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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Regen? Wir haben ja die Elbe da, wenn wir Wasser brauchen! In Pirna sind sie nicht so dumm, die Elbe zu haben, und es auch noch regnen zu lassen. Höchstens gießt es einmal vierzehn Tage lang, was nur so vom Himmel herunter will, denn die Wolken wollen doch auch einmal ihren Willen haben, dann tritt wieder gutes Wetter ein!“
    „Also regnet es in Pirna doch?“ fragte Resedilla lächelnd.
    Das ärgerte ihn.
    „Nein, sondern es gießt!“ antwortete er ergrimmt. „Dann läuft das Wasser auf den Gassen, daß keine Frau hinaus kann. Nur lange Stiefel kommen da durch. Wehe also der, die keinen Mann hat, sondern ledig ist!“
    Jetzt schwieg Resedilla, und sie wußte sehr wohl, warum.
    Es war höchst eigentümlich, auf welchen Wegen der Alte immer wieder auf sein Lieblingsthema zu kommen wußte. Jetzt war er glücklich darin. Darum fuhr er fort:
    „Genaugenommen, muß man bei Sonnenschein ebenso verheiratet sein, wie bei Regen. Ich setze den Fall, wir behalten dieses Wetter, so werden alle Jäger und Umwohner das Fort besuchen, und dann haben wir einen Zuspruch, den ich ohne Schwiegersohn gar nicht bewältigen kann.“
    Die Tochter ließ ihn reden. Das schöne Wetter hatte ihn in gute Laune versetzt, und sie wollte ihm dieselbe nicht verderben. Er fuhr fort:
    „Bei dir redet man allerdings nur in den Wind. Wie viele sind da gewesen, welche die besten Anlagen zum Schwiegersohn gehabt hätten! Jetzt kommt sogar der ‚Schwarze Gerard‘, der sicherlich ein Schwiegersohn ist, wie er im Buche steht. Bei dem heutigen Wetter bleibt er sicherlich nicht aus. Da ist ferner unser gestriger Gast. Er ist zwar ein bißchen klein, aber er hat einen berühmten Jägernamen, und außerdem ganze Beutel voll Nuggets. Ah, ist er schon aufgestanden?“
    „Schon längst.“
    „Wo steckt er denn?“
    „Er wollte sehen, ob er für den Mittagstisch etwas schießen könne.“
    „So ist er fort?“
    „Ja, schon sehr früh.“
    „Auf die Jagd?“
    „Ja.“
    „Siehst du, was für ein Schwiegersohn der sein würde! Der brächte uns Hirsche und Wildbret die schwere Menge geschleppt, denn von dem ‚Kleinen André‘ hat man schon längst gehört. Er ist ein ganz anderer Kerl als jener Mason, der nie ein Wild sieht oder gar schießt, keine Kleider auf dem Leib hat, und nur einen einzigen Julep trinkt. Dieser Kerl könnte mir gestohlen bleiben, obgleich ich mich gestern freute, daß er so gut Deutsch sprechen kann. Aber zu einem tüchtigen Schwiegersohn braucht man mehr als Deutsch. Der Mason ist mir nicht –“
    Er hielt mitten in der Rede inne und fuhr vom Stuhl empor. Draußen war ein Reiter vorübergekommen, welcher sein Pferd nach dem offenen Stall hinritt.
    „Da!“ sagte der Wirt ärgerlich. „Man darf den Teufel nur an die Wand malen, so ist er auch sogleich da. Hast du gesehen, wer dieser Reiter war, Resedilla?“
    „Ja.“
    „Nun, wer?“
    „Mason“, antwortete sie errötend.
    „Dachte ich es doch, obgleich er mir zu rasch am Fenster vorüber war. Jetzt wird er hereinkommen und drei Stunden an einem Gläschen Julep herumlutschen. In Pirna sagen wir nämlich lutschen. Ja, da kommt er auch wirklich schon!“
    Die Tür ging auf und Gerard trat ein.
    „Guten Morgen!“ grüßte er freundlich.
    Resedilla nickte ihm lächelnd zu, der Alte aber tat, als ob er den Gruß und auch den Eintretenden gar nicht bemerkt habe.
    Dieser letztere bestellte sich wirklich einen Julep und nippte leise daran, als er ihn von der Tochter empfangen hatte. Nun trat eine mehrere Minuten lange Stille ein. Da aber Pirnero kein Freund von solch langen Pausen war, so sagte er schließlich:
    „Schönes Wetter!“
    Niemand antwortete. Darum drehte er sich zu Gerard herum und sagte:
    „Nun, Señor!“
    „Was?“
    „Schönes Wetter!“
    „Allerdings. Ich habe Euch nur nicht geantwortet, weil ich Euch nicht erschrecken wollte.“
    „Erschrecken? Warum sollte ich über Euch erschrecken?“
    „Weil ich dachte, Ihr hättet es gar nicht bemerkt, daß ich bei Euch eingetreten bin.“
    „Glaubt Ihr etwa, daß ich einen jeden bemerken soll, der nur einen Julep trinkt?“
    „Ich denke es!“
    „Das fällt mir gar nicht ein. Aber sagt, trinkt der ‚Schwarze Gerard‘ auch nur einen einzigen?“
    „Ja, wie ich gehört habe.“
    „Hm! So einem Jäger sollte man doch zwanzig oder dreißig zutrauen. Aber Señor, was habt Ihr denn da für neue Blutflecke auf Eurer Jacke?“
    Resedilla erbleichte, als sie diese Frage vernahm. Die Jacke Gerards war allerdings

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