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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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selbst sich wiedererkannten.
    Oishi schluckte hart, als müsste er buchstäblich seinen Stolz herunterschlucken, bevor er sprach: »Kira hat tausend Mann unter Waffen. Außerdem wird er durch Hexenkraft beschützt.«
    Kais Muskeln spannten sich an, als das letzte Wort die dünne Kruste auf einer kaum verheilten Wunde aufriss. »Als ich Euch das sagte, habt Ihr mich fortgeschickt.«
    »Das war falsch.« Oishi zwang sich, die Worte auszusprechen, die kaum mehr als ein Flüstern waren. Er starrte auch weiterhin zu Boden. »Ich habe meinen Fürsten im Stich gelassen.«
    Er hob den Kopf, und zum ersten Mal sah Kai in den Augen des anderen Mannes etwas, das er kannte, etwas, das er verstand:
Reue. Und Scham
.
    Zum ersten Mal ahnte Kai den wahren Grund all dessen, was Oishi ihm nicht gesagt hatte, und warum es ihn so viel Überwindung kostete, sich ihm zu erklären. Wie unfassbar tief die Demütigung, die Trauer und der Verrat für einen Mann wie Oishi sein mussten, der sie nie selbst gekannt hatte.
    »Ich weiß nicht, wer oder was du bist«, fuhr Oishi fort. »Aber ich brauche deine Hilfe.« In diesen Worten lag keine Entschuldigung, aber sie waren die Wahrheit, so klar wie das Wasser hinter ihnen.
    Nun war es an Kai, zu zögern, als etwas, das fast aussah wie Verzweiflung, Oishis Miene erfüllte. Mehr denn je fragte sich Kai, wo Oishi die ganze Zeit gewesen war, während er selbst auf der Insel der Holländer um sein Überleben gekämpft hatte – wer diese tiefen Linien des vorzeitigen Alters auf Oishis Gesicht und den Ausdruck der bis an die Grenze strapazierten Leidensfähigkeit in seine blutunterlaufenen Augen gezeichnet hatte. Er sah aus, als sei er sein halbes Leben lang ein herrenloser Ronin gewesen, nicht erst ein knappes Jahr.
    Kai runzelte die Stirn und wandte sich ab. Wo auch immer Oishi gewesen war, was in Enmas Hölle ließ ihn wirklich glauben, sie beide könnten Fürst Asanos Tod rächen und Mika vor Fürst Kira beschützen?
    Kira hatte tausend Mann unter seinem Kommando. Erwartete Oishi, dass er sie alle alleine tötete? Es gab einen alten Aberglauben, dass ein Mann, der tausend andere abschlachtete, selbst zum Dämon würde …
wenn er nicht von Anfang an ein Dämon gewesen war
. Glaubte Oishi, dass ihm, Kai, menschliches Leben nun nichts mehr bedeute nach diesem Jahr auf Dejima? Oder dass er Kiras
kitsune
-Geliebte mit ihren eigenen magischen Waffen schlagen könnte?
    Selbst wenn sie einige von Fürst Asanos in alle Winde verstreuten Untergebenen auftrieben, es würden nie genug sein, um etwas bewirken zu können. Es wäre Selbstmord. Aber vielleicht spielte das für Oishi keine Rolle. Vielleicht hatte er nach allem, was passiert war, entschieden, dass es für einen Samurai besser war, hoffnungslose Schlachten zu schlagen und erschlagen zu werden, als in Schande zu sterben.
    Aber Kai war kein Samurai. Er hasste Kira für das, was er ihm angetan hatte, und auch um Fürst Asanos willen … aber hasste er ihn genug, um sich rächen zu wollen? Er war jetzt frei, und dafür war er dankbar. Aber Oishi hatte ihm nicht um seinetwillen geholfen – Kai schuldete ihm nichts. War das überhaupt noch sein Kampf?
    Doch dann erinnerte er sich an Mika.
Mika
… ihr Name, ihre Augen, ihr Lächeln. Die einfache Tatsache, dass sie beide in der gleichen Welt lebten.
    Dieses Wissen allein hatte den Wahnsinn aus ihm vertrieben. Er liebte sie, er hatte sie immer geliebt – so sehr, dass er bereitwillig alles für sie getan hätte … außer ihr Leben zu ruinieren.
    Wenn er Oishi nicht half, konnte er dann mit sich selbst leben, mit dem Wissen, dass der Mann, der ihrer aller Leben zerstört und damit davongekommen war, nicht nur Ako kontrollierte, sondern auch jeden Atemzug, den Mika tat?
    Selbst wenn es sein Schicksal war, nie bei ihr zu liegen, ihr nie ein Ehemann oder Geliebter sein zu können, was würde das Wissen, dass sie beide in dieser Welt waren, noch bedeuten – was würde irgendetwas noch bedeuten, wenn sie gezwungen war, das Bett mit dem Mann zu teilen, der ihren Vater getötet hatte?
    Vielleicht war der einzige Weg, Mika zu zeigen, was sie ihm sein ganzes Leben lang bedeutet hatte, wie sehr sein Leben ihr gehörte, der, es aufzugeben.
    Kai wandte sich schließlich zu Oishi um und erforschte die Stärke der Entschlossenheit in seinen Augen. »Wenn Ihr je wieder vor Kira niederkniet«, sagte er dann, »werde ich Euch den Kopf abschlagen.«
    Er sammelte die Kleider zusammen, die Oishi ihm vor die Füße geworfen

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