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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schon halb vergessnen Mannen.
    Da erdröhnt es in dem Grab,
Flüstert aus den morschen Pfosten
Der hier brach, der goldene Stab,
Glänzt plus ultra auch im Osten!
    Leider aber hat er diesen Stab nicht im Osten sondern im Westen gesucht. Der Glanz desselben wird verbleichen, und das Gebein des Enkels, welcher an einem kurzen Kaisertraum zugrunde ging, wird in keine Kaisergruft gesenkt, sondern vielleicht hinter dem Wall irgend eines mexikanischen Ortes eingescharrt werden. Gebe Gott, daß ich ein schlechter Prophet bin.“
    „Und wird das Ultimatum der Vereinigten Staaten den Kaiser von Frankreich wirklich bewegen, Mexiko zu räumen?“
    „Unbedingt. Als die Union unter dem Bürgerkrieg blutete, hohnlachte Napoleon der Warnung Lincolns. Aber der alte ‚Abe‘ wußte gar wohl, was er wollte. Jetzt hat der Norden gesiegt; die Sklavenhalter, auf welche Napoleon rechnete, liegen darnieder, und die Staaten haben eine ungeahnte Macht entfaltet. Frankreich wäre wahnsinnig, wollte es sich in einen Krieg mit der Union verwickeln, und – leichtsinnig ist Frankreich, wahnsinnig aber nicht. Doch genug von dieser Sache! Da kommt einer, von dem es scheint, daß er Sie sprechen will.“
    Der, welchen der Lord meinte, war Anton Helmers, der ‚Donnerpfeil‘. Er warf einen forschenden Blick auf das ringsum herrschende, geschäftige Treiben und fragte dann:
    „Wie lange wird es währen, bis man hier fertig ist, Herr Doktor?“
    „Wohl gut zwei Tage.“
    „Ah! Und die Hacienda del Erina?“
    „Darüber sprechen wir dann, mein Lieber.“
    Helmers spielte an seinen Revolvern und sagte:
    „Dann erst? Wär es nicht besser, gleich darüber zu sprechen?“
    „Warum?“
    „Nun, ich hörte von den Apachen, daß Cortejo entkommen ist!“
    „Ja, leider.“
    „Er wird nach der Hacienda gehen.“
    „Vermutlich.“
    „Dort ist seine Tochter.“
    „Allerdings.“
    „Sie haben den Brief gelesen, welchen wir bei dem Anführer fanden. Sie haben auch jene Worte des Sterbenden gehört. Mir ist Angst um meinen Schwiegervater. Ich kann nicht länger warten; ich reite zur Hacienda.“
    Sternau erschrak.
    „Was denken Sie! Die Gegend steckt voller Franzosen.“
    „Das ist mir gleich.“
    „Man wird Sie festhalten.“
    „Ich glaube das nicht. ‚Büffelstirn‘ reitet mit.“
    „Das ändert nichts.“
    „O doch! Er kennt alle Schliche dieser Gegend; es wird uns niemand treffen.“
    „Gut. Auch vorausgesetzt, daß Sie glücklich hingelangen; was werden Sie tun?“
    „Den Haziendero befreien.“
    „Sie zwei?“
    „Ja. Kommen Sie mit zu ‚Büffelstirn‘!“
    Er schritt, ohne Sternaus Antwort abzuwarten, wieder über die Planken zurück, welche vom Schiff nach dem Ufer führten, und Sternau folgte ihm. Drüben standen ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘ beisammen. Der erstere trat ihnen entgegen und fragte Helmers:
    „Was will der ‚Herr des Felsens‘ tun?“
    „Er rät mir, zu warten.“
    „Unser Warten hat lange genug gedauert!“
    „Mein Bruder ‚Büffelstirn‘ will also wirklich mit?“ fragte Sternau.
    „Ja“, antwortete der Gefragte. „Ich bin ein freier Indianer, aber die Hacienda ist Karja, meiner Schwester, eine Heimat gewesen, und Señor Arbellez war mein Freund und Bruder. Ich gehe, ihn zu retten.“
    Aus diesen Worten und dem Ernst des Häuptlings ersah Sternau, daß er fest entschlossen sei, sein Vorhaben auszuführen. Gegenreden konnten nichts daran ändern; dennoch sagte er zu ihm:
    „Aber wie will mein Bruder ihn retten? Die Hacienda steckt voller Franzosen!“
    Der Mixtekas machte eine Gebärde der Geringschätzung.
    „‚Büffelstirn‘ lacht der Franzosen!“ antwortete er.
    „Aber ihrer sind viele!“
    „Der Mixtekas sind noch mehrere!“
    „Ah, mein Bruder will seine Stammesgenossen zusammenrufen?“
    „Ja.“
    „Das nimmt viel Zeit in Anspruch.“
    „Nein; das dauert eine Nacht. Wenn der Häuptling der Mixtekas auf dem Berg Reparo das Feuerzeichen gibt, sind am anderen Abend tausend Männer um ihn versammelt.“
    „Ist das auch gewiß? Mein Bruder war so viele Jahre nicht daheim.“
    „Die Söhne der Mixtekas haben ihre Pflicht niemals vergessen. Auch mein Bruder ‚Bärenherz‘ geht mit.“
    „Uff!“ stimmte der Häuptling der Apachen bei.
    „Wer führt dann aber die Apachen an, welche bei Juarez sind?“
    „Mein Bruder ‚Bärenauge‘.“
    Sternau sah die entschlossenen Mienen der drei Männer; er blickte einige Augenblicke lang zu Boden und sagte:
    „Meine Brüder haben recht.

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