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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stadt.“
    „Weshalb?“
    „Sie hat sich nebst den Bewohnern anderer Städte für seine Majestät den Kaiser erklärt. Wir sind über dreißigtausend Mann stark und stehen bereit, Juarez anzugreifen.“
    „Wer ist Euer Anführer?“
    „Wir haben noch keinen, bitten aber um einen solchen.“
    „In solchen Fällen schickt man eine Deputation und keinen einzelnen Mann. Wo haben Sie die Adresse?“
    „Eine Deputation mit Adresse wäre in die Hände von Juarez gefallen. Darum komme ich allein.“
    „Ich hoffe, daß Sie ein ehrlicher Mann sind.“
    „Ich bin es.“
    „Kennen Sie diese Dame?“
    Der Pater drehte sich um. Er erkannte Emilia, hatte aber soviel Macht über sich, daß er sich nicht aus der Fassung bringen ließ.
    „Ja“, antwortete er ruhig.
    „Nun, wer ist sie?“
    „Eine Spionin des Juarez, die ich allerdings nicht hier erwartet habe.“
    „Ah!“ machte Miramon, indem er Emilia näher fixierte.
    Mejia lächelte überlegen und antwortete:
    „Majestät wissen bereits, wer diese Dame ist. Ich habe von ihr erfahren, daß sie auf dem Kloster della Barbara gewesen ist. Es scheint dort nicht alles in Ordnung zu sein.“
    Da trat Miramon vor. Er ahnte, was hier beabsichtigt wurde, und fiel schnell ein:
    „Die Privatverhältnisse dieses Señores interessieren uns hier nicht. Wir haben es zunächst nur mit seiner Botschaft zu tun.“
    „Ich glaube nicht daran“, meinte Mejia.
    „Señor!“ rief Miramon.
    Da trat Mejia hart an ihn heran und antwortete:
    „Welch ein Ton ist dies in Gegenwart unseres allergnädigsten Kaisers! Ich wiederhole, daß ich nicht an die Worte dieses Mannes glaube, es sei denn, daß er mir Beweise bringe.“
    Da winkte der Kaiser mit der Hand und wendete sich an Miramon:
    „General, Sie haben diesen Mann eingeführt. Sind Sie überzeugt von der Wahrheit dessen, was er berichtet hat?“
    „Vollständig.“
    „Das ist genügend.“
    Und sich an Mejia wendend, fuhr er fort:
    „Ich habe Ihnen die Mitteilung zu machen, daß ich dieser Dame nicht mehr bedarf. Sie können dieselbe begleiten.“
    Mejias Fäuste ballten sich, aber er hielt an sich. Er verbeugte sich tief, aber nur vor dem Kaiser, und entfernte sich dann mit Emilia, seinen Feind und Widersacher beim Regenten lassend. Wieder einmal hatte ihm der Verräter den Rang abgelaufen!
    Erst eine Stunde später verließ auch Miramon das Kabinett des Kaisers, an seiner Seite der Pater. Er bezeichnete diesem letzteren eine Venta, in welcher er logieren solle, und begab sich dann zu dem Beichtvater. Dieser hatte augenscheinlich auf ihn gewartet und empfing ihn mit der Frage:
    „Gelungen, Señor?“
    „Ja, aber schwer.“
    „Ah! War der Kaiser ungläubig?“
    „Dieser nicht, aber Mejia.“
    „Der General war bei ihm, und in seiner Gesellschaft befand sich Señorita Emilia?“
    „Ja.“
    „Diese Señorita war beim Kaiser?“
    „Ja.“
    „Mit Mejia?“
    „Ja. Und zwar hatte Mejia mit dem Kaiser einen Plan gefaßt, von dem ich nichts wissen sollte.“
    „Donner! Er wird doch nicht etwa fliehen wollen?“
    „Ich vermute es.“
    „Das müssen wir hintertreiben. Aber was hat diese Emilia dabei zu tun?“
    „O, sehr viel. Unser Pater sagte mir, daß sie eine Spionin des Juarez sei und viele Franzosen in das Verderben geführt habe. Sie soll wenigstens ebenso gefährlich sein wie jener ‚Schwarze Gerard‘, von dem man vor Wochen so viel erzählte.“
    „So steht zu vermuten, daß beide, der Kaiser und Mejia, mit ihrer Hilfe, also unter dem indirekten Schutz des Juarez fliehen wollen, was wir verhindern müssen.“
    „Natürlich. Aber wie?“
    „Ich habe das meinige bereits getan. Der Kaiser glaubt mir und dem Pater. Er ist voller Hoffnungen und erwartet nur eine Kunde, daß Juarez von hinten angegriffen worden sei. Ich werde ein Regiment detachieren, welches eine Demonstration machen soll, dann ist dieser Max völlig überzeugt und wird in der Falle sitzen bleiben.“
    „Das ist indes nur halbe Arbeit. Wie leicht könnte er dennoch mißtrauisch werden.“
    „Er war nahe daran.“
    „Inwiefern?“
    „Diese Señorita Emilia muß Mejia einiges nicht Empfehlendes von unserem Pater mitgeteilt haben. Der General fing davon an, ich aber fiel ihm sofort in die Rede.“
    „So müssen wir das Frauenzimmer entfernen.“
    „Jedenfalls. Dann fehlt Mejia der Beweis und ihnen beiden die Helferin zur Flucht.“
    „Also fort mit ihr! Aber wie?“
    „Es muß scheinen, als ob sie heimlich entwichen sei. Dann fällt der Verdacht

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