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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zeit pflegte die Alte, eine Pfeife rauchend, noch vor ihrem Zelt zu sitzen, um den Erzählungen ihrer Horde zu lauschen.
    Er nahte sich von der Seite, von welcher aus ihm Zarba gerade gegenüber sitzen mußte. Ein Druck seines Fingers dann, und sie war für immer unschädlich gemacht.
    So kroch er weiter und weiter, bis er die Randbüsche der Lichtung erreichte. Er blickte hindurch und stieß einen leisen Ruf der Überraschung aus. Das Lager war verschwunden.
    Weshalb sind sie fort? Warum hatte die Alte nichts davon gesagt? Hatte sie etwa Angst ihres Dolchstiches wegen? Diese Fragen legte sich Cortejo vor. Aber sollte er zwecklos nach Hause zurückkehren? Nein. Die Gitanos konnten den Platz nur erst vor kurzer Zeit verlassen haben. Er konnte sie sehr bald erreichen und dann die Alte erschießen.
    Er untersuchte also den Platz, um aus den Spuren zu ersehen, wohin sie sich gewendet hatten. Es wurde ihm sehr leicht, dies zu finden, und eben schickte er sich an, der breiten Fährte zu folgen, als er auf ein unvorhergesehenes Hindernis stieß.
    „Halt!“ rief es ihm nämlich entgegen.
    Als er aufblickte, sah er vier Zigeunerburschen vor sich stehen.
    „Was wollt ihr?“ fragte er.
    „Ah, Ihr seid es, Señor Cortejo. Was sucht Ihr hier?“
    „Was geht Euch das an?“
    „Sehr viel. Wir hatten Euch hier erwartet.“
    „Mich? Weshalb? Wozu?“ fragte er erstaunt.
    „Unsere Urmutter hat es uns befohlen.“
    „Ah! Unglaublich. Wie konnte sie wissen, daß ich in den Forst mußte?“
    „Als sie vom Schloß kam, befahl sie den schnellsten Aufbruch –“
    „Weshalb?“
    „Wir wissen es nicht. Uns aber gebot sie, hier zurückzubleiben. Sie sagte uns, daß Señor Cortejo leise durch die Büsche komme, und daß er die Spuren suchen werde, um uns zu folgen; das sollten wir nicht dulden.“
    Cortejo begann zu ahnen, daß sein gegenwärtiges Unternehmen vollständig mißglückt sei.
    „Warum sollt ihr das nicht dulden?“ fragte er.
    „Auch das wissen wir nicht.“
    „Und wenn ich dann doch den Spuren folge?“
    „Dann, verzeiht, Señor, haben wir den strengen Befehl, Euch ein wenig totzuschießen.“
    „Donnerwetter! Das hat Zarba befohlen?“
    „Ja.“
    „Und ihr würdet es auch tun?“
    „Wir sind gewohnt, ihr zu gehorchen, selbst wenn es uns das Leben kosten würde. Darum ist es am besten, Señor, Ihr erlaubt uns, Euch nach dem Schloß zurückzubegleiten.“
    „Ich werde den Weg selbst finden.“
    „Jawohl; aber wir wollen uns auch überzeugen, daß Ihr ihn wirklich gefunden habt. Kommt, Señor! Es ist besser, Ihr geht freiwillig mit uns, als daß wir Euch zwingen müssen.“
    „Gewalt wollt ihr anwenden, ihr Schurken?“
    „Unter Umständen ja, denn wir müssen gehorchen.“
    „So kommt. Aber laßt euch um Gotteswillen nicht wieder in der Nähe des Schlosses blicken.“
    „O Señor, wir sind im Gegenteil fest überzeugt, daß Ihr Euch außerordentlich freuen werdet, unsere Altmutter Zarba gesund und unbeschädigt in Rodriganda wiederzusehen.“
    Sie nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn von dannen. Er mußte sich darein fügen und konnte seinem Zorn nicht einmal durch Grobheiten Luft machen. Dieser Ärger wiederholte sich, als er dann Schwester Clarissa dieses Abenteuer erzählte.
    „O weh“, meinte diese. „So ist sie entkommen?“
    „Noch nicht. Ich forsche ihr nach. Mein muß sie werden!“
    „So willst du die Zigeunerin verfolgen?“
    „Ja.“
    „Doch sofort, morgen früh?“
    „Nein. Die Fahrt nach Barcelona ist noch notwendiger. Die Zigeuner entgehen mir nicht.“
    Es war noch während der Nacht, als er sich unterwegs nach der genannten Stadt befand. Dort angekommen, ließ er seinen Wagen im Gasthof halten und begab sich zu Fuß nach einer der unscheinbarsten Seitenstraßen. Dort trat er bei einem armen Flickschuster ein, welcher von seiner an und für sich engen Wohnung ein Stübchen vermietet hatte. Der Inhaber desselben war kein anderer als Kapitän Henrico Landola, welcher allerdings unter einem anderen Namen hier wohnte.
    Als Cortejo bei ihm eintrat, fand er ihn von Langeweile geplagt.
    „Habt keine Sorge“, meinte er. „Ich bringe Euch ein Thema, welches Euch sehr viel Kurzweil machen wird.“
    „Mir sehr recht und lieb. Übrigens werde ich es nicht mehr lange hier aushalten. Die Nachforschungen nach mir sind eingeschlafen, und ich liebe Kampf und Arbeit mehr, als Frieden und Faulheit.“
    „Schön! Da könnte ich Euch gleich Arbeit geben.“
    „Was für welche?“
    „Eine

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