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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zu werden, war wie ein Schlag mit der flachen Seite einer Schwertklinge.
    Wenigstens waren die Neuankömmlinge zu beschäftigt mit ihrem Wiedersehen, um ihn wegen seiner bloßen Anwesenheit zu schikanieren. Doch da so viele Männer anwesend waren, gab es in dem baufälligen Haus keinen Platz, an den er sich zurückziehen und ausruhen konnte. Er ging wieder auf den Eingang zu und suchte den kalten Frieden des Bauernhofs.
    Draußen auf der Veranda sah er, wie Oishi über den Hof auf die wacklige Scheune zuging, wo Hazama darauf wartete, die Vorräte und Waffen, die die anderen mitgebracht hatten, zu sichten. Mit den neuen Freiwilligen hatte sich die Zahl der Männer, die den Rachefeldzug gegen Kira führen würden, verdreifacht. Kai lehnte sich an einen Pfeiler und wartete darauf, dass sie verschwanden.

    Oishi fing an zu glauben, dass sein Gesicht während des langen, eisigen Ritts durch ein Gelände, in das selbst der Frühling nur ungern einen Fuß setzte, zu einer ewigen Grimasse festgefroren war. Doch Hazamas Anblick erwärmte ihn mit Erleichterung und Freude darüber, seinen langjährigen Kameraden gesund und lächelnd wiederzusehen. Er erwiderte das Lächeln und gab Hazama seinen Bogen zurück.
    »Euer Schwert …« Hazama streckte die Hand nach dem Schwert aus, das er trug. Es war das Schwert, das Oishi ihm kurz vor ihrer Trennung gegeben hatte. Jetzt wollte er es dem wahren Besitzer zurückgeben.
    »Behaltet es.« Oishis Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Ich sagte doch, wir würden andere mitbringen.« Hazama starrte ihn fast ungläubig an und verbeugte sich tiefer als je zuvor, um die Ehre, die ihm zuteilwurde, anzuerkennen. Oishi legte eine Hand auf seine Schulter, als sie das Scheunentor erreichten.
    Drinnen sagte Hazama: »Wir haben Bögen, Rüstung und sogar Schießpulver.« Er zeigte auf die Ausrüstung, die ordentlich an der Rückwand der Scheune aufgestapelt war. Auch die meisten Pferde standen in der Scheune. Er hatte die Männer, die er und die anderen wiedergefunden hatten, auf einen erfolgreichen Beutezug gegen einen der Grenzposten am Rande von Kiras Land geführt. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt, und einen Sieg errungen, der den Ronin nicht nur Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten als Krieger gegeben, sondern ihnen auch einen erfreulich großen Waffenvorrat und andere, dringend benötigte Vorräte beschert hatte.
    Oishi nickte anerkennend und merkte, dass auch seine Begeisterung zurückkehrte. Endlich fügte sich alles zusammen. Jetzt brauchten sie nur noch die wichtigste aller Informationen, wann und wie Kira seine Festung verlassen würde, um seinen Familienschrein zu besuchen. »Gibt es Neuigkeiten von Isogai?«
    Hazama hielt inne und sein Lächeln verschwand, als er wegschaute. »Nichts. Er ist nicht aufgetaucht.«
    Oishi blieb stehen und starrte Hazama überrascht und besorgt an.

    Kai beobachtete die beiden Männer noch immer von der Veranda des Hauses aus und sah Besorgnis in ihrer Körpersprache, obwohl er ihre Unterhaltung nicht verstehen konnte. Doch er blieb, wo er war, denn er war nicht bereit, sich Oishi zu nähern, wenn Hazama bei ihm war. Er würde noch früh genug erfahren, was nicht stimmte.
    Er verließ die verwitterte Veranda und ging hinaus auf den Hof. Dabei schlug er einen großen Bogen, ging langsam um das Haus und betrachtete die windschiefen Nebengebäude. In einigen standen Pferde. Er sah sich genau an, wo sich die Wachen postiert hatten, die nach unwillkommenen Besuchern Ausschau hielten.
    Das hier war nicht der Besitz eines normalen Bauern gewesen. Er musste jemandem wie Oishi gehört haben – dem Burgvogt eines
daimyō
. Doch irgendwann hatte das Shogunat Gesetze eingeführt, die nicht mehr Land als Entlohnung für treue Dienste vorsahen, sondern Geld. Damit hatten sie dem Samuraistand in einem Land ohne Kriege eine weitere ehrenwerte Alternative zum Kriegerdasein genommen.
    Kai dachte, dass die Tokugawa-Fürsten auf ihre Art genauso widerwärtig waren wie der
tengu
-Fürst. Sie hatten ihre Herrschaft dadurch gefestigt, dass sie ihren ergebensten Gefolgsleuten immer weniger Möglichkeiten ließen, bis das Wort »Samurai« so hohl klang wie ein weggeworfener Helm.
    Ein Land, das sich permanent im Krieg befand, war eine Vision der Hölle, denn es wäre auf eine Weise im Ungleichgewicht, die nicht nur Leben, sondern auch den Geist des Landes selbst zerstörte. Doch das gegenteilige Extrem bewirkte dasselbe, wenn der Frieden nur

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