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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir das Geld heute noch schuldig. Der sollte mir wiederkommen!“
    „Sapperment! Wie heißen Sie denn?“
    „Ebersbach. Wir waren Schulkameraden und liefen immer miteinander. Aber an diesem Menschen war eben nichts Gutes. Vogel hat er gestellt, daß ihm die Polizei aufpaßte. Dann hatte er eine Liebste, die er nicht kriegen sollte. Zu der ist er auf der Leiter zum Hausbodenfenster hineingeklettert, und als ihr Vater dazugekommen ist, sind sie einander in die Haare gefahren im Stockfinstern. Der Alte ist dabei zur Treppe hinuntergestürzt und hat das Bein gebrochen, der Schlingel aber ist zum Fenster hinaus und auf der Leiter hinunter entkommen, und am anderen Morgen ist er über alle Berge gewesen. Seitdem hat man nichts wieder von ihm gehört. Er sollte nur wiederkommen. Der Beinbruch kann ihn noch heute ins Gefängnis bringen. Haben Sie ihn etwa irgendwo gesehen?“
    Pirnero würgte ein Stück Schweinskarbonade hinunter, schluckte und druckte und antwortete erst nach einer ganzen Weile:
    „Fällt mir ganz und gar nicht ein!“
    „Aber wie kommen Sie als Fremder denn auf diese Familie Matzke zu sprechen?“
    „Es wurde auf dem Schiff von ihr geredet.“
    „Hm! Woher sind Sie denn eigentlich?“
    „Aus – aus – aus Rheinswalden!“ platzte es ihm heraus.
    „Wo liegt denn das?“
    „Bei Mainz.“
    „Und was sind Sie denn?“
    „Großherzoglich hessischer Hauptmann und Oberförster.“
    „Ach so. Tragen die Hessen denn solche Uniform?“
    „Ja, seit drei Wochen. Wirt, was habe ich zu bezahlen?“
    Der Wirt machte ihm die Rechnung. Pirnero bezahlte und fragte dann seine Tochter leise:
    „Gefällt es dir hier in Pirna, Resedilla?“
    „Bei deiner sächsischen Aristokratie?“ lachte sie. „Ganz und gar nicht. Aber, Vater, was höre ich da für Sachen!“
    „Pst! Pst! Sprich leise!“ sprach er ängstlich. „Wenn die hier hören, daß ich früher Matzke geheißen habe, so geht es mir traurig. Ich mache mich zum zweitenmal aus dem Staub und komme niemals wieder. Der Teufel hole Pirna. Ich habe nicht gedacht, daß so ein blutdürstiges Volk hier wohnt. Wir fahren nach Dresden zurück, lassen uns das Passagiergut holen und fahren von einem anderen Bahnhof wieder ab nach Leipzig. Auf dem böhmischen Bahnhof soll mich kein Mensch wieder erblicken. In Leipzig kaufe ich mir andere Kleider, und dann können wir es einrichten, daß wir zur verabredeten Zeit in Mainz und Rheinswalden eintreffen. Die anderen werden dann aus Spanien angekommen sein, Gerard mit ihnen.“
    „Und was tun wir dann?“
    „Erst sehen wir uns das Wiedersehn an, und dann geht es nach Mexiko zurück.“
    „Wirklich?“ fragte sie, sichtlich erfreut, „du wolltest doch in Pirna wohnen bleiben!“
    „Sei still! Dieses Pirna kann mir gestohlen werden. Drüben in Mexiko ist Gerards Schwester und Schwager, André geht auch wieder hinüber zu seiner Emilia. Warum denn wir nicht auch? Von unserem Geld können wir dort ebenso gut und noch besser leben als hier. Ich habe verteufelt wenig Lust, mich hier als ehemaligen Hausbodeneinsteiger und Beinbrecher arretieren zu lassen, sondern werde schleunigst verschwinden.“
    Mit dem nächsten Schiff dampften sie wieder stromabwärts. Die Stadt Pirna ahnte nicht, welchen Besuch sie heute bei sich gesehen hatte. –
    Auf dem alten Polsterstuhl seines Arbeitszimmers saß der alte Hauptmann von Rodenstein und starrte verdrießlich vor sich nieder. Seine Beine steckten bis zu den Knien herauf in dicken, unförmlichen Filzstiefeln, über welche noch eine wollene Pferdedecke doppelt gebreitet war. Vor ihm stand sein treuer Ludewig, ebenso finster und ratlos auf den Boden niederblickend.
    „Ja“, sagte dieser letztere, „ich weiß auch kein Mittel, Herr Hauptmann.“
    „Da bist du gerade ebenso gescheit wie die Ärzte, oder ebenso dumm. Die Allopathen haben mich hingerichtet; die Hydropathen haben gar den Zapfen hinausgestoßen, und die Homöopathie bringt mich nun ganz um den Verstand. Da soll ich gegen den akuten Rheumatismus nehmen Akonit, Arnika, Belladonna, Loryonia, Chinin, Chamomilla, Merkur, Nux Vomica, Pulsatilla, gegen den chronischen Arsenik Sulfur, Rhododendron, Phytolaca und Stillingia, gegen den herumziehenden Arnika Pulsatilla, Belladonna, Moschus, Sabina, Sulfur, Kalmia und Kapsica. Nun sage mir ein Mensch, was für ein Kräuter-, Pulver- und Pillensack aus mir würde, wenn ich das Zeug alles verschlingen soll. Hol's der Teufel. Wenn nur wieder einmal eine so famos gute Nachricht

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