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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und würde alles, was er dachte oder fühlte, gegen ihn verwenden. Kai begrub seine menschlichen Gefühle unter der Stärke seines Willens, als würde er die Kraft der Erde über seinem Haupt kontrollieren – wie er es vor langer Zeit gelernt hatte, um der völligen Vernichtung seiner Menschlichkeit zu entgehen. Um zu entkommen …
    Angst ist nicht der Feind … sie schränkt dich ein. Deine Angst statt deines Feindes zu bekämpfen, macht dich angreifbar
.
    Er atmete tief ein, um seinen Geist zu reinigen, und verbeugte sich mit dem Respekt, der einem Fürsten gebührte. »Wir benötigen Schwerter. Ich bin zu Euch gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten«, sagte er. Die Worte kamen mit vollendeter Gelassenheit über seine Lippen.
    Der
tengu
-Fürst lächelte. Kai wusste nicht, ob es an den Worten lag oder an der Tatsache, dass er sich so gut an seine Lektionen erinnerte. Sein früherer
sensei
zeigt auf das glühende Schwert. »Nein, Kai. Du bist gekommen, um deine Ausbildung zu beenden.«
    Kai kniff die Augen zusammen, als er sah, wie die goldenen Augen seines Fürsten herausfordernd glitzerten.
Derjenige, der sein Leben vom ersten Moment, an den er sich erinnern konnte, kontrolliert hatte, würde ihm nie vergeben, dass er ihn verraten und seine Leute im Stich gelassen hatte

    »Ich gehöre nicht zu Euch.« Diesmal fiel es ihm schwerer, seine Stimme ruhig zu halten, aber seine Entschlossenheit wuchs. Wieder sah er zu dem Schwert, und seine Hand griff ins Leere, als Sojobo ins Licht trat und in den Tunnel starrte, der zur Hauptkammer führte.
    »Du gehörst aber auch nicht zu
ihnen
«, erwiderte Sojobo und musterte Oishi. Dann schaute er wieder auf Kai, und seine Stimme wurde so scharf wie sein Schwert: »Indem du hierherkommst, riskierst du dein Leben für Männer, die dich niemals anerkennen werden.«
    Kai schaute in die unheilvollen Augen und hörte die Verachtung in der Stimme des
tengu
-Fürsten. Dann sagte er mit vollkommener Überzeugung: »Es sind gute Männer. Ihre Sache ist gerecht.«
    »Das sagst du …« Sojobo wandte sich ab und sah wieder zu Oishi. »Die Prüfung also. Du hast ihm gesagt, er soll sein Schwert nicht anrühren. Wenn er es dennoch tut …« Kais Pflegevater drehte sich wieder um und seine raue Stimme krächzte, »… werden er und all seine Männer sterben.«
    Kai starrte ihn an. Es mochten nicht seine Leute sein, doch das hier war sein Territorium – Dämonenterritorium – und nicht einmal die Überheblichkeit der Samurai würde verhindern können, dass Oishis Samuraiblut wie das jedes anderen Menschen hier floss, falls er seinen eigenen Kampf gegen die Angst verlor.
    Er konnte nichts für Oishi tun, außer seine eigene Prüfung so schnell wie möglich zu Ende zu bringen.

    Draußen in der Hauptkammer ging Oishi einen unsicheren Schritt nach dem anderen durch in die Lücke, die die beiden Reihen der singenden Mönche trennte. Er fragte sich, ob sie sich seiner Anwesenheit wirklich so wenig bewusst waren, wie es den Anschein hatte. Sein Blick glitt von links nach rechts und fiel auf das verlockende Glühen der Schwerter. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf die Statue des Fudō direkt vor ihm zu richten, und betete schweigend zu dem unerschütterlichen Beschützer, der den Yamabushi Stärke verlieh, er möge seinen eigenen Willen ebenfalls stärken.
    Als er sich der Statue näherte, erfüllte ein merkwürdiges Vibrieren die Luft. Es war fast hörbar, als würde die Höhle um ihn herum vor Energie summen. Je länger er in das Gesicht Fudōs starrte, desto mehr hatte er das Gefühl, er würde eins mit dessen Entrüstung und Zorn: Fudō, der Brutale und Zornige, dessen Feuer alle Hindernisse verbrannte und der sich nicht von seinem Pfad abbringen lassen würde …

    Kai trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und schaute zur äußeren Höhle, während Oishi außer Sichtweite ging.
    »War es das wert?«, fragte Sojobo und zwang ihn, wieder wegzusehen und sich dem unerbittlichen Blick seines Pflegevaters zu stellen. »Was du in der Außenwelt gefunden hast? Die Liebe einer Frau, die du niemals haben kannst?«
    Kai blinzelte überrascht über die unerwartete Wendung des Angriffs. Doch er richtete seinen Blick auf die undurchdringlichen goldenen Augen, erinnerte sich an Mikas Augen und sagte schlicht: »Ja.«
    Ein belustigtes Lächeln verzog den Mund unter dem kalten, unmenschlichen Starren. Der
tengu
-Fürst gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Lass mich dir von Liebe

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