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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufpostierte, trat der Rittmeister direkt zu Kurt, welcher sich, wißbegierig, was der Mann von ihm wolle, aus dem Gras erhob. Der Offizier betrachtete sich den Deutschen einige Augenblicke lang stillschweigend und fragte dann:
    „Monsieur, es scheint, Sie sind kein Einwohner dieser Stadt?“
    „Allerdings“, antwortete Kurt in höflichem Ton.
    „Sie befinden sich auf Reisen?“
    „Ja.“
    „Woher kommen Sie?“
    „Jetzt zunächst aus der Hauptstadt.“
    „Und vorher, also überhaupt?“
    „Aus Deutschland.“
    Der Offizier kniff die Augen zusammen und meinte gedehnt:
    „Aus Deutschland? Ah! Sie meinen wohl Österreich?“
    „Nein, sondern Preußen.“
    „Preußen? Hm! Glauben Sie, daß dies hier gut für Sie sein wird?“
    Kurt warf dem Mann einen erstaunten Blick zu und antwortete:
    „Gestatten Sie, Ihnen zu gestehen, daß ich Ihre Frage nicht begreife und auch nicht verstehe!“
    Der Rittmeister warf den Arm in einer Weise in die Luft, daß damit das gerade Gegenteil von Vertrauen und Achtung ausgedrückt wurde, und sagte dann, indem er fortfuhr: „Sie werden das wohl sehr bald verstehen und begreifen. Für jetzt aber muß ich Sie bitten, mir zu sagen, wohin Ihre Reise gerichtet ist.“
    „Zunächst nach Santa Barbara.“
    „Zunächst also? Und dann?“
    „Nach der Hacienda del Erina.“
    „Ah, ich erinnere mich dieses Namens. Dies ist dieselbe Hacienda, welche sich so ausgezeichnet als Etappenstation eignet?“
    „Ich weiß das nicht, denn ich bin noch niemals dort gewesen.“
    „Welchen Zweck verfolgen Sie bei dieser Reise?“
    „Er ist rein privater Natur.“
    „Darf ich fragen, welcher Art diese Natur ist?“
    „Ich gedenke, Verwandte oder Freunde dort zu treffen, oder wenigstens etwas über sie zu vernehmen.“
    „Einen anderen Zweck verfolgen Sie nicht?“
    „Nein.“
    „Diese Personen, welche ich hier bei Ihnen sehe, werden Sie begleiten?“
    „Ja.“
    „Es sind Diener von Ihnen?“
    „Dieser Ausdruck wird nicht ganz genau bezeichnend sein.“
    „Also Freunde?“
    „Ich möchte sie allerdings beinahe so nennen.“
    „Ah! Hm! Freunde! Ist nicht einer dabei, welcher Geierschnabel heißt?“
    „Ja.“
    „So möchte ich Sie ersuchen mir zum kommandierenden General zu folgen.“
    Kurt blickte befremdet auf.
    „Was hat dies zu bedeuten?“ fragte er.
    „Ich bin nicht befugt, mich darüber zu äußern.“
    „Soll ich Ihnen etwa in der Eigenschaft eines Arrestanten folgen?“
    „Ich möchte mich dieses Ausdruckes allerdings nicht bedienen. Der General sandte mich, Sie und Ihre Begleiter zu ihm zu holen.“
    „Augenblicklich?“
    „Ja.“
    „Und wenn ich mich weigere?“
    „Ich will nicht befürchten, daß Sie dies tun werden.“
    „Und wenn ich es dennoch tue?“
    „Ich muß Sie bringen. Folgen Sie mir nicht freiwillig, so werde ich allerdings zur Anwendung von Gewalt gezwungen sein.“
    „Also bin ich doch arretiert!“
    „Es steht Ihnen frei, es zu nennen, wie es Ihnen beliebt, nur ersuche ich Sie dringend, von allem Widerstand abzusehen. Blicken Sie sich gefälligst um. Das ganze Feld wimmelt von unseren Soldaten. Es ist ganz unmöglich, zu entkommen.“
    Kurt warf einen schnellen Blick umher. Seine Begleiter hatten sich auch vom Boden erhoben. Sie standen neben den Pferden, den Zügel in der Linken und die Rechte im Sattel, also bereit, aufzuspringen und davonzujagen. Er aber schüttelte verächtlich den Kopf und sagte:
    „Nicht entkommen? Monsieur, wenn es eine Wette gelte, so wollte ich sicher sein, zu gewinnen. Läge es in meiner Absicht, zu fliehen, so würde niemand imstande sein, uns aufzuhalten. Aber ich habe ein reines Gewissen; ich bin mir nicht bewußt, etwas Unrechtes getan zu haben, und so verzichte ich auf jeden Entweichungsversuch. Wir stehen zu Diensten, Herr Rittmeister.“
    „Gut! Folgen Sie mir!“
    Der Offizier war mit seinen Begleitern zu Fuß gekommen.
    „Dürfen wir aufsteigen?“ fragte Kurt unter einem leisen Lächeln.
    „Nein!“ antwortete der Gefragte schnell.
    Sie nahmen also ihre Pferde am Zügel und folgten, bewacht von den Soldaten, dem Rittmeister.
    „Verdammt! Was werden wir sollen?“ flüsterte Geierschnabel dem Jäger Grandeprise zu, indem er sein Priemchen ausspuckte und ein neues von riesigen Dimensionen in den Mund schob.
    „Wer weiß es!“ antwortete der Gefragte. „Vielleicht hat man uns gar in dem Verdacht, Spione zu sein!“
    „Das wäre ja eine ganz verteufelte Christbescherung! Ich hörte, daß der Kerl meinen

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