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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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dadurch gewahrt wurde, dass das Land geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt war.
    »Der Kern des Lebens ist Leiden.«
Sojobo hatte behauptet, dass dies Buddhas eigene Worte waren – und er war nicht der Einzige, der das behauptete. Doch Kai hatte inzwischen so viele widersprüchliche Dinge gehört, die dem Erleuchteten zugeschrieben wurden, dass er seit seiner letzten Begegnung mit Sojobo nicht mehr sicher war, was der Wahrheit entsprach.
    Wenn all das stimmte, bewies das, dass Buddha durch die wahre Natur der Welt auf eine Weise erleuchtet worden war, von der kein normaler Mensch auch nur träumen konnte – oder bedeutete es, dass er ein brabbelnder Verrückter gewesen war, den das Leben in den Wahnsinn getrieben hatte?
    Kai rieb sich die Narben auf seiner Stirn. Er fühlte sich, als wäre er plötzlich in einen verlassenen Brunnen gefallen, in dessen Tiefe ihn kein Wasser, sondern Verzweiflung erwartete, und er wusste gar nicht, warum.
Er war müde … so müde, vielleicht lag es daran
.
    Er hatte nicht gewagt, vor Oishi Schwäche zu zeigen, weil er Angst hatte, seinen selbstzerstörerischen Samuraistolz wieder anzustacheln. Doch als die anderen die Scheune verließen, sehnte er sich danach, hineinzugehen, sich ins Heu zu legen und zu schlafen, bis in seinen Gedanken wieder so etwas wie Klarheit herrschte und seine Gefühle nicht länger wie eine offene Wunde an der Oberfläche seines Geistes lagen. Doch wenn er sich bei den bereits verstrichenen Tagen nicht verzählt hatte …
    Mika
, dachte er. Er wiederholte ihren Namen wie ein stilles Mantra und rief sich ihr Bild vor Augen. Er war ihretwegen hier, wegen des Andenkens an die Freundlichkeit ihres Vaters und wegen seines Verlangens, sicherzustellen, dass Fürst Asanos Seele wirklich nach dem Tod ihren Frieden fand.
    Mika lebte, und auch wenn sie ihm niemals gehören konnte, spielte das keine Rolle, denn darum ging es bei Liebe nicht.
    Liebe
. Das war das Einzige, dessen er noch sicher war. Und er würde ihrem Vater seine treue Ergebenheit eindrucksvoll beweisen, indem er sie befreite – so wie Oishi dasselbe tat, indem er ihm Kiras Kopf brachte.
    Er hörte die Stimmen von Oishi und Hazama, die von der Scheune zum Haus zurückgingen, und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Scheune. Doch er würde alle Zeit der Welt haben, sich auszuruhen, nachdem er den Ronin geholfen hatte, ihr Ziel zu erreichen, und tot war. Er beendete seine Runde um das Bauernhaus und stellte sicher, dass die anderen hineingegangen waren, bevor er die Tür gerade weit genug öffnete, um unbemerkt hineinzuschlüpfen. Er wollte wissen, was los war.
    Er schloss die Tür hinter sich und sah, dass die Karte der Burg Kirayama und ihrer Umgebung auf dem Boden ausgebreitet worden war. Oishis Offiziere waren darum versammelt. Seine Hauptmänner knieten und seine Leutnants standen, um besser sehen zu können.
    »Kira könnte jede dieser Straßen nehmen«, sagte Yasuno und zeigte auf die Karte. »Und eine Armee dabei mitnehmen!« Frustriert wedelte er mit der Hand.
    Oishi starrte die Karte an und runzelte besorgt die Stirn. Sein Gesichtsausdruck spiegelte sich auf den Gesichtern um ihn herum auf die eine oder andere Weise wider. Ohne Isogais Informationen war es unmöglich, Kira außerhalb seiner Burg, wo er verwundbar war, anzugreifen, und ihnen lief die Zeit davon.
    »Vielleicht kommt Isogai noch. Wir sollten ihm mehr Zeit geben …«, sagte Hara.
    »Er wird nicht kommen!«, fuhr Hazama unerwartet angespannt auf. »Er ist geflohen, er ist nun mal ein Feigling …«
    »Hazama!«, warnte Oishi. Er atmete tief durch, während sich Schweigen im Raum ausbreitete. Dann sagte er ruhig und bestimmt: »Isogai hat uns bis hierher begleitet. Wir dürfen jetzt nicht an ihm zweifeln.«
    Hazama verbeugte sich entschuldigend und wandte seinen Blick wieder mit gesenktem Kopf der Karte zu.
    Also das war das Problem
. Kai lehnte an der Wand neben der Tür und wusste, dass er sich dasselbe fragte wie alle anderen hier:
Würde das Schicksal sich ihnen jetzt wirklich in den Weg stellen, wo sie doch schon so viel erreicht und riskiert hatten ...?
Er schaute von den anderen weg, als er draußen in der Ferne Geräusche hörte – Hufschlag auf gefrorenem Grund, der sich schnell dem Hof näherte. »Oishi ...«, sagte er.
    Oishi sah ihn an, und dann schauten auch die anderen hoch, denn sie hörten alle das Hufgeklapper und die Stimmen der Wachen, die Aufforderungen oder Fragen riefen. Kai zog die Tür auf, als

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