48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
sagt mir, daß diese Anstalt jetzt sehr beunruhigt worden sei?“
„Majestät meinen die militärische Demonstration, welche in Santa Jaga stattgefunden hat?“
„Ja. War sie bedeutend?“
„Sie wurde von vielleicht zweihundert Personen eingeleitet, und sodann beteiligte sich die Bevölkerung der ganzen Stadt und Umgegend daran.“
„In welcher Weise?“
„Man bewaffnete sich, man ließ Fahnen und Flaggen wehen, man läutete die Glocken und sandte zu den Nachbargemeinden, um Kompanien, Bataillone und Regimenter zu bilden, welche ausziehen werden, unseren Kaiser zu schützen.“
„Wie hoch belief sich die Anzahl der Demonstrierenden in Santa Jaga?“
„Früh zweihundert, abends vielleicht bereits dreitausend.“
„Man sagt, auch andere Orte haben demonstriert?“
„Ich habe die Liste derselben bei mir.“
„Zeigen Sie, guter Mann.“
Der Pater gab auch hier den Zettel hin. Maximilian las die Namen und sagte dann zu Miramon gewendet:
„Alle im Rücken von Juarez.“
„Desto besser für uns.“
„Gelangen diese Demonstrationen ebenso wie diejenigen in Santa Jaga?“
„Gewiß. Die Bewegung wird sich wie ein Präriefeuer verbreiten. Nach meiner Rechnung stehen dreißigtausend Mann hinter Juarez, welche sich von Stunde zu Stunde verstärken werden.“
„Man muß ihnen einen geeigneten Anführer senden.“
„Ich bitte um die Erlaubnis, dies mit Majestät besprechen zu dürfen. Aber wir sehen, daß der Kaisergedanke tief Wurzel geschlagen hat und von keinem republikanischen Schwärmer jemals wieder umgestürzt werden darf.“
„Wenigstens sind die militärischen Folgen dieser Kundgebung einzusehen.“
„Sie werden nicht auf sich warten lassen. Die Republikaner müssen sich gegen den neuen Feind nach Norden wenden. Das verschafft uns Luft und Raum zu neuen Evolutionen.“
Während der Kaiser mit Miramon ganz begeistert von den so plötzlich neu belebten Hoffnungen sprach, kam Mejia mit Emilia aus dem Garten.
„Ihre Majestät noch allein?“ fragte der General einen Bedienten.
„Nein“, antwortete dieser.
„Wer ist bei ihm?“
„Miramon und ein Unbekannter.“
Mejias Stirn legte sich in Falten. Diese beiden waren also zum Kaiser gegangen. Er ahnte eine Gefahr, und schnell entschlossen, wie er als Soldat war, sagte er zu Emilia:
„Kommen Sie! Treten Sie gleich mit ein.“
Es war dies natürlich gegen den Gebrauch. Miramon machte daher ein sehr finsteres Gesicht, als er Mejia eintreten sah. Der Kaiser aber übersah in seiner Freude den faux pas und trat rasch auf Mejia zu.
„General, haben Sie bereits gehört, daß es nun nicht nötig sein wird, unseren Plan auszuführen?“
„Unseren Plan“, dachte Miramon. „Ah, sie hatten einen Plan, von dem ich nichts wissen sollte.“
Mejia verbeugte sich kalt und antwortete:
„Ich würde glücklich sein, zu hören, daß Ereignisse eingetreten sind, welche diesen Plan unnötig machen, darf ich mir eine Erkundigung erlauben?“
„O, sehr einfach. Man revoltiert gegen Juarez und zwar an zehn Orten, hinter seinem Rücken. Er ist jetzt gezwungen, mit seinen Truppen eine Rückwärtsbewegung zu machen, welche uns erlaubt, angriffsweise vorzugehen und ihn zwischen zwei Feuer zu nehmen.“
Der verständige Mejia schüttelte den Kopf.
„Haben Eure Majestät Beweise?“ fragte er.
„Ja. Hier steht der Bote.“
Der General wendete sich zum Pater. Dieser hatte nicht gewagt, sich umzudrehen, als die Tür aufging und also Emilia noch nicht gesehen.
„Wer sind Sie?“ fragte ihn Mejia.
„Es ist ein Señor, welchen ich Majestät bereits vorgestellt habe“, sagte Miramon in scharfem Ton.
Um Mejias Lippen spielte ein überlegenes Lächeln.
„Das schließt nicht aus, daß auch ich ihn kennenlernen muß“, antwortete er. „Majestät sind nicht so gnädig gewesen, mir den Namen zu nennen, nach welchem ich mich also erkundigen muß.“
„Dieser Señor ist der Arzt Pater Hilario im Kloster della Barbara in Santa Jaga“, erklärte der Kaiser.
Mejia konnte einen Ausdruck der Überraschung nicht verbergen. Sein Blick flog zu Emilia hin und auf den Pater zurück, auf welchem er streng und stechend haften blieb. Dann fragte er, sich zum Kaiser wendend:
„Erlauben mir Majestät, einige Fragen an diesen Mann zu richten?“
„Sprechen Sie mit ihm“, nickte der Kaiser.
„Nicht wahr, Sie sind Arzt?“ fragte Mejia.
„Ja“, antwortete der Pater.
„Wer schickt Sie her nach Querétaro?“
„Die Bevölkerung dieser
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