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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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den Kopf war er es wahrscheinlich auch.
    »Was?«, erwiderte er geistesabwesend, als er den Blick von der Arena löste und sah, dass Chikara auf ihn zurannte. Der junge Mann war völlig außer Atem und blickte ihn panisch an. »Was ist denn?«, fragte Kai. Er sah nun ebenfalls besorgt aus, als die Trommeln wieder erklangen und den nächsten Kämpfer aufs Feld riefen, wo der Riese in der schwarzen Rüstung, der neue Sieger, auf ihn wartete.
    Er konnte Yasuno nirgendwo entdecken, weder bei Chikara noch sonst wo.
Hatte Yasuno die Nerven verloren?
Wenn das der Fall war, dachte Kai, würde er ihn persönlich umbringen.
    Aber der junge Samurai zog ihn ungeduldig am Ärmel. Sein Gesichtsausdruck verhieß, dass mit Yasuno etwas ganz und gar nicht stimmte, und es weitaus schlimmer war als eine simple Panikattacke.
    Kai folgte Chikara in das Zelt, in dem Yasuno inzwischen in voller Rüstung bereitstehen sollte. Kai schlug die Zeltplane am Eingang zur Seite, ohne sein Kommen vorher anzukündigen. Das wäre auch sinnlos gewesen, denn Yasuno lag flach auf dem Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten ins Leere.
    »Was ist denn nur mit ihm?«, fragte Chikara. »Es ist, als wäre er in Trance.«
    Kai antwortete nicht. Er kniete sich neben Yasuno und blickte in seine glasigen Augen. »Habt Ihr jemanden in der Nähe des Zelts gesehen?«
    Chikara schüttelte den Kopf. »Niemanden. Nur ... Ich glaube, ich habe einen Fuchs gesehen.«
    »Einen weißen Fuchs?« Kai sah mit einem Stirnrunzeln zu ihm auf. Chikara nickte und starrte Kai an. Dann schaute Kai wieder zu Yasuno. Diesmal bemerkte er eine merkwürdige, unnatürliche weiße Verfärbung an Yasunos Wimpern.
    Die Trommeln erklangen noch einmal. Kai konnte sich vorstellen, wie es in der Arena aussah: die Anspannung in den Gesichtern von Fürst Asano und Mika, die wachsende Ungeduld des Publikums ... des Shoguns, während der gigantische Samurai allein auf dem Feld auf und ab schritt und den Anwesenden seine Verachtung für seinen Gegner zeigte, der zu feige war, die Arena zu betreten.
    Kai sah zu Chikara auf und schüttelte den Kopf. »Holt Euren Vater.«
    »Dazu fehlt die Zeit!«, sagte Chikara verzweifelt und sah zu Yasunos Rüstung hinüber, die immer noch auf ihrem Ständer hing. Yasuno hatte nicht einmal Zeit gehabt, sie anzuziehen. »Wenn er nicht kämpft, sind wir entehrt ...«
    Kai folgte dem Blick des jungen Samurai zu der Rüstung und sah, dass die Schutzplatte des Helms das Gesicht des Kämpfers vollkommen verbarg. Und auf dem Brustpanzer der Rüstung prangte das stolze Clanzeichen der Asano. Er könnte ...
Nein. Nein, das durfte er nicht
...
    Als hätte Chikara seine Gedanken gelesen, sagte der Junge: »Niemand wird merken, dass du es bist.«
    Kai hockte sich neben Yasunos besinnungslosen Körper. Seine Hände verkrampften sich vor Begehren, die Rüstung zu berühren ... Seine Gedanken waren zwischen der Wahrheit und den Konsequenzen, falls er es wagte, hin- und hergerissen.
    »Du kannst ihn schlagen und sie werden es nie erfahren«, drängte Chikara noch einmal.
    Draußen in der Arena ertönten erneut die Trommeln.
    Kai stand auf und griff nach dem ersten Rüstungsteil. Chikara sprang auf und half ihm, es anzulegen.
Für Ako. Für Mika
...

    Draußen in der Turnierarena wurde die angespannte Stille der Menge unterbrochen, als der Shogun plötzlich aufstand und seinen Fächer zuschnappen ließ. Diese Geste der Ungeduld setzte sich durch die Reihen der Zuschauerränge fort, wie Wellen auf einem Teich, nachdem ein Karpfen die Wasseroberfläche durchbrochen hatte. Die Würdenträger und
daimyō
standen gemeinsam auf und verneigten sich respektvoll. Kira tat es ihnen gleich, und nur Mika bemerkte den Anflug eines Lächelns, der von der Bewegung verdeckt wurde.
    Gerade als der Shogun sich zum Gehen anschickte, betrat ein Samurai, auf dessen Rüstung das Asano-
mon
deutlich zu erkennen war, die Arena. Er ging weiter, blieb dann stehen und blickte zur Tribüne.
    Yasuno
. Mika wandte den Kopf zu ihrem Vater. Sie teilte seine Erleichterung ... und verpasste, dass Fürst Kira seine Überraschung nicht vollkommen verbergen konnte.
    Der Shogun blieb stehen und blickte von dem neuen Schwertkämpfer zu dem siegreichen Samurai in Schwarz. Sein Interesse war neu entfacht, und er setzte sich wieder auf seinen Platz. Gehorsam taten es ihm die anderen Adligen nach. Kira ließ sich wieder neben Mika nieder, doch diesmal würdigte er sie keines Blickes. Er starrte gebannt auf die

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