47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
einen Blick auf Oishi und Kai, zog dann eine Tür, die sich hinter ihm befand, auf und verschwand.
Kai und Oishi tauschten Blicke aus. Keiner von beiden musste fragen, was das höchste Ziel des anderen war.
»Geh zu Mika ...«, sagte Oishi und lief durch die Eingangshalle hinter Kira her.
Kai rannte auf den Flur zu, in dem Mika verschwunden war. Er schüttelte das Blut von seinem Schwert ab, betrat den Flur und sah vor sich weitere Wachen.
Sie dachten doch nicht wirklich, dass sie ihn jetzt noch aufhalten könnten
...
Oishi öffnete die Schiebewand und betrat den Palast, in dem sich ihm eine weitere Szene unglaublichen Durcheinanders bot. Entsetzte Diener, die gesehen hatten, wie ihr Fürst blutend vorübergeeilt war, starrten ihn an, als wäre Bishamon, der rüstungsbewehrte Gott der Rache, mit bluttriefendem Schwert und unstillbarem Rachedurst in seinen Augen in das Herz ihrer Burg eingedrungen.
Oishi eilte ungehindert durch ihre Mitte, als würden sie gar nicht existieren. Ohne langsamer zu werden, stach er eine weitere Wache nieder, die ihm den Weg versperren wollte.
Er zog die nächste Schiebewand zur Seite und sah dahinter Kira am Ende eines Flurs, der ihn erschrocken anstarrte. Oishi lief auf ihn zu. Kira schob eine weitere Wand zur Seite und verschwand dahinter.
Als Oishi diese erreichte, war das Zimmer leer. Oishi betrat den Raum und öffnete die nächste Schiebewand, die er fand. Wieder gab es keine Spur von Kira. Dahinter befand sich ein Raum mit einem Dutzend Schiebewände. Er erkannte, dass er sich in einem Labyrinth aus miteinander verbundenen Räumen befand. Sogar in Kiras Palast gab es ausgetüftelte Sicherheitsmaßnahmen, um seine Feinde zu verwirren.
Doch dieses Mal würde das nicht reichen
... Er murmelte einen Fluch und öffnete auf gut Glück eine Tür.
Mika rannte hinaus auf einen abgelegenen Abschnitt des oberen Burghofs. Der kleine, offene Bereich war eingeschlossen von den Palastgebäuden und einer hohen Mauer mit einem Tor. Sie hatte diesen Ort noch nie zuvor gesehen. Ein breiter Prozessionsgang führte zwischen zwei Reihen hoher Steinlaternen hindurch, die doppelt so groß waren wie sie. Sie nahm an, dass dieser Ort einem religiösen Ritual diente, das Kira nicht ausübte, obwohl die Palastdiener dafür sorgten, dass die Öllampen in den riesigen Säulen auch jetzt brannten.
Sogar dieser abgelegene Bereich war vom Schnee befreit worden. Aber jetzt begann es erneut zu schneien, und eine dünne Schicht bedeckte bereits wieder das Kopfsteinpflaster. Gemeinsam mit dem Lichtschein der Laternen tauchte der Schnee ihre Umgebung in ein blau-weiß-goldenes Licht. Sie trat langsam hinaus in diesen stillen, unberührten Ort und war dankbar für eine Atempause und Zeit zum Nachdenken. Sie sah sich um und erkannte, dass sie wirklich allein war.
Doch nur für einen kurzen Moment. Sie hörte hinter sich jemanden auf den Hof hinaustreten und drehte sich um. Tief in ihrem Herzen wusste sie, wer es sein würde.
Kai
... Erleichterung und Freude erfüllten sie. Er blieb stehen und schaute sie an. Sie rannte zu ihm, und er schloss sie in seine Arme, hielt sie fest, als wolle er sie nie wieder loslassen.
»Ich wusste, du würdest kommen«, murmelte sie und schaute zu ihm hoch.
Seine Augen leuchteten, und sie sah die Liebe, die sie immer dort gesehen hatte, egal wie sehr er versucht hatte, sie vor sich selbst und vor ihr zu verbergen. Zärtlich berührte er ihre Wange. »Mika ...«
Dann zog er sie noch näher an sich und küsste sie hart auf die Lippen. In seinen Augen brannte eine wilde, ungezügelte Leidenschaft, die sie nicht erkannte – wie der Hunger eines wilden Tiers. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu dem Mann, den sie immer gekannt hatte.
Doch waren seine Lippen eiskalt ... Irgendetwas in ihr sträubte sich. Sie schob ihn weg und wischte sich den Mund ab. Ihre Reaktion war mehr Angst als Ablehnung.
Etwas stimmte nicht, das war nicht
...
Sie schaute ihn geschockt und verwirrt an. Er zog sie wieder an sich und bedeckte ihren Mund mit einem weiteren Kuss. Dieses Mal schien die Berührung sie zu lähmen, als sollte der Kuss ihre Seele stehlen. Sie kämpfte gegen diesen Einfluss an, wollte ihren Willen nur lang genug befreien, um ihre Hände loszureißen ...
Und plötzlich schreckte Kai zurück. Ungläubig starrte er erst sie an und dann den
tantō
, der in seiner Brust steckte ... den
tantō
, den sie verwendet hatte, um Kira zu verwunden und den die Hexe ihr überlassen hatte.
Er
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