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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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solcher Scout bin ich.“
    „Donnerwetter!“ meinte der Hauptmann. „So kennt Er alle Wege und Stege der amerikanischen Wildnis?“
    „Ja.“
    „Man sieht es Ihm aber gar nicht an!“
    „Ich habe wohl ein etwas dummes Gesicht?“
    „Sehr dumm!“
    „Pchtichchchchch!“ fuhr dem Alten der Saft mit samt dem Primchen gerade an diejenige Stelle seiner Brust, an welcher er das Ordensband zu tragen pflegte. Er fuhr zurück, stieß einen Fluch aus, trat einen Schritt auf den Amerikaner zu und sagte:
    „Halunke! Wie kann Er wagen, einen großherzoglichen Oberförster und Hauptmann anzuspeien!“
    Da verschränkte ‚Geierschnabel‘ die Arme über der Brust und antwortete:
    „Und wie kann Er es wagen, einen amerikanischen Prärieläufer dumm zu nennen. Was sind alle eure Hauptleute und Oberförster gegen unsere Westmänner, welche an einem Tag mehr erleben als so ein livrierter Maulaffe in seinem ganzen Leben. Glaubt Er etwa, ein hiesiger Oberförster sei klüger als ein guter Präriejäger? Oder glaubt Er, ein Hauptmann der großherzoglichen Armee könnte es mit einem Scout aufnehmen? Wenn Er mich nach dem Kleide beurteilt, welches ich heute trage, so ist er sehr auf dem Holzweg. Er wird bald sehen, daß Er sich da jammervoll getäuscht und geirrt hat. Ich pflege die Menschen nach der Art und Weise zu behandeln, wie sie mir entgegentreten. Wer mich ‚Er‘ tituliert und mich für dumm zu kaufen gedenkt, der existiert für mich nicht, er ist einfach nicht da. Und wenn ich beim Ausspucken einen treffe, der für mich nicht da ist, so ist das einfach seine Sache, aber nicht die meinige. Er mag sich so verhalten, daß ich seine Gegenwart respektieren kann. Merke Er sich das.“
    ‚Geierschnabel‘ sprach das Deutsch im fremden Dialekt. Dennoch hatte er seine Rede so korrekt und deutlich, so nachdrucksvoll vorgetragen, daß sie auf den alten Hauptmann einen nicht geringen Eindruck machte. Er fühlte, daß er sich hier einem gegenüber befand, der ihm an Grobheit und Originalität vollständig ebenbürtig und gewachsen war. Er kratzte sich hinter den Ohren und sagte:
    „Himmelelement, ist dieser Mensch höflich. Bei dem Kerl kommt es ja geschüttelt, wie beim Speiteufel in einer Kleienmühle. Na, ich werde vorderhand den Mund halten. Das weitere wird sich dann ergeben, wenn ich weiß, woran ich mit ihm bin.“
    „Daran tun Sie ganz recht“, meinte ‚Geierschnabel‘, indem er jetzt einen höflicheren Ton annahm. Und zu den anderen gewendet, fuhr er fort: „Also ein solcher Scout bin ich. Eines schönen Tages befand ich mich in El Refugio und wurde von einem Engländer engagiert, welcher den Rio Grande del Norte hinauffahren wollte.“
    „Ah, Sir Lindsay?“ fragte Gräfin Rosa.
    „Ja.“
    „War Miß Amy bei ihm?“
    „Das versteht sich. Sie wollte ihn nicht verlassen.“
    „Sie ist eine sehr liebe Freundin von mir. Befand sie sich wohl?“
    „Höchst wahrscheinlich. Wenigstens habe ich nichts davon gehört, daß Sie Zahnreißen oder Kreuzschmerzen gehabt hätte. Ich wurde abgeschickt, nach El Paso del Norte zu gehen, um dem Präsidenten Juarez zu melden, daß der Lord ihm Waffen und Geld bringe.“
    „Sie trafen den Präsidenten?“ fragte Kurt mit Interesse.
    „Ja, aber nicht in El Paso, sondern in einem kleinen Fort, welches Fort Guadeloupe genannt wird. Vorher aber traf ich daselbst noch andere Leute, für welche Sie sich interessieren werden. Zunächst gab es da einen sehr berühmten Jäger, welchen man den ‚Schwarzen Gerard‘ nennt und den einige von Ihnen sehr gut kennen.“
    „Der ‚Schwarze Gerard‘?“ fragte Rosa. „Denn kennen wir nicht.“
    „O doch. Ist Ihnen nicht der Name Gerard Mason bekannt?“
    Rosa besann sich.
    „Gerard Mason?“ fragte sie. „Der Name kommt mir allerdings bekannt vor, aber ich kann mich nicht besinnen.“
    „Nun so besinnen Sie sich vielleicht besser darauf, daß Sie in Rheinswalden einmal ermordet werden sollten?“
    „Ja, das ist richtig.“
    „Graf Alfonzo hatte einen Mörder gedungen?“
    „Allerdings. Aber dieser Mann benachrichtigte mich davon. Mein Gemahl hatte in Paris seine Schwester aus dem Wasser gez – ah, ich glaube, der Mann hieß Gerard Mason.“
    „Ja, so hieß er, gnädige Frau.“
    „So ist er wohl jetzt jener Jäger, welchen man den ‚Schwarzen Gerard‘ nennt?“
    „Er ist es.“
    „Ah. Hat er Ihnen nichts von uns erzählt? Er ist uns eine sehr wichtige Persönlichkeit, aber er entfernte sich damals so rasch, daß es ganz

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