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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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mit geschlossenen Augen am Feuer, und obwohl es nicht den Eindruck machte, hörte er Oishis Rede zu, während er darauf wartete, dass sein Frühstück gar wurde. Neben ihm rührte Chikara in einem Topf Reis. Seine Augen leuchteten, während er der Rede seines Vaters zuhörte.
    Kai schaute kurz hoch, als er die Ronin jubeln hörte. Einige Männer behaupteten mit Stolz, der Weg des Kriegers sei der Weg des Todes. Heutzutage waren die meisten Männer, die das behaupteten, Narren, die niemals einen echten Kampf gesehen hatten oder auch nur an etwas glaubten, für dessen Verteidigung sie ihr Leben geben würden.
    Doch es gab einige Dinge, einige Menschen und einige Wahrheiten, für deren Verteidigung es sich lohnte, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Zu der Zeit, als der Kampf die wahre Bestimmung der Samurai gewesen war, wäre er mit diesen Männern gleichgestellt gewesen, ganz gleich wer er war oder wo und als was er geboren worden war. Denn als das Chaos die Oberhand über die Ordnung hatte, war die Kraft, für das zu kämpfen, woran man glaubte, wichtiger gewesen als bedeutungslose Daten einer vergessenen Kindheit.
    In diesem Moment dämmerte ihm, dass die Ronin wissentlich oder unwissentlich dem, was er wirklich war, näher waren, als sie sich je hätten träumen lassen.
    Kai seufzte und holte sein Messer hervor. Er zog sein langes Haar nach vorn, hob sein Messer ... und zögerte. Er steckte das Messer zurück in seine Scheide und drehte sein Haar zu dem ungekämmten Haarknoten eines Ronin. Das war seine ganz persönliche trotzige Geste des Widerstandes gegenüber den Gesetzen der Menschen und den Männern, mit denen er bald gemeinsam dem Tod ins Auge blicken würde.
    Chikara lächelte, als die anderen Ronin seinen Vater bejubelten und vor dem Tempel des mitleidigen Buddha und im Angesicht ihrer Ahnfrau, der Sonne, entschlossen eigene Gelübde ablegten, dem Fürsten, dem sie im Herzen noch immer dienten, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dann schaute er wieder zu Kai und beobachtete mit einer Mischung aus Befriedigung und tiefstem Verständnis, wie dieser seine Haare zusammenband.

    Die anderen Ronin scharten sich um Oishi, der Horibe ein Zeichen gab, die Karte von Kiras Festung und den umliegenden Bergen auszurollen, die er mitgebracht hatte. Überraschtes Gemurmel erhob sich.
    Hazama, früher Oishis erster Offizier, sagte ungläubig: »Wie habt Ihr die Pläne für die Festung erlangt?« Er sah hoch zu Horibe.
    Oishi nickte lächelnd in die Richtung des Mannes, der sein Großvater hätte sein können. »Der junge Horibe hat die Tochter des Architekten verführt«, erwiderte er und konnte nicht verhindern, dass sein Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde. Horibe zuckte bescheiden mit den Schultern.
    Die anderen waren alle jung genug, um Horibes Söhne zu sein, und sahen ihn dermaßen verblüfft an, dass Oishi in schallendes Gelächter ausbrach. Die anderen lachten mit ihm, schüttelten mit dem Kopf oder klopften dem alten Mann auf den Rücken. Ein Gefühl der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit breitete sich nach viel zu langer Zeit wieder in ihren Herzen aus und war wärmer als die Morgensonne. Sie alle hatten es so lange vermisst, wie Oishi das Sonnenlicht selbst vermisst hatte.
    Oishi beugte sich nach unten und zeigte auf die Umrisse von Kiras Festung. Dabei bereute er, dass sie es sich nicht leisten konnten, diesen sonnigen Moment noch länger festzuhalten. Aber ein Ziel ohne Plan war nicht mehr als ein Wunsch. »Leider gibt es zwei Wege hinein. Das Haupttor, hier, und diese Klippen unterhalb der Westmauer. Beide sind schwer bewacht. Die beste Chance bietet sich uns, wenn Kira die Sicherheit seiner Festung verlässt.« Wieder warf er Horibe einen Blick zu.
    Horibe ergriff das Wort und zeigte auf einen anderen Punkt der Karte. »Am Tag vor seiner Hochzeit wird er zum Schrein seiner Vorfahren reisen, um dort zu beten. Wir wissen noch nicht, welchen Weg er nehmen wird oder wie viele Wachen ihn begleiten werden.«
    Oishi sah zu Isogai hinüber. Dessen junges, hübsches Gesicht trug noch immer einen leicht pikierten Ausdruck, weil ausgerechnet Horibe ihm die Stellung als der am meisten beneidete Mann streitig gemacht hatte. »Isogai, Ihr reitet voraus zur Tempelstatt und seht, was Ihr herausfinden könnt. Denkt daran, auch in der Nähe heiliger Stätten befinden sich Freudenhäuser und viele redselige Offizielle, die sie besuchen.«
    Isogai wurde rot, als die Männer erneut lachten. Doch ihr Gelächter war

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