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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gesicht leuchten wolle, hielt aber die Laterne so, daß sie auch das seinige erkennen konnten. Sie wußten sofort, woran sie waren, obgleich ihnen dieses Wagnis ein geradezu unerhörtes und unbegreifliches erschien, während Grandeprise doch nur mit der blitzschnellen Energie des Präriemannes einem augenblicklichen Impuls gefolgt war.
    „Ja, sie sind es“, sagte er. „Der Gouverneur wurde mit der Nachricht von ihrer Festnahme geweckt. Er will sie augenblicklich sehen, da er weiß, daß Sie verdächtig sind, mit Juarez verkehrt zu haben. Sie haben mir zu folgen!“
    Und sich an den Schließer wendend, zog er die Quittung hervor und sagte in einem Ton, der keine Entgegnung zuließ:
    „Hier die Bescheinigung des Gouverneurs, daß Sie mir die beiden Gefangenen verabfolgt haben. Ich bringe sie in ungefähr einer Stunde wieder. Stellen Sie mir bis dahin eine Quittung aus, daß ich nicht zu warten brauche. Vorwärts!“
    Er schob die Gefangenen zur Tür hinaus und winkte den beiden Soldaten, sie unter ihre Obhut zu nehmen. Der Schließer wagte kein Wort des Einwandes. Er las beim Schein der Laterne die Quittung und hielt es nun für unmöglich, sich zu sträuben.
    So ging es fort, zur Treppe hinab, über den Hof hinüber und zum Tor hinaus, welches der Posten wieder öffnete. Draußen schlugen die Soldaten von selbst die Richtung ein, welche zum Gouverneur führte.
    Es war stockdunkel; Straßenlaternen gab es nicht, und so versicherten die Soldaten ihrer Gefangenen sich dadurch, daß sie je einen beim Arm ergriffen. Der Jäger fühlte jetzt sein Herz erleichtert, er wußte nun, daß er gewonnenes Spiel haben werde. Er hatte sich in eine fürchterliche Gefahr begeben gehabt. Was zählen Mut und Scharfsinn, Klugheit und Erfahrung eines Savannenläufers hinter den Riegeln eines Gefängnisses? Jetzt hatte er den freien Himmel wieder über sich, und nun fühlte er sich von jeder Besorgnis frei.
    Als sie eine genügende Strecke gegangen waren, zog er sein scharfes Messer heraus. Er hatte gesehen, daß die Fesseln nur aus Riemen bestanden, und fragte jetzt die Soldaten:
    „Habt Ihr die Kerls auch sicher?“
    „Ja, mein Kapitän“, antwortete der eine. „Wir führen sie ja beim Arm.“
    „Aber die Riemen?“
    „Sie scheinen fest zu sein.“
    „Wollen es lieber untersuchen. Riemen pflegen nachzugeben.“
    Er tat, als ob er die Banden mit den Händen auf ihre Festigkeit prüfen wolle, und schnitt sie ganz im Gegenteil durch. Die Gefangenen fühlten, daß sie frei seien, ließen sich dies aber durch keine Bewegung anmerken.
    „Es ist gut“, sagte er. „Ich glaube, wir sind nun sicher. Vorwärts nun wieder!“
    Der Weg wurde wieder fortgesetzt, aber bereits bei der nächsten Straßenecke stieß der eine Soldat einen Schrei aus und stürzte zu Boden.
    „Was gibt's?“ fragte Grandeprise.
    „Donnerwetter!“ antwortete der Mann. „Mein Kerl hat sich losgerissen und mich hergeschmissen.“
    „Ah! Wo ist er?“
    „Da drüben muß er laufen!“
    „Ihm nach!“
    Das Gewehr im Arm, rannte der Soldat fort. Schießen konnte er nicht, denn die Dunkelheit erlaubte ihm nicht, das geringste zu erkennen.
    „Halte nur den deinen fest!“ gebot Grandeprise dem anderen. „Verdammt wäre es, wenn wir ihn nicht wiederbekämen!“
    „Keine Sorge, mein Kapitän!“ antwortete der Mann im zuversichtlichsten Ton. „Dem soll es nicht gelingen, mir – ah, oh, Donnerwetter!“
    „Was gibt es?“ fragte Grandeprise.
    Gerade ebenso wie sein Kamerad am Boden liegend, raffte sich der Soldat empor und antwortete:
    „Auch der meinige hat mich niedergeworfen!“
    „Alle Teufel! Was für Schufte seid denn ihr Kerls! Laßt euch von diesen Schlingels zur Erde bringen! Wo ist er denn?“
    „Fort!“ antwortete der Mann sehr kleinlaut.
    „Donner und Doria! Wohin denn?“
    „Da vorn scheint er zu rennen!“
    „Laufe! Sonst mache ich dir Beine! Kriegst du ihn nicht wieder, so soll dich der Teufel holen!“
    Der Soldat rannte voller Angst von dannen.
    Seine Schritte waren noch nicht verklungen, so drehte sich der Jäger kurz um und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    „Verdammt klug haben es die beiden Kerls gemacht“, brummte er vergnügt. „Diese Franzosen haben nichts gesehen, ich aber habe es deutlich bemerkt. Sollte mich wundern, wenn sie nicht hier in dieser Gegend zu mir stießen.“
    Er hatte richtig vermutet, denn kaum war er mit diesem Gedanken zu Ende gekommen, so huschten zwei Gestalten zu ihm

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