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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besetzen lassen.“
    „Und sie da festnehmen?“
    „Ja.“
    „Ich würde doch vorziehen, sie bis hier herunter gelangen zu lassen. Sie sind da besser zu ergreifen, weil von hier aus ein Entkommen viel schwieriger sein wird.“
    „Auch hierin haben Sie recht. Sie meinen also, daß diese Menschen sich eine Leiche rauben werden?“
    „Ich vermute das.“
    „Sie werden also ein altes Grab öffnen?“
    „Nein, sondern sie werden die Leiche aus einem Begräbnis holen, weil da nicht zu befürchten ist, daß eine Spur ihrer Tat zurückbleibt.“
    „Auch hierin vermuten Sie sehr richtig. Gehen wir also jetzt auseinander, um uns nach Einbruch des Abends hier wieder zu treffen.“
    Sie entfernten sich einzeln, so wie sie gekommen waren. In Erwartung der Ereignisse des Abends verging Kurt der Nachmittag außerordentlich langsam. Geierschnabel hatte sich wieder in das Gras gelegt um zu schlafen; aber sobald es düster genug war, kam er, um den Leutnant und den Matrosen abzuholen.
    „Ich hoffe, daß uns die Kerls nicht lange warten lassen werden“, sagte Peters.
    „Pah!“ meinte Geierschnabel. „Sie werden sich doch gerade den Spaß machen, uns möglichst lange warten zu lassen.“
    „Warum?“
    „Denkst du, daß sie vor Mitternacht kommen?“
    „Weshalb denn nicht?“
    „Weil das die Geisterstunde ist, in der sich jeder dumme Mensch vom Kirchhof möglichst fernhält.“
    „Hm. Zu diesen Dummen scheinen wir also nicht zu gehören.“
    „Ja, du für dieses Mal allerdings nicht.“
    Am Mausoleum stand ein Polizist; er hatte die Tür bereits geöffnet und wartete auf sie. Nach und nach fanden sich auch noch der Alkalde nebst mehreren anderen Polizisten ein.
    „Nun gilt es, unsere Arrangements zu treffen“, sagte er. „Ich werde zunächst zwei Mann an die Tür postieren.“
    „Das wird nichts helfen“, bemerkte Geierschnabel.
    „Warum?“
    „Weil diese Kerls sehr dumm wären, wenn sie sich gerade am Tor erwarten ließen. Sie werden wohl über die Mauer kommen. Das ist das Wahrscheinlichere.“
    „Das erschwert die Sache ganz außerordentlich“, meinte der Beamte mißmutig.
    „Warum?“ fragte der Präriejäger.
    „Weil ich da mehr Polizisten kommen lassen muß.“
    „Mehr Polizisten? O, Master Alkalde, ich kalkuliere, daß wir bereits genug solcher Leute hier haben.“
    „Ich habe doch alle vier Mauern besetzen zu lassen.“
    „Das ist nicht nötig. Sie bleiben hier unten bei den Särgen und besetzen nur den Kirchhof, aber nicht durch die Polizisten.“
    „Durch wen sonst?“
    „Durch mich.“
    „Durch Sie?“ fragte der Alkalde. „Durch Sie allein?“
    „Ja.“
    „Señor, das kann unmöglich genügen!“
    „Donnerwetter, warum nicht?“ fragte Geierschnabel, indem er mit großer Energie ausspuckte.
    „Ein Mann ist zu wenig.“
    „Da irren Sie sich ganz gewaltig. Viele Köche verderben den Brei. Ich bin ein Westmann, ein Prärieläufer. Wissen Sie das?“
    „Ich weiß das allerdings.“
    „Nun, so sage ich Ihnen, daß die zwei Ohren eines alten Jägers geeigneter sind, einen Kirchhof zu bewachen, als hundert Polizistenohren. Ihre Leute sind sicher nicht gewöhnt, den Käfer des Nachts im Gras laufen zu hören.“
    „Sie meinen, daß Sie jedes Geräusch über den ganzen Kirchhof hin sofort erlauschen würden.“
    „Ja.“
    „Und daß Sie sofort merken werden, wenn die Erwarteten einsteigen?“
    „Ganz sicher.“
    „Selbst wenn Sie sich weit von dem Platz befinden, an welchem das geschieht?“
    Geierschnabel fühlte sich verdrießlich über diese so eingehende Erkundigung. Er spuckte abermals aus und antwortete:
    „Ich sage Ihnen, daß Sie mir den Kirchhof viel eher und besser anvertrauen können, als Ihren Leuten. Das ist genug. Wollen Sie mir nicht glauben, wollen Sie sämtliche Mauern mit Polizisten besetzen lassen, als ob wir einen Sturmangriff abzuschlagen hätten, so müssen Sie auch gewärtig sein, daß die Kerls uns eher bemerken als wir sie. Und riechen sie den Braten, so können wir ihnen im Dunkeln nachsehen.“
    Der Alkalde wußte, welche scharfe Sinne so ein Jäger zu besitzen pflegt, darum antwortete er:
    „Sie mögen recht haben. Wir bleiben also alle hier unten in dem Begräbnis, und Sie mögen oben wachen.“
    „O, einen Ihrer Leute können Sie oben an die Tür postieren, damit ich Ihnen durch ihn Nachricht geben kann, ohne erst herunter zu müssen.“
    Er entfernte sich, und einer der Polizisten folgte ihm. Die übrigen blieben unten bei den Särgen zurück. Es waren

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