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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir allerdings bekannt, aber nur wie jedem anderen Mexikaner, welcher weis, welche jämmerliche öffentliche Rolle sie gespielt haben.“
    „Hm. Jetzt spielen sie eine noch viel jämmerlichere Rolle – in dem unterirdischen Keller von della Barbara – angeschmiedet an den nackten vier Wänden.“
    Kurt gab diese Tropfen langsam, einen nach dem anderen. Der Pater wurde kreideweiß im Gesicht. Seine Stimme zitterte merklich, als er fragte:
    „Wie meinen Sie das? Ich verstehe Sie nicht. Ich weiß nicht, was Sie wollen.“
    „Wirklich? Nun, so muß ich Ihnen noch einige andere Gefangene nennen, zum Beispiel den Grafen Ferdinande de Rodriganda. Kennen Sie den?“
    Es war dem Pater, als ob er in die Erde versinken müsse. Seine Knie zitterten.
    „Ich kenne ihn nicht.“
    „Mariano, die Helmers, den ‚Kleinen André‘, ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘ auch nicht?“
    „Nein. Sie sind mir völlig fremd und unbekannt.“
    „Aber Sternau doch nicht?“
    Jetzt lehnte sich der Pater in die Ecke. Er dachte, daß er sonst umfallen werde. Doch stammelte er:
    „Ich habe diesen Namen – noch – nie gehört.“
    „Alle diese Männer steckten angebunden in einem anderen Gewölbe, bewacht von Manfredo, Ihrem Neffen.“
    Für einen anderen wäre das zuviel gewesen, aber gerade das Fürchterliche der Entdeckung, daß dies alles verraten sei, gab dem Pater seine Beherrschung zurück. Er richtete sich wieder empor und sagte:
    „Was Sie da reden, scheint einem Märchen entnommen zu sein, oder aus einem alten Ritter- und Schauerroman zu stammen.“
    „Ja, ein Schauerroman ist es, und der Ritter desselben sind Sie. Ich selbst bin es gewesen, der die Gefangenen befreit hat.“
    „Wa – wa – waaas?!“ rief der Pater.
    „Und dafür habe ich Ihren Neffen eingesperrt. Er wartet seiner Strafe entgegen, die Sie mit ihm teilen werden!“
    Der Pater starrte ihn an, ohne zu antworten. Wann war das geschehen? Befanden sich nicht Soldaten jetzt im Kloster? Es sollte ihm sofort Auskunft werden, denn Kurt sagte:
    „Auch Ihre anderen Machinationen liegen offenbar. Ihr Verbündeter, welcher Sie nach Querétaro schickte, ist von General Velez niedergesäbelt worden; Señorita Emilia wurde von mir und dem ‚Kleinen André‘ gerettet. Ich bin es gewesen, welcher die in das Kloster della Barbara eingedrungenen Kaiserlichen gefangennahm. Und die Hauptsache, der Massenmord, welchen Sie auf der Hacienda del Erina beabsichtigten, ist vereitelt worden. Kein Mensch hat von dem Saft des Todesblattes getrunken, den Sie in den Kessel schütteten.“
    Das war mehr, als selbst der Pater auszuhalten vermochte. Seine Augen nahmen einen starren Ausdruck an. Er hörte Namen und vernahm Tatsachen, welche er im tiefsten Geheimnis gewähnt hatte, und nun war alles offenbar. Er fühlte sich verloren, versuchte aber doch mit fast überschnappender Stimme die Rechtfertigung:
    „Ich verstehe – ich begreife nichts.“
    „Wirklich nicht, Schurke?“ tönte es da vom Eingang her.
    Die hohe, ernste Gestalt Sternaus erschien im Rahmen der Tür, welche er jetzt geöffnet hatte. Der Pater erblickte ihn. Seine Augen wurden gläsern, seine Lippen verfärbten sich. Er griff mit den Händen haltlos in die Luft. „Ster – Ster – Ster – er –“
    Er wollte den Namen des Eintretenden ausrufen, er vermochte aber nicht einmal, die erste Silbe desselben zu wiederholen. Er stammelte die verschwindenden Laute, welche in ein unartikuliertes Gurgeln verliefen. Die Hände emporgehoben, taumelte er hin und her und stürzte dann wie ein Sack zu Boden, wo er bewegungslos liegenblieb, dicken Schaum vor dem Mund. Kurt wendete sich ab. Sternau aber kniete nieder, um ihn zu untersuchen. Als er damit zu Ende war und sich wieder erhob, erklärte er:
    „Den richten wir nicht. Gott hat ihn gerichtet.“
    „Ah! Ist er tot?“
    „Nein. Noch schlimmer. Der Schlag hat ihn getroffen.“
    „Ist er zu heilen?“
    „Nein. Er wird noch tagelang leben und Todesqualen erdulden müssen, denn wie ich an seinem Blick sehe, ist der Geist nicht mit betroffen.“
    „Fürchterlich!“
    „Ich werde ihn überwachen, obgleich keine Hoffnung vorhanden ist, ihn noch zum Sprechen zu bringen.“
    „Hört er, was wir reden?“
    „Jedenfalls. Siehst du nicht seine Augen angstvoll auf uns gerichtet?“
    „Ja. Gott straft gerecht. Aber wenn er stirbt, so geht manches Geheimnis mit ihm für uns verloren.“
    „Das befürchte ich nicht.“
    „Wenn er nicht wieder zum Sprechen

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