Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
weiß!“
    Sternau kannte ihn genau. Er wußte, daß er Wort halten werde. Darum drehte er sich wieder um und fragte:
    „‚Büffelstirn‘ und ‚Donnerpfeil‘ haben die Tochter Cortejos mit nach dem Berg El Reparo genommen?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte.
    „Hat der Häuptling der Apachen es gewußt?“
    „Ja.“
    „Meine Freunde sind nicht klug gewesen und auch nicht gut und aufrichtig gegen mich. Warum haben sie das Mädchen mitgenommen?“
    „Wir haben sie über den Krokodilen aufgehängt, um ihr den Tod zu zeigen, den sie erleiden wird.“
    „Was geschah dann?“
    „Ihr Vater kam, sie zu retten.“
    „Cortejo selbst?“
    „Ja.“
    „Das ist ja fast unmöglich! Ist es ihm gelungen?“
    „Ja. Er hat uns überlistet und uns seine Tochter gestohlen, zehn Krieger der Mixtekas getötet und unsere Pferde fortgenommen.“
    Sternau war fast starr vor Erstaunen über diese Nachricht.
    „Wo ist ‚Donnerpfeil‘?“ fragte er.
    „Er ist auf Cortejos Fährte.“
    „Wohin führt sie?“
    „Von El Reparo nach Süden.“
    „Er hat kein Pferd?“
    „Nein. Auch ich bin zu Fuß nach der Hacienda gekommen.“
    „Wie viele Leute hat Cortejo bei sich?“
    „Zehn oder zwölf.“
    „Der Häuptling der Mixtekas mag es ausführlich erzählen!“
    ‚Büffelstirn‘ berichtete alles, was geschehen war. Es war dies die fürchterlichste Buße, welche er sich auferlegte. Sternau und ‚Bärenherz‘ hörten ihm schweigend zu, bis er geendet hatte. Dann sagte der erstere:
    „Wir müssen beide holen, sowohl den Vater wie auch die Tochter.“
    „Ich werde sie holen“, erklärte der Mixtekas.
    „Und ich werde mitgehen“, fügte ‚Bärenherz‘ hinzu.
    Er sah ein, daß seine Verschwiegenheit auch mit Schuld an dem unglücklichen Ausgang des unvorsichtigen Rittes gewesen war, und daher wollte er selbst mitwirken die Folgen wieder quitt zu machen.
    „Die Verfolgung dieser Leute ist mir so wichtig, daß ich sie selbst in die Hand nehmen werde“, sagte Sternau.
    „Warum will mein Bruder nicht hier bleiben?“ fragte ‚Büffelstirn‘. „Ich und der Häuptling der Apachen, wir werden die beiden fangen und nach der Hacienda bringen.“
    „Ich muß selbst dabei sein. In zehn Minuten reite ich.“
    Er sprach diese Worte in einem nicht unfreundlichen, aber so bestimmten Ton, daß ein Widerspruch gar nicht möglich war, und ging fort.
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ will mir keine Vorwürfe machen, aber er ist sehr zornig auf mich“, sagte ‚Büffelstirn‘ zu ‚Bärenherz‘.
    „Er ist zornig auch auf mich, da ich gewußt habe, wo ihr seid“, antwortete dieser. „Ich werde mein Pferd satteln und alles tun, um seinen Zorn zu zerstreuen.“
    Auch er ging.
    ‚Büffelstirn‘ war außerordentlich niedergeschlagen. Er hätte lieber die schärfsten Vorwürfe mit angehört, als die wortlose Mißbilligung gesehen, welche Sternau im Gesicht gezeigt hatte. Er begab sich zu dem zweiten Häuptling der Mixtekas, auf den er sich verlassen konnte.
    „Ich werde die Hacienda verlassen“, sagte er ihm. „Auch der ‚Fürst des Felsens‘ und ‚Bärenherz‘ gehen mit. Mein Bruder ist also der einzige Anführer und Häuptling, welcher zurückbleibt. Er mag Arbellez gut beschützen und Juarez die Kinder der Mixtekas zuführen, sobald er kommt.“
    „Wohin geht mein Bruder?“ fragte der Häuptling.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wann kommt er zurück?“
    „Auch das weiß ich nicht.“
    „Sollen ihn keine Krieger begleiten?“
    „Es mögen zehn Männer mitreiten, welche gut verstehen, eine Fährte zu lesen. Mehr brauche ich nicht.“
    Damit war alles abgemacht. In der von Sternau angegebenen Zeit ritt er mit den beiden Häuptlingen in Begleitung von zehn Mixtekas von der Hacienda fort. Einer dieser letzteren führte ein für Helmers bestimmtes Pferd am Zügel. –

VIERTES KAPITEL
    In den Verliesen des Klosters
    Nicht weit von der Nordgrenze der Provinz Zacatecas liegt das Städtchen Santa Jaga. An und für sich durch nichts erwähnenswert, wurde es doch sehr oft genannt, weil auf dem Berg, an dessen Fuß es liegt, sich ein hoher, altertümlicher Doppelbau erhebt, welcher noch heute das Kloster della Barbara heißt, obgleich das Kloster säkularisiert wurde und nun anstatt nur religiösen, jetzt auch mehr menschlicheren, werktätigeren Zwecken dient. Es ist eine Heilanstalt für Irre und allerlei körperlich Kranke.
    In dem Städtchen gab es jetzt reges Leben. Vor einigen Tagen war nämlich eine Schar von Franzosen

Weitere Kostenlose Bücher