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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wurde Sternau benachrichtigt, daß Juarez bereit sei, ihn zu empfangen.
    Als er bei dem Präsidenten eintrat, wollte er sich wegen seines späten Erscheinens entschuldigen, wurde aber durch den freundlichen Ausruf unterbrochen:
    „Endlich, endlich kommen Sie! Ich habe Sie bereits längst mit Ungeduld erwartet.“
    „Wir konnten nicht eher, Señor. Wir hatten auf die Herren und Damen der Hacienda zu warten, und unterdessen war Josefa Cortejo so krank geworden, daß es unmöglich war, sie nach der Hauptstadt zu transportieren.“
    „Was fehlte ihr?“
    „Sie wissen, Señor, daß sie auf der Hacienda von einem Vaquero so gegen die Wand und Diele geworfen wurde, daß sie einige Verletzungen davontrug, welche vollständig falsch behandelt worden sind. Die Folgen davon stellten sich nun in Santa Jaga ein, und zwar in Gestalt einer heftigen Entzündung, derer ich kaum Herr werden konnte.“
    „Aber jetzt ist sie bereits wieder hergestellt?“
    „Nein. Sie wird nicht wieder hergestellt werden.“
    „Was Sie sagen!“ rief Juarez, beinahe erschrocken. „Verstehe ich Sie recht? Sie meinen, daß sie sterben werde?“
    „Ja.“
    „Doch nicht eher, als bis wir mit ihr fertig sind!“
    „Ich hoffe das. Ich habe alle Sorgfalt und alle künstlichen Mittel anwenden müssen, um sie nach hier zu bringen. Sie hat trotzdem unbeschreibliche Schmerzen auszustehen gehabt. Sie wimmert Tag und Nacht. Wenn die Wirkung meiner Mittel zu Ende ist, wird sie aufhören zu leben.“
    Juarez nickte leise mit dem Kopf und meinte ernsten Tones:
    „Da ist Gott selbst eingetreten, um sie zu bestrafen, noch ehe die Gesetze des menschlichen Richters aufgeschlagen zu werden brauchen. Es gibt, das sehen wir auch hier wieder, eine Gerechtigkeit, welche zwar nur sich selbst verantwortlich ist, aber gerechter straft, als wir es vermögen. – Sie haben die anderen Gefangenen auch mitgebracht?“
    „Alle außer einem, dem Neffen des Paters nämlich.“
    „Warum diesen nicht?“
    „Auch ihn hat Gottes Strafe getroffen, oder vielmehr, er ist sein eigener Richter gewesen. Er hat sich in der Zelle, in welcher er aufbewahrt wurde, erhängt.“
    „Das ist mir außerordentlich unangenehm. Ich glaubte, die Geheimnisse des Paters entdecken zu können, und nun ist dieser an den Folgen des Schlaganfalles gestorben, und sein Neffe, welcher jedenfalls sein einziger Vertrauter war, hat sich getötet.“
    „Ich verzweifle noch nicht an der Enthüllung jener Geheimnisse. Es ist wahrscheinlich, daß sich bei einer genauen Durchforschung des Klosters della Barbara vieles entdecken läßt, was uns jetzt noch entgangen ist.“
    „Ich werde eine sehr genaue Durchsuchung aller vorhandenen Räume vornehmen lassen. Aber, wie steht es, Señor Sternau, haben Sie die Gefangenen ins Verhör genommen?“
    „Ja.“
    „Und irgendwie ein Geständnis erhalten?“
    „Leider nein.“
    „Das habe ich erwartet. Die Charaktere, mit denen wir es zu tun haben, sind so verstockt, daß ein offenes Geständnis ganz und gar nicht zu erwarten ist. Wir werden also notgedrungen einen genauen Beweis führen müssen.“
    Sternau wiegte den Kopf bedenklich hin und her und antwortete:
    „Einem Beweis, selbst wenn er mit aller Logik und vollster Sicherheit gezogen wurde, haftet immer ein kleines Portiönchen Zweifelhaftigkeit an. Er gibt dem Verbrecher noch Gelegenheit zum Leugnen und zu der Behauptung, daß er unschuldig sei, trotz aller Beweise. Das ist umso unangenehmer, als selbst der scharfsinnigste Richter nicht untrüglich ist. Daher möchte ich eine Überführung auf Zeugenaussagen hin, mögen sie noch so untrüglich sein, gern vermeiden, zumal wir es hier mit einem außerordentlichen Fall zu tun haben und auch zur möglichsten Geheimhaltung, wenigstens einstweilen, gezwungen sind.“
    „So meinen Sie, daß wir auf ein Geständnis noch hoffen dürfen?“
    „Ja, nämlich von seiten der Josefa Cortejo. Wir haben einen kräftigen Verbündeten in den Schmerzen, welche sie zu erdulden hat. Ich habe dieselben durch meine Mittel zu lindern gesucht. Das werde ich nicht länger tun. Ich bin überzeugt, daß sich diese Schmerzen in so fürchterliche Qualen verwandeln werden, wie sie von der Tortur nicht schlimmer hervorgebracht werden könnten. Das muß und wird ihrer Verstocktheit ein Ende machen.“
    „Als Mensch bedaure ich dieses Mädchen, als Jurist aber muß ich sagen, daß sie ihr Los verdient hat. Sie sind eben jetzt erst angekommen?“
    „Ja.“
    „Sie werden natürlich alle

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