48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Schlüssels hören. Nach einer Weile kamen Schritte herab, und im Laternenschein wurden Cortejo und Landola sichtbar.
Kurt steckte neben Peters, dem Matrosen.
„Sind sie es?“ flüsterte er ihm zu.
„Ja“, antwortete der Gefragte, aber nur hauchend.
Die beiden Eingetretenen begannen zu sprechen.
„Leuchten Sie umher!“ sagte Landola.
Cortejo trug die Laterne und folgte der Aufforderung. Sie suchten den Sarg und fanden ihn, da er ja in goldenen Lettern den Namen dessen trug, der in ihm gelegen hatte.
Die Lauscher vernahmen jedes Wort, auch den Wunsch Cortejos, daß der Tod oder Teufel in dem Sarg liegen möge, da Landola behauptet hatte, er werde in diesem Fall den Teufel um Feuer bitten. Ebenso hörten sie die Bemerkung von dem Kleister im Gesicht, aus welcher zu entnehmen war, daß sie ihre Gesichter durch künstliche Mittel verändert hatten.
„Und der Teufel würde Sie doch beim Kragen nehmen“, meinte schließlich Cortejo.
„Meinen Sie?“ lachte Landola. „Wollen es versuchen. Also herab mit dem Deckel, und heraus mit dem Teufel!“
Der Polizist hatte den Deckel gar nicht nach der Fuge auflegen können; die Zeit war zu kurz dazu gewesen. Landola stieß den Sarg auf; der Deckel flog mit großem Gepolter herab, und die beiden Männer erblickten – Geierschnabel mit seiner langen Nase und weit geöffneten, starr auf sie gerichteten Augen im Sarg liegen. Beide stießen einen Ruf des Entsetzens aus und standen starr vor Schreck. Sie waren in diesem Augenblick unfähig, sich zu bewegen. Cortejo hielt mit der erhobenen Hand die Laterne empor, als ob er eine Statue sei.
Da, nach längeren Sekunden kehrte ihnen die Sprache wieder.
„O Himmel!“ rief Cortejo. „Wer ist das?“
„Der Teufel“, antwortete Landola.
Sie, die beiden Schurken, welche Taten begangen hatten, deren nur ein Mensch fähig ist, welcher weder Gott noch den Teufel fürchtet, sie wurden von ihrem Entsetzen so gepackt, daß sie zwar sprechen, aber sich nicht bewegen konnten. Beide zitterten am ganzen Körper.
„Der Teufel!“ stöhnte Landola.
„Ja, der Satan!“ ächzte Cortejo.
„Pchtichchchchch“, spritzte ihnen aus dem Sarg heraus ein Strahl Tabakssaftes in die Gesichter.
„Ja, der Teufel, der Satanas, der Beelzebub bin ich!“ rief Geierschnabel, indem er auf- und aus dem Sarg sprang. „Ihr sollt mit mir nach der Hölle reiten. Hier habt Ihr den Ritterschlag der Unterwelt!“
Und mit seinen beiden Armen zu gleicher Zeit ausholend, gab er einem jeden eine so gewaltige Ohrfeige, daß beide auf die Steinplatten niederstürzten. Und im nächsten Augenblick hatte er mit jener Geschwindigkeit, die nur einem Präriemann eigen ist, die Waffen, welche sie bei sich trugen, entdeckt, ihnen entrissen und in den äußersten Winkel geworfen.
Beim Niederstürzen war der Hand Cortejos die Blendlampe entfallen, aber in den Sarg, und war zufälligerweise so zu liegen gekommen, daß ihr Licht nicht ausgelöscht war. Geierschnabel ergriff sie mit der Linken, zog mit der Rechten sein Messer und stellte sich so, daß er mit dem Rücken den Eingang und die Treppe deckte.
Das gab den beiden die Überlegung zurück. Sie rafften sich auf.
„Donnerwetter!“ rief Landola.
„Alle tausend Teufel!“ rief Cortejo.
„Das ist ein Mensch!“
„Kein Teufel!“
„Ein Kerl von Fleisch und Bein gemacht!“
„Der es gewagt hat, uns zu schlagen.“
Der Schreck war plötzlich verschwunden und Grimm an seine Stelle getreten. Nun die beiden Patrone erkannten, daß sie es mit einem Menschen zu tun hatten, der sich übrigens allem Anschein nach ganz allein in dem Gewölbe befand, waren sie mit einem Mal wieder die alten geworden.
„Kerl! Was willst du hier? Was hast du hier zu tun?“ fragte Landola in drohendem Ton.
„Was ich hier zu tun habe?“ fragte Geierschnabel trocken. „Ohrfeigen habe ich auszuteilen; das habt Ihr ja gefühlt.“
„Das sollst du aber büßen müssen. Wer bist du?“
„Der Teufel. Ihr habt es vorhin selbst gesagt!“
„Treibe keinen Unsinn. Wer du bist, will ich wissen.“
Landola ballte bei diesen Worten die beiden Fäuste und trat drohend einen Schritt näher heran.
„Männchen, mache dich nicht lächerlich!“ lachte Geierschnabel. „Weder du, noch Ihr alle beide seid die Kerls dazu, mich fürchten zu machen!“
„Das wird sich finden. Ich verlange Antwort auf meine Fragen, erhalte ich diese nicht, so wirst du sehen, was folgt!“
„Was soll denn folgen?“
„Wir öffnen dir den
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