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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Nötig haben wir es wahrscheinlich nicht!“
    „Nun, so ist es Ihre Pflicht, uns von diesen Leuten zu befreien.“
    Als der Alte zögerte, meinte ein junger Kerl zu ihm:
    „Oder fürchten Sie sich vor diesem Zivil?“
    Da warf der Feldwebel dem Sprecher einen Blick zu, der wenigstens zerschmetternd oder – zermalmend wirken sollte und sagte: „Laffe! Als du noch keine Hosen trugst, trug ich bereits die Muskete. Ich werde Euch zeigen, wie schnell dieses Zivil vor mir die Flucht ergreifen wird.“
    Er schritt auf die vier Männer zu. Kurt lag im Gras und hatte sich eine Zigarre angesteckt; die anderen drei lagen mehr am Rand des Baches und beaufsichtigten das Tränken ihrer Pferde.
    „Was wollt Ihr hier? Auf und fort!“
    Diese Worte donnerte der Alte Kurt entgegen, indem er den Arm gebieterisch ausstreckte. Kurt regte sich nicht.
    „Habt Ihr es gehört? Augenblicklich fort!“ wiederholte der Alte. Auch jetzt gab Kurt noch keine Antwort.
    „Ah! Ihr wollt Euch widersetzen?“ fragte der tapfere Reitersmann. „Gut, meine Leute werden Euch fortbringen.“
    Kurt sah, daß er sich anschickte, Leute herbeizurufen. Das hätte eine Szene gegeben. Darum sagte er ruhig:
    „Sergeantmajor, wo haben Sie für diese Nacht Ihr Quartier?“
    Das empörte den Alten noch mehr. Er antwortete laut, so daß man es weithin hören konnte:
    „Was? Er fragt mich nach meinem Quartier? Welches Recht hat Er dazu? Und weiß Er nicht, daß man sich erhebt, wenn man mit einem Helden Seiner Majestät des Kaisers spricht?“
    „Gut, ich werde aufstehen, doch auf Ihre Verantwortung hin“, meinte Kurt leichthin. „Ich bemerke aber, daß ich dies nur aus Rücksicht auf Frieden tue, und wiederhole meine Frage, wo Sie heute Abend Ihr Quartier haben.“
    „Er hat sich darum nicht zu bekümmern!“
    „O doch! Hat Ihre Truppe den Befehl sich heute hier zu lagern, und ist Ihrer Abteilung vom Kommandanten diese Stelle angewiesen worden, so weiche ich gern; haben Sie aber Ihr Quartier in der Stadt, sodaß Sie hier nur spazieren ruhen, so habe ich dasselbe Recht wie Sie und bleibe.“
    Der Alte sah den jungen Mann erstaunt an.
    „Wer ist Er?“ fragte er. „Er tut ja gerade so, als ob Er auch gedient habe und von Reglement etwas verstehe.“
    Es hatte sich um die beiden und die drei anderen Zivilisten ein weiter Kreis von Soldaten gebildet, welche neugierig zuhörten.
    „Können Sie lesen, Sergeantmajor?“ fragte Kurt.
    „Mille tonnerres!“ fluchte da der Alte. „Tausend Donner. Wie kann Er es wagen, daran zu zweifeln!“
    Kurt antwortete ruhig:
    „Weil ich viele Sergeantmajors kennengelernt habe, welche nicht lesen konnten. Obgleich ich nach Ihrem Kommandeur verlangen könnte, will ich mich doch herablassen, Ihnen Rede zu stehen. Hier, Kamerad, lesen Sie!“
    Er zog von seinen Pässen denjenigen hervor, welcher in französischer Sprache abgefaßt war, und gab ihm denselben hin.
    „Wird auch viel Gescheites sein“, brummte der Alte.
    Er trat näher an das Feuer, um besser lesen zu können. Kaum aber war er fertig, so kam er zurück, machte in kerzengrader Haltung sein Honneur und sagte im respektvollsten Ton:
    „Verzeihung, mein Leutnant! Das konnte ich nicht wissen!“
    „So hätten Sie vorher sich ordnungsgemäß erkundigen sollen. Wo haben Sie Ihr Quartier?“
    „In der Stadt.“
    „So bleibe ich also hier. Treten Sie ab.“
    Der Alte drehte sich stramm um, und marschierte nach seinem Platz zurück, wo er sich kleinmütig niederließ. Rund um ihn herum begann ein Flüstern.
    „Warum ging er nicht?“ fragte einer.
    „Weil wir kein Recht haben, ihn fortzuweisen.“
    „Sie gaben ihm das Honneur!“
    „Donnerwetter! Er ist ein Offizier, und ich habe ihn Er genannt und so angedonnert. Ein Glück, daß wir morgen abmarschieren.“
    „Ist er ein Franzose?“
    „Nein, ein Deutscher.“
    „A bah! Was für ein Deutscher?“
    „Ein Preuße.“
    „Hole sie alle der Teufel! Welchen Grad hat er?“
    „Premierleutnant.“
    „Bloß? Pah!“
    „Sapperlot! Aber bei den Gardehusaren! Und beim Generalstab ist er auch! Bei dieser Jugend!“
    Das flößte Respekt ein; aber man ärgerte sich doch, daß ein alter Sergeantmajor von einem Zivilisten abgewiesen wurde. Das Ereignis sprach sich von Gruppe zu Gruppe; die Kinder des französischen Ruhms ereiferten sich darüber und es bildete sich eine Art von Wallfahrt nach dem Ort an welchem der Deutsche lag und nach der Gruppe, in deren Mitte der Sergeantmajor saß.
    Unter anderem kam auch

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