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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stammes“, sagte er.
    „Ah, ein verborgener Pechofen?“ fragte Sternau.
    „Ja. Er ist mit Pech, Harz, Schwefel und trockenem Gras angefüllt, öffnen wir ihn!“
    Er trat an die eine Seite der Pyramide und nahm einen Stein fort, welcher mit Erde bedeckt und mit Gras überwachsen war.
    „Das ist das Zugloch.“
    Zu diesen Worten Sternaus nickte der Häuptling mit dem Kopf. Dann stieg er zur Spitze empor. Dort befand sich der Stamm eines nicht gar zu starken Baumes, welcher ganz das Aussehen hatte, als ob er durch einen Blitzschlag seine gegenwärtige Gestalt erhalten habe. ‚Büffelstirn‘ zog denselben hin und her bis der Stamm sich lockerte und fortnehmen ließ. Dadurch entstand ein Loch, welches ‚Büffelstirn‘ erweiterte, so daß es die Stärke eines Mannes erlangte.
    „Es ist dunkel geworden“, sagte er. „Wir wollen das Zeichen des Krieges anbrennen. ‚Büffelstirn‘ ist Jahre nicht bei den Seinigen gewesen, aber meine Brüder werden bald sehen, daß seine Anordnungen noch gelten.“
    Er kniete und schlug Feuer. Bald brannten einige trockene Splitter, welche er aus dem Stamm geschlitzt hatte. Er warf sie in das Loch und stieg dann von der Pyramide herab.
    Erst ließ sich ein Knistern und Prasseln hören, welches bald in ein lautes Zischen überging. Eine vielleicht zwei Fuß hohe Flamme stieg empor.
    „Das ist zu niedrig“, meinte Helmers.
    „Mein Bruder warte ein wenig“, antwortete der Häuptling. „Die Söhne der Mixtekas verstehen es, Kriegsflammen zu erzeugen.“
    Er hatte recht. Denn kaum eine Minute später begann die Flamme emporzusteigen, und nach fünf Minuten hatte sie eine ungeheure Höhe erreicht. Sie hatte die Gestalt einer Säule, welche oben in gewaltigen Strahlen auseinanderging, und besaß eine solche Leuchtkraft, daß es auf der ganzen Spitze des Berges hell wie am Tag wurde.
    „Ein Feuermal, wie ich noch keins gesehen habe!“ bemerkte Sternau.
    „Wir werden sehr bald Antwort haben“, antwortete ‚Büffelstirn‘.
    „Gibt es mehrere Orte mit solchen Öfen?“
    „So weit die Mixtekas wohnen.“
    „Und es sind Männer angestellt, welche die Flamme anzünden?“
    „Ja.“
    „Wenn diese nun gestorben oder nicht zugegen sind?“
    „So haben sie ihr Amt anderen übergeben. Mein Bruder sehe!“
    Das Feuer hatte vielleicht eine Viertelstunde lang gebrannt. Der Häuptling zeigte nach Süden. Da erhob sich auch eine Flamme, und zwar in einer Entfernung, welche man infolge der Nacht nicht genau schätzen konnte. Im Norden folgte eine zweite, und bald konnte man ringsum fünf gleiche Feuersignale sehen.
    Da schritt ‚Büffelstirn‘ zu einem Stein, welcher in der Nähe lag. Er hob ihn trotz seiner Größe weg, und nun wurde eine Öffnung sichtbar, in welcher einige Kugeln von der Größe eines Billardballes lagen. Er nahm drei davon, warf sie in die Flamme und deckte dann den Stein sorgfältig wieder auf das Loch.
    „Warum diese Kugeln?“ fragte Sternau.
    „Mein Bruder wird es sogleich bemerken.“
    Er hatte dies kaum gesagt, so schossen drei Flammen himmelhoch empor und bildeten dort drei große Feuerscheiben, welche sich lange Zeit in gleicher Höhe hielten und dann langsam wieder niedersenkten.
    Kurze Zeit darauf erblickte man bei jedem der fünf anderen Male dasselbe Zeichen.
    „Was bedeutet das?“
    „Jeder Ort hat sein Zeichen“, antwortete ‚Büffelstirn‘. „Ich habe dasjenige des Berges El Reparo gegeben, damit die Mixtekas wissen, wo sie sich versammeln sollen.“
    „Aber die Feinde werden diese Feuer auch bemerken.“
    „Sie werden nicht wissen, was sie zu bedeuten haben. Jetzt steigt die Flamme nieder. Meine Brüder mögen noch einige Augenblicke warten, dann können wir diesen Ort verlassen.“
    Das Feuermal sank mit eben derselben Schnelligkeit herab, mit der es gestiegen war; dann war es dunkel wie vorher.
    ‚Büffelstirn‘ legte den Stein wieder sehr genau vor das Zugloch und brachte den Baum wieder an Ort und Stelle. Obgleich dies in der Dunkelheit geschah, verstand er es doch, jede Spur sorgfältig zu entfernen.
    „Wenn ein Feind auf den Berg kommt“, sagte er, „um den Ort zu suchen, wo die Flamme war, so wird er ihn nicht finden. Wir aber werden ihn jetzt verlassen.“
    „Wohin gehen wir?“
    „Dahin, wo wir bis morgen verborgen bleiben können.“
    „Bis morgen abend?“ fragte Helmers.
    „Ja.“
    „Können wir am Tag nichts für die Hacienda und Arbellez tun?“
    „Gar nichts. Aber am Abend wird die Hacienda unser sein.“
    Sie

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