49 Stunden
Polizei.
Er wünschte sich nur noch, dass endlich alles vorbei war. Morgen war die Übergabe. Und dann würde er sich aus dem Staub machen und nie wiederkehren.
Als er in sein Auto stieg, dachte er an den Anruf von Marge zurück. Die war vielleicht hysterisch gewesen. Was so ein kleines Mädchen bei ihr ausrichten konnte. Er musste direkt lachen. Sie war aber auch ein gerissenes kleines Ding, haute einfach ab. Hatte sie denn gar keine Angst? Er hatte ihr gesagt, dass sie ihre Mommy nie wiedersehen würde, sollte sie ungehörig sein.
Theoretisch müsste er das jetzt in die Tat umsetzen … aber wollte noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen.
***
Susi hatte die Verabredung mit ihrer Freundin Beth abgesagt, Eigentlich hatten sie sich vorgenommen, heute mal so richtig shoppen zu gehen, bei GAP gab es Sommerangebote, bei denen sie zuschlagen wollten. Doch fürs Shoppen war sie nun wirklich nicht in Stimmung. Also rief sie Beth an und sagte ab mit der Begründung, dass sie krank sei. Und das stimmte ja auch, sie war krank vor Sorge um Katie.
Mary hatte sich in ihr Arbeitszimmer verschanzt und sich seit dem Frühstück nicht mehr blicken lassen. Wenn Susi doch nur irgendetwas für sie tun könnte.
Irgendwann gegen Nachmittag war sie rausgegangen, um ein bisschen Luft zu schnappen. Sie war durch die kleinen gemütlichen Straßen hoch bis zum Lincoln Park spaziert und hatte bei der Statue von Abraham Lincoln Halt gemacht.
Ihr Handy klingelte. Ob das Dillon war mit Neuigkeiten wegen Katie?
Es war nur Dennis, der ihr sagen wollte, wie sehr er den gestrigen Abend genossen hatte und dass er das gerne wiederholen würde. Susi sagte ihm, sie würde sich bei ihm melden.
Ihr Blick fiel auf das Chicago History Museum. Sie hatte Katie bei ihrem letzten gemeinsamen Spaziergang im Park versprochen, mal mit ihr in dieses Museum zu gehen und etwas über die Vergangenheit der Stadt zu erfahren. Sie war keine Museumsgängerin, doch für Katie tat sie alles. Sie liebte sie wie eine kleine Schwester. Sie selbst hatte keine Geschwister und spielte gerne die Rolle der großen Schwester.
›› Ach, Katie‹‹, sagte sie. ››Wenn du wieder da bist, bringe ich dich in dieses Museum. Das verspreche ich dir hoch und heilig. Indianer-Ehrenwort.‹‹ Sie machte das Zeichen zum alten Lincoln, der nur eisern zurück starrte.
Wieder zuhause angekommen, machte sie eine Kanne Beruhigungstee und brachte Mary eine Tasse davon. Sie klopfte an Marys Tür, die rief: ››Herein.‹‹
›› Ich habe hier Tee für dich.‹‹
Mary sah auf. Sie sah schlimm aus, fix und fertig. Sie hatte den ganzen Tag über ihren Akten gesessen, was im Grunde nichts Außergewöhnliches war, doch heute schien es anders zu sein.
›› Danke, Susi, stell ihn mir bitte auf den Tisch. Du bist ein Schatz.‹‹
Susi lächelte. ››Hast du mit Katie gesprochen?‹‹, fragte sie.
›› Katie geht es gut‹‹, sagte Mary. Es hörte sich an, als wollte sie nicht nur Susi, sondern auch sich selbst beruhigen.
›› Ich will mir später einen Film ansehen. Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?‹‹
›› Was läuft?‹‹, fragte Mary.
›› Message in a bottle.‹‹
›› Mal sehen. Wenn ich bis dahin hier fertig bin, komme ich vielleicht rüber.‹‹
›› Okay‹‹, sagte Susi und ließ Mary wieder allein.
Sonntagabend
Sein Handy klingelte. Es war Keith, der anrief, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Er sagte, er sei bei Carlos Appartement gewesen, das jedoch dunkel war. Dann habe er ihn überall gesucht, nur um ihn letztendlich in seinem Auto sitzend am Lakeshore Drive anzufinden.
›› Der Kerl beobachtet deine Richterin.‹‹
›› Siehst du, ich hab`s ja gesagt, dass Caine da mit drin steckt. Er hat ganz sicher Katie entführt!‹‹
›› Dillon, steigere dich da nicht zu sehr rein. Dass er vor ihrem Haus Wache schiebt, beweist noch gar nichts. Womöglich hat er die Kleine gar nicht. Es könnte doch auch sein, dass Mary bedroht wird und sie die Kleine selbst weggeschafft hat.‹‹
›› An so etwas hatte ich auch schon gedacht. Aber ich habe da so ein Gefühl … nein, Keith, ich bin mir ganz sicher, dass diese Schweine die kleine Katie haben.‹‹
›› Okay, okay, Dillon. Ich werde Carlo Caine weiterhin beobachten. Werde ihm folgen, wohin er fährt. Vielleicht führt er uns ja zu der Kleinen. Wenn er sie wirklich hat, dann werden wir das herausfinden.‹‹
›› Was glaubst du, wo er sie verstecken
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