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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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werden –
seiner Hand
–, um seinen Männern zu helfen.
    »Lasst Euch nicht verführen.«
Kais todernste Warnung hallte in seinem Kopf wider, und er konnte noch immer die Zweifel und das Misstrauen in den Augen des Halbbluts sehen.
Er wurde einer Prüfung unterzogen … aber war das wirklich nur ein Trick der Dämonen, eine Halluzination?
Es wirkte und klang so echt wie seine eigene Existenz. Er schaute hinunter auf sein Schwert, das immer noch an seiner Seite in der Scheide steckte. Wenn diese Prüfung bedeutete, dass er all seine Männer von Dämonen töten lassen musste …
    Jemand schrie. Ein Mensch schrie. Blut spritzte hellrot auf. Seine Fäuste ballten sich noch fester, als er einen weiteren Schrei hörte.
Seine Männer starben … Wie lange konnte er hier stehen und tatenlos zusehen, wie seine Männer starben?
    »Kai«, schrie er verzweifelt, doch Kai kam nicht zurück, und noch mehr seiner Männer fielen …

    Kai schluckte den schmerzhaften Kloß in seiner Kehle hinunter, der ihn daran hinderte, zu sprechen und ihm das Atmen schwermachte. »Ich glaube Euch nicht«, sagte er zu dem
tengu
-Fürsten. »Ihr wisst nichts über die Menschen. Oder die Liebe …«
    »Ach wirklich?« In Sojobos allwissendem Lächeln lag ein verborgenes Wissen. »Dein Vater
liebte
deine Mutter für eine Nacht.« Er wiederholte die Worte, und erneut wurde Kai von der trügerischen, aufreizenden Stimme gefangen, die von der Tragik seiner Lebensgeschichte berichtete. »Als sie herausfand, dass sie schwanger war, floh sie aus dem Bordell zurück in ihr Dorf, denn sie
liebte
das Kind, das in ihr heranwuchs. Doch ihre Eltern, die sie
geliebt
hatten, bevor sie gezwungen waren, sie zu verkaufen, warfen sie aus dem Haus, als sie sahen, dass das uneheliche Kind ein Halbblut war.«
    Der Klang rauschenden Wassers schien Kais Kopf auszufüllen, als hätte das Mischlingsblut in seinen Adern seinen Sinnen den Krieg erklärt. Er war wie betäubt vor Trauer und Zorn, doch er wusste nicht, wem er die Schuld geben sollte. Unter den Schiffsmannschaften Dejimas hatte es nicht viele Engländer gegeben. Er hatte sie genauso gehasst wie die Holländer. Doch die meisten von ihnen hatten rote oder hellbraune Haare und nicht das Goldblond der Holländer. Er erinnerte sich an etwas, das er flüchtig von den Soldaten gehört hatte, an dem Tag, als Fürst Asanos Männer ihn gefangen genommen hatten: »Engländer, vielleicht ...«
    Er erinnerte sich an einen englischen Seemann. Als einer der Holländer eine Bemerkung gemacht hatte, das
half-bloed
hätte behauptet, zur Hälfte Engländer zu sein, hatte er ihn mit einem Schlag niedergestreckt. Dann hatte er die Tür zu Kais Zelle aufgeschlossen, in der dieser an die Wand gekettet gewesen war.
    Bilder brannten sich wie Säure in seine Augen, während der Älteste unerbittlich die Geschichte, die er immer hatte erfahren wollen – die Geschichte seiner Mutter –, bis zu ihrem hoffnungslosen, bitteren Ende weitererzählte: »Überall, wo sie hinging, wandten die Menschen sich ab und verfluchten sie wegen ihres Dämonensohns. Schließlich kam sie in diesen Wald, um sich das Leben zu nehmen. So haben wir dich gefunden.«
    Kai wandte sich von den gnadenlosen Augen ab. Er war voller Hass, nicht nur wegen des
tengu
-Fürsten, sondern auch wegen der Schwäche und Grausamkeit der Menschheit, wegen all der Trauer, die sein Leben nicht nur ihm selbst, sondern auch allen, die ihm etwas bedeuteten, bereitet hatte. Dabei hatte er doch immer nur ...
    Irgendwo schrie eine vertraute Stimme, eine menschliche Stimme, verzweifelt seinen Namen.
    Er drehte sich um und erinnerte sich plötzlich daran, dass er jemanden in der Gebetshalle zurückgelassen hatte ...
Oishi
. Hatte Oishi gerade seinen Namen gerufen?
    Er sah den
tengu
-Fürsten erneut an. Frisch entfachter Zorn und Trauer brannten in seinen Augen ... und klärten seine Sicht. Vor ihm stand der Dämon, der es wagte, ihm zu sagen, dass er mit einem Dämon mehr gemeinsam hatte als mit seinem eigenen Volk.
Der es ihm ein für alle Male beweisen wollte
...
    Das hier war noch immer eine Prüfung – und er hatte noch nicht versagt
.
    »Jetzt da du weißt, was du bist, wählst du da immer noch Liebe statt Hass?« Der
tengu
-Fürst lächelte, und diesmal waren der Spott und die Gehässigkeit, die sein unmenschliches Gesicht verzerrten, für Kai so deutlich zu sehen wie die Besessenheit seines Pflegevaters.
    Mikas Gesicht formte sich wie eine Vision in Kais Gedanken. Er hielt an dieser

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