleich wieder sinken, denn er sah, daß es unnötig sei, sich zu verteidigen. Vor ihm stand ‚Bärenauge‘, sein Verbündeter.
    „Mein weißer Bruder

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