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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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einem
super-unbequem aussehenden modernen Stuhl ein junger Mann in blauem Krankenpfleger-Kittel und las in einer Zeitschrift. Als ich im Türrahmen stehen blieb, sah er hoch und lächelte mich an.
    »Hey«, sagte er.
    »Hey«, antwortete ich und betrat zögerlich das Zimmer. Es war ein schöner Raum, wahrscheinlich mit einem besonders großartigen Ausblick auf den Ozean. Mittendrin stand ein Krankenhausbett, komplett mit Infusionsständer und höhenverstellbarem Rahmen. Daneben befanden sich ein paar Metallborde, auf denen haufenweise gerahmte Fotos standen, zumeist Schwarz-Weiß-Aufnahmen, auf denen, den Outfits nach zu urteilen, Leute aus den Vierzigerjahren abgebildet waren.
    »Ähm.« Ich wandte mich an den alten Mann im Rollstuhl. »Hallo, Mr Slater. Ich bin Susannah Simon.«
    Der alte Mann sagte kein Wort, sondern starrte weiter auf die Gameshow, die vor seinen Augen ablief. Er war fast kahl und mit einer Unmenge Leberflecken bedeckt, und ein Spuckefaden hing ihm aus dem Mundwinkel. Als der Pfleger das bemerkte, beugte er sich sofort vor, um ihn mit einem Taschentuch abzuwischen.
    »Mr Slater«, sagte er. »Die nette junge Dame hat Hallo gesagt. Möchten Sie sie nicht auch begrüßen?«
    Aber Mr Slater sagte immer noch keinen Ton.
    Paul war mittlerweile hinter mir ins Zimmer gekommen. »Na, Pops, wie geht’s dir? Hattest du wieder einen spannenden Tag vor der guten alten Glotze?«
    Selbst seinen eigenen Enkel nahm Mr Slater nicht zur Kenntnis. »Ja, wir hatten einen schönen Tag, nicht wahr, Mr. Slater?«, antwortete stattdessen der Pfleger. »Haben einen hübschen Spaziergang im Garten hinter dem Pool gemacht und ein paar Zitronen gepflückt.«
    »Ist doch schön«, sagte Paul mit gespielter Begeisterung. Dann nahm er mich bei der Hand und zog mich aus dem Zimmer. Zugegeben, sehr fest musste er nicht ziehen. Ich fand den alten Herrn echt gruselig und war heilfroh, das Zimmer wieder verlassen zu können. Was angesichts meiner Angst vor Paul doch schon einiges hieß. Ich meine, dass es jemanden gab, den ich noch gruseliger fand als Paul …
    »Wiedersehen, Mr Slater«, sagte ich, ohne eine Antwort zu erwarten. Was auch gut so war, ich bekam nämlich auch keine.
    Auf dem Flur angekommen, fragte ich leise: »Was ist eigentlich genau los mit ihm? Hat er Alzheimer?«
    »Nein«, antwortete Paul und reichte mir eine der beiden dunkelblauen Wasserflaschen. »Die Ärzte wissen es nicht so genau. Wenn er will, kann er absolut klar im Kopf sein.«

    »Wirklich?« Es fiel mir schwer, das zu glauben. Menschen, die klar im Kopf sind, haben ihren Speichelfluss normalerweise im Griff. »Vielleicht ist er ja auch nur… na ja, alt eben.«
    »Na klar.« Paul stieß wieder sein typisches bitteres Lachen aus. »Das wird’s sein.« Dann machte er, ohne weiter darauf einzugehen, eine Tür zu seiner Rechten auf. »Hier ist es. Was ich dir zeigen wollte.«
    Pauls Zimmer, unverkennbar. Ich folgte ihm hinein. Das Zimmer war ungefähr fünfmal so groß wie meins – und Pauls Bett ungefähr zehnmal so groß. Wie alles andere im Haus war auch hier alles stromlinienförmig und modern, überall Glas und Stahl. Sogar der Schreibtisch, auf dem ein nagelneuer, ultrahipper Laptop stand, war aus Glas – oder eher aus Plexiglas. Im ganzen Zimmer war nichts von dem persönlichen Kram zu sehen, wie er in meinem Zimmer zuhauf herumlag – Zeitschriften, schmutzige Socken, Nagellack, halb leer gegessene Keksschachteln … Überhaupt war in Pauls Zimmer kein einziger persönlicher Gegenstand zu finden. Ich kam mir vor wie in einem kalten High-Tech-Hotelzimmer.
    »Hier ist es«, sagte Paul und setzte sich auf die Kante seines bootgroßen Bettes.
    »Aha.« Mir war jetzt mulmiger zumute als je zuvor. Nicht nur, weil Paul neben sich auf die Matratze klopfte, damit ich mich zu ihm setzte, sondern auch,
weil – mal abgesehen von den Klamotten, die wir beide trugen – die einzige Farbe im Raum das Blau war, das durch die riesigen Glasfenster hereindrang: das helle Blau des Himmels und das dunkle Blau des Ozeans tief unter uns. »Glaub ich dir aufs Wort.«
    »Nein, das meine ich ernst.« Er hörte auf, die Matratze zu beklopfen, griff unter das Bett und zog eine durchsichtige Plastikbox heraus, wie man sie zum Lagern von Wollpullovern im Sommer benutzt.
    Paul stellte die Box neben sich aufs Bett und öffnete den Deckel. Womit ich freie Sicht auf eine beachtliche Sammlung sorgsam ausgeschnittener Zeitungs-und Zeitschriftenartikel bekam.
    »Schau dir das

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