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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollte auch Don Ferdinande sterben, damit dein Sohn das ganze Erbe empfange. Es wurde ihm ein Gift eingegeben, aber dieses Gift tötete nicht, sondern es machte nur starrkrämpfig. Don Ferdinande starb, wurde beerdigt, aber bald wieder ausgegraben und von Landola in die Sklaverei geschafft. Auch er hat sich gerettet und lebt. Sie alle, Sternau, Ferdinande, Mariano sind in Mexiko.“
    „Beweise es!“
    „Meine Boten und Quellen brauchst du nicht zu kennen. Aber ich sage dir, daß es wahr ist.“
    „Und wenn es wahr ist, warum sagst du mir es, Hexe?“ fragte er wütend. „Etwa um mich zur Vorsicht zu mahnen, etwa um mir Zeit zu geben, mich zu retten?“
    „Nein, denn zu retten bist du nicht“, hohnlachte sie. „Ich sage es dir nur, um mich an deiner Qual zu weiden. Du sollst das alles eher erfahren, um die Angst desto länger zu tragen.“
    „Satan!“ rief er.
    „Teufel!“ antwortete sie.
    „Es ist doch alles erlogen. Ich glaube dir kein Wort.“
    Da klopfte es leise an, und der Diener, welcher vorhin am Portal gestanden hatte, trat ein. Er brachte mehrere Briefe, welche vom Boten abgegeben worden waren. Als er sich entfernt hatte, betrachtete Cortejo die Kuverts.
    „Aus Mexiko!“ entfuhr es ihm beim Anblick eines der Briefe.
    „Lies ihn“, sagte Zarba. „Vielleicht weißt du dann, ob ich dich belogen habe, oder ob ich die Wahrheit sagte.“
    Er öffnete halb vorsätzlich und halb unwillkürlich das Kuvert und faltete das innen liegende Papier auseinander. Er las es. Seine Blicke wurden starr, er stieß einen tiefen, schweren Seufzer aus und sank auf das Kissen des Sofas zurück.
    Schwester Clarissa konnte doch ihre Neugierde nicht besiegen. Sie nahm den Brief aus seiner Hand und las nun folgende Zeilen:
    „Lieber Oheim.
    In aller Eile schreibe ich dir von der Hacienda del Erina aus, denn es hat sich Wichtiges oder vielmehr Schreckliches zugetragen. Landola hat uns betrogen. Die, welche er töten sollte, leben alle. Auch die Nebenpersonen kennst du aus unseren Briefen. Er hat sie auf eine einsame Insel ausgesetzt, von welcher sie nun entkommen sind. Sie befinden sich in Fort Guadeloupe bei unserem Feind Juarez. Ich nenne dir Sternau, Mariano, zwei Helmers, ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘, Emma Arbellez und Karja. Auch Don Ferdinande ist bei ihnen; er ist nicht tot, sondern er lebt. Vater ist nicht da, und ich bin krank. Ich sandte ihm diese Nachricht nach, damit er Maßregeln ergreifen könne. Gelingt es uns nicht, die Genannten abermals in unsere Hände zu bringen, so sind wir unbedingt verloren.
    In größter Sorge Deine Nichte
    Josefa.“
    Der frommen Schwester sank die Hand mit dem Brief nieder. Zarba hustete herausfordernd und sagte dann:
    „Nicht wahr, meine Nachricht bestätigt sich? Ich sehe es Euch an.“
    Da fuhr Cortejo empor.
    „Schweig, Weib, sonst stopf ich dir das Maul! Setze dir noch so viele Unwahrheiten zusammen, aber niemals wirst du deine Behauptung beweisen können, daß Graf Alfonzo ein falscher Rodriganda sei.“
    „Meinst du?“ lachte sie höhnisch. „Du irrst gewaltig, Gasparino Cortejo, zunächst kann man dir beweisen, daß Mariano der echte Rodriganda ist. Der Räuber hat ihn nicht getötet. Und frage doch einmal deinen Sohn, den falschen Grafen, was ihm in Paris von einem Garotteur abgenommen wurde.“
    „In Paris? Von einem Garotteur? Davon weiß ich nichts. Was sollte das gewesen sein?“
    „Ich will es dir sagen. Es gibt Leute, welche aus Gedächtnisschwäche oder anderen Ursachen alles aufschreiben, was sie tun oder was mit ihnen passiert. Diese Unvorsichtigen denken nie daran, daß ihre Aufzeichnungen in falsche Hände kommen können. Ein solcher Schwachkopf ist dein Sohn. Er hat alle Eure Geheimnisse notiert, und dieses Notizbuch wurde ihm von einem Garotteur abgenommen. Ich kenne den Inhalt Wort für Wort.“
    „Himmel und Hölle, wer hat dieses Buch?“ rief Cortejo, von dem Sofa auffahrend und auf die Zigeunerin zutretend.
    „Das brauchst du nicht zu wissen.“
    „Ah, du wirst es mir dennoch sagen. Ich lasse dich nicht eher fort, als bis du es gestanden hast.“
    „Warte, ob es mir beliebt.“
    „Nein, ich warte keinen Augenblick. Heraus damit!“
    Er faßte sie am Arm, stieß aber im nächsten Augenblick einen Schmerzensschrei aus. Zarba hatte ihren kleinen Dolch gezogen und ihm in die Hand gestoßen. Zugleich hatte sie mit der Geschwindigkeit eines Wiesels das Zimmer verlassen. Ehe Cortejo sie erreichen konnte, hatte sie hinter den Bäumen des

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