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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lachend. Während dieser Worte faßte er ihn mit der Linken bei der Gurgel, die er fest zusammenpreßte, und versetzte ihm mit der Rechten einen Hieb an die Schläfe, jenen Savannenhieb, unter welchem der Getroffene stets sofort besinnungslos zusammenstürze.
    „So, da liegt er! Nun aber fort von hier nach einem sichereren Ort.“
    Bei diesen für sich hingeflüsterten Worten hob Grandeprise den Offizier auf, warf ihn sich über die Achsel und trug ihn nach einem einsam gelegenen Mauerwinkel, wo er ihn seiner Uniform entkleidete, ihn mittels der Taschentücher fesselte und auch knebelte und dann die Uniform mit seinem eigenen Anzug vertauschte.
    „So“, meinte er. „Jetzt bin ich fertig. Jetzt beginnt erst das Wagnis. Gelingt es nicht, so geht es mir traurig.“
    Er steckte seine Waffen zu sich und begab sich, nun seinerseits sporenklirrend, nach dem Gefängnis, an dessen Tür er schellte.
    „Wer da?“ fragte der innen stehende Posten.
    „Ordonnanz des Gouverneurs! Öffnen!“ antwortete er.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloß. Grandeprise wurde eingelassen. Der Posten trat nahe an ihn heran, und als er beim Schein einer trübe brennenden Laterne die Uniform erkannte, salutierte er vorschriftsmäßig.
    „Ist der Inspektor des Gefängnisses noch wach?“ fragte der Jäger.
    „Nein, mein Kapitän“, antwortete der Posten. „Er wurde aus dem Schlaf geweckt, als man vor kurzer Zeit zwei Gefangene brachte, ist aber wieder zur Ruhe gegangen.“
    „Wer ist an seiner Stelle?“
    „Ein Schließer.“
    „Parterre?“
    „Ja. Jede Front hat außerdem ihren Posten.“
    „Gut.“
    Er schritt über den Hof hinüber und läutete an der Tür des eigentlichen Gefangenenhauses. Der Schließer öffnete. Grandeprise wußte, daß zur gegenwärtigen Zeit die Franzosen die eigentlichen Meister des Landes waren, deren Wille in vielen Fällen und Beziehungen einen geradezu knechtischen Gehorsam fand. Er gab sich daher die Miene und das Äußere eines Mannes, der nicht im geringsten geneigt ist, mit sich sprechen und handeln zu lassen, und sagte:
    „Ist der Inspektor wach?“
    „Nein, soll ich ihn wecken?“ fragte der Schließer.
    „Nein, ist nicht nötig. Wie viele Mann in der Wachtstube?“
    „Acht.“
    „Bin Ordonnanz des Gouverneurs. Können zwei Mann zum Transport eines Gefangenen für kurze Zeit entbehrt werden?“
    „Ja.“
    „Schnell holen. Habe nicht viel Zeit.“
    Während der Schließer sich entfernte, um diesem kurz und streng gegebenen Befehl Gehorsam zu leisten, betrachtete der kühne, waghalsige Jäger sich den Raum, in welchem er sich befand.
    Da gab es eine Tafel, auf welcher die Namen sämtlicher Insassen des Gefängnisses verzeichnet waren. Dabei las er: „Nummer 32 angeblich Advokat Antonio Veridante nebst Sekretarius.“ Er wußte also die Nummer, in welcher die Gesuchten zu finden seien. Auf einer Schreibtafel lagen verschiedene Formulare, unter denen er auch Quittungsscheine für Entgegennahme von Gefangenen fand. Auch das kam ihm zustatten. Er nahm eiligst eine Feder zur Hand, füllte einen dieser Scheine aus und setzte den ihm bekannten Namen des Gouverneurs darunter, ganz aufs Geradewohl und ohne die Handschrift dieses hohen Beamten zu kennen. Er trocknete die Schrift, faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Tasche. Er war kaum damit fertig, so kam der Schließer mit zwei Mann Soldaten zurück, welche scharf geladene Gewehre trugen.
    „Hier, mein Kapitän, sind die Leute“, meldete er.
    „Gut. Ist ein Hauptschlüssel vorhanden?“
    „Ja. Ich trage ihn bei mir.“
    „Er schließt alle Zellen?“
    „Alle.“
    „Mir folgen! Vorwärts!“
    Da er von außen das erleuchtete Fenster gesehen hatte, so wußte er, daß die betreffende Zelle im ersten Stockwerk lag. Er stieg also, vom Schließer und den Soldaten gefolgt, die Treppe empor und schritt dann oben den Korridor hinab, bis er vor Nummer 32 stand.
    „Öffnen!“ befahl er.
    Der Schließer gehorchte ohne Widerrede. Der vor der Tür stehende Posten trat zurück, und die Tür ging auf. Bei dem Schein der Laterne, welche der Schließer trug, erkannten die beiden Gefangenen einen französischen Offizier, welcher eintrat.
    „Sie sind der Advokat Antonio Veridante?“ fragte er Cortejo.
    „Ja“, antwortete dieser.
    „Und dieser Mann ist Ihr Sekretär?“
    „Ja.“
    „Zeigen Sie her!“
    Diese letzten Worte waren an den Schließer gerichtet, dem er die Laterne aus der Hand nahm. Er tat so, als ob er den beiden Gefangenen in das

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