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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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glaubte oder nicht, aber er vermutete, dass der Shogun die ganze Zeit beabsichtigt hatte, Ako an sich zu reißen und es Kira zuzusprechen, der einer seiner bevorzugten Berater war. Er hatte die Lehen von außenstehenden
daimyō
wie Fürst Asano in der Vergangenheit oft genug für Vergehen beschlagnahmt, die von belanglos bis absurd reichten, und war damit dem Vorbild seiner Vorgänger der letzten hundert Jahre gefolgt.
    Allerdings wurden für gewöhnlich gemäß der Gesetze des
bakufu
alle an einem Gewaltakt Beteiligten getötet, ganz gleich wer der Anstifter war. Nur äußerst selten wurde ein Mann verschont, wenn ein anderer getötet worden war – insbesondere dann, wenn der Shogun sich in der Nähe befand, weil derartige Vorkommnisse auch als Bedrohung für sein Leben angesehen wurden.
    Es war mehr als ungewöhnlich, dass der Shogun Kira nicht nur verschont, sondern auch einen Rachefeldzug gegen ihn verboten hatte. Das war ein Frevel gegen den Kodex der Samurai, als deren oberster Fürst er sich bezeichnete. Der Shogun selbst war unantastbar, denn seine Position machte ihn zum Einzigen, dem selbst die
daimyō
Lehnstreue schuldeten.
    Doch nicht Kira. Ob es der Blindheit von
Inu-Kubō
selbst, den hinterhältigen politischen Schachzügen Kiras oder Hexenwerk geschuldet war, dass der Shogun den früheren Untergebenen von Fürst Asano das Recht verweigert hatte, der Seele ihres Fürsten Frieden zu bringen, spielte keine Rolle mehr.
    Als Ronin stand ihnen jeder Weg offen, denn sie hatten nichts mehr zu verlieren. Sie konnten sich sogar den Gesetzen des Landes widersetzen – aber sich nicht der Vergeltung entziehen. Diese Art der Freiheit war beängstigend, und deshalb entschieden sich nur wenige Männer freiwillig dafür.
    Oishi wollte, dass sich jeder, der ihm folgte, von Anfang an im Klaren darüber war, dass er sich auf einen ehrlosen Selbstmord einließ. Es handelte sich nicht einfach um
giri
– einen letzten Dienst für ihren Fürsten – oder um eine Verpflichtung, auf die sich jemand einlassen sollte, der auch nur den geringsten Konflikt zwischen
giri
und
ninjō
verspürte. Sowohl ihre Loyalität Fürst Asano gegenüber als auch ihr Glaube an eine höhere Gerechtigkeit, der Genüge getan werden musste, mussten bedingungslos sein.
    Sie würden vielleicht bei dem Versuch, Fürst Asano zu rächen, im Kampf fallen. Doch jeder Überlebende, der anwesend war, wenn Fürst Kiras Kopf auf Fürst Asanos Grab gelegt wurde, damit dessen gequälter Geist wusste, dass er endlich von dieser Welt befreit war, musste diesem freiwillig in die nächste Welt folgen, denn sonst würde man ihn jagen und wie einen gewöhnlichen Mörder hinrichten. Sie alle würden die Gesetze des
bakufu
brechen, und nicht nur ihresgleichen, sondern auch ihre Diener ... sogar die niedrigsten Bettler und Ausgestoßenen würden auf ihre Leichen spucken.
    Doch wenn sie erfolgreich waren, würden die Götter wissen, dass sie ehrenhaft gehandelt hatten, um ein Unrecht wiedergutzumachen. Gesetze wurden von Menschen erlassen, und Menschen machten Fehler. Ihr Rachefeldzug würde das Ungleichgewicht, das durch menschliche Ungerechtigkeit entstanden war, wieder ausgleichen – und was noch wichtiger war, sie würden ihn zum Wohle von Fürst Asanos Seele führen. Man würde sich an ihre wahre Absicht erinnern, und vielleicht würde der Schandfleck in den Augen ihrer Familien, vielleicht sogar in den Augen der Welt wieder von ihren Namen getilgt.
    Schließlich atmete er tief durch und sagte: »Ich lege vor Euren Augen den Eid ab, dass ich nicht eher ruhen werde, bis der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Ich werde nicht schlafen, bis unser Herr in Frieden ruhen kann. Und ich werde nicht beten, außer um die Vergebung des Himmels dafür, dass ich Kira in die Hölle schicke!«
    Seinen Worten folgte fassungslose Stille. Doch der Ausdruck auf den Gesichtern seiner Leute – einige waren den Tränen nahe – rührte ihn viel tiefer als jeder Loyalitätsschwur, an den er sich erinnern konnte. Eine erste Stimme erhob sich, und immer mehr stimmten ein. Die Ronin schrien ihren Trotz gegenüber dem Schicksal hinaus oder hoben ihre Arme, um die Vorsehung beim Schopfe zu packen. Er sah Mut in ihren Augen – Männer, die bereit waren, für das, woran sie glaubten, bis zum Tode zu kämpfen. Sie waren in dem Glauben geboren worden, dass ihr Vorhaben zum Scheitern verurteilt sein konnte, aber dass diejenigen, die niemals wagten, auch niemals wirklich gelebt hatten.

    Kai saß

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