5 1/2 Wochen
weggeworfene Burger- Tüte. Ich staune nicht schlecht. Sowas gibt es hier also auch? Der Camino Francés hat mich auf 570 Kilometern noch kein einziges Mal an so einen Laden herangeführt, oder? Wahrscheinlich bin ich mit ganz eng anliegenden Scheuklappen durch die wirklich großen Städte gelaufen. Na super, jetzt habe ich Heißhunger auf Fastfood! Hoffentlich liegt der Laden auf meinem Weg. Bei 31 Tageskilometern kann ich mich nicht auch noch auf die Suche machen.
Meine erste Tat in der City ist die Überweisung der Hotelrechnung. Ponferrada, die Hauptstadt des Bierzo, hat 62.000 Einwohner und die scheinen alle auf den Beinen zu sein. Jede Menge Betrieb, viele Geschäfte, viel Verkehr, viele Menschen, die zum Einkäufen unterwegs sind. Eine Bank ist schnell gefunden. Ich muss mich in eine lange Schlange stellen. Oha, hoffentlich geht das schnell! Ich muss weg! Könnt ihr mich nicht vorlassen? Ungeduldig tippel ich von einem Bein auf das andere. Eine Bankangestellte erkennt wohl meine Not und hat Erbarmen. Sie winkt mich an ihren Schreibtisch und fragt, wie sie mir helfen kann. Sehr zuvorkommend und freundlich nimmt sie mich mit in ein kleines Büro und überweist für mich die 40 Euro nach Molinaseca.
Vor einem Supermarkt steht eine Parkbank unter einem großen Baum. Das ist die Gelegenheit, noch schnell ein paar Croissants und Wasser zu besorgen. Ruddi kann im Schatten gemütlich auf mich warten. Ich leine ihn an der Bank an und frage einen Mann, der es sich bequem gemacht hat, ob er einen Moment auf meinen Hund aufpassen kann. „Sí, claro (ja klar)!“ Blitzschnell finde ich im Laden alles was ich brauche und habe von der Schlange an der Kasse aus, einen guten Blick auf das, was draußen mit meinem Schnurzel passiert. Zwei Leute knien vor ihm und tun so, als ob sie ihn kennen. Der von mir engagierte Hundesitter sieht gerührt zu, lässt sie aber nicht aus den Augen. Na, da bin ich aber mal gespannt, wer sich so intensiv mit Ruddi beschäftigt!
Nach einer halben Ewigkeit komme ich endlich aus dem Geschäft und freue mich ein weiteres Loch in den Bauch als das Rätsel gelöst wird. Das sind Thomas und Gabi, das junge Pärchen aus der Bar in Rabanal. Der nette Señor, der mir geholfen hat, freut sich mit uns. Ich erzähle den beiden, dass ich bei Sturm und Regen heulend am Cruz de Ferro vorbeigelaufen bin und in Manjarín übernachten musste, weil Ruddi in Foncebadón unerwünscht war. Sie haben Tränen in den Augen und möchten es gar nicht glauben: „Wir haben uns schon so etwas gedacht, wärst Du doch in Rabanal geblieben, dann wäre Dir viel erspart geblieben. Du Arme! Wir haben die Herberge von Tomás ja gesehen und können uns gar nicht vorstellen, dort zu übernachten.“ Ich erzähle ein bisschen detaillierter von meinem Erleben auf dem Berg, um sie zu beruhigen. Sie zeigen echte Anteilnahme. „Ich habe aber auch in Molinaseca übernachtet und es ganz besonders gut angetroffen. Dieser Ort hat was Himmlisches an sich!“ Sie nicken mit leuchtenden Augen durchgehend und bestätigend mit dem Kopf, als ich begeistert davon erzähle. Obwohl sie selbst nur auf einen Kaffee dageblieben sind, haben sie auch den Glitzer über dem Ort gesehen.
Es fällt uns so schwer uns voneinander zu verabschieden, aber die heutige Etappe ruft immer lauter. Thomas und Gabi müssen noch im Hotel ihre Rucksäcke abholen und so mache ich mich alleine mit Ruddi wieder auf den Weg. Es ist übrigens keine Fastfood-Kette in Sicht, aber mein Heißhunger ist auch schon wieder verflogen.
Ponferrada hat viel Zeit in Anspruch genommen und ich bin froh, dass der Weg tatsächlich ganz einfach zu laufen ist. Die meiste Zeit bewegen wir uns auf einer Landstraße, wo nur ab und zu mal ein Auto vorbeikommt. Es ist wieder ganz schön warm in der Mittagssonne, aber es hält es sich in Grenzen. Ruddi ist noch rasant unterwegs. Die kleinen Ortschaften, die wir durchlaufen, sind sehr gepflegt. Hier stehen viele schicke und moderne Einfamilienhäuser mit geschmackvollen Vorgärten. Es ist nicht zu übersehen, dass das Bierzo eine der reichsten Gegenden in der Provinz León ist.
In einer Eck-Kneipe in Camponaraya nach insgesamt fast 18 Kilometern gönne ich uns eine Pause. Es ist sehr laut hier drin, aber auch amüsant. Vier ältere Männer spielen Karten. Sie versuchen sich zu konzentrieren, jeder will gewinnen. Sie haben fünf Kinder dabei. Es scheinen die Enkelkinder zu sein. Sie sind so zwischen vier und sechs Jahre alt und, wie es sich in
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